In der Stuttgarter Straße in Ditzingen haben Zweiradfahrer eine eigene Spur. Deren Lobbyverband ADFC ist nur bedingt zufrieden, einige Anwohner sind gar verärgert.

Ditzingen - Von heute auf morgen sei er gekommen, sagt Iris-Vanessa Voltmann, der Radschutzstreifen in der Stuttgarter Straße. „Niemand wusste, was passiert“, ärgert sich die Anwohnerin über die aus ihrer Sicht mangelhafte Informationspolitik der Stadt. Auch wenn sie selbst nach eigenen Angaben häufig mit dem Rad unterwegs sei, verhehlt sie nicht, dass sie sich nun über den markierten Streifen auch ärgert. Schließlich fielen dadurch Parkplätze für Autos weg. Außerdem sei der Radschutzstreifen so schmal, dass für Radfahrer bei einem Begegnungsverkehr zweier Lastwagen kein Platz bleibe.

 

ADFC fordert offensive Informationspolitik

Der Rathaussprecher Steffen-Michael Eigner kann die Kritik nicht nachvollziehen. Schließlich handle es sich um einen „lange gehegten Wunsch des Ausschusses für Technik und Umwelt“. Er bestätigt allerdings, dass es „im Vorfeld keine Information an die Bürger gegeben hat“.

Nicht nur Voltmann, auch Andreas Eifert fordert eine offensivere Informationspolitik. Eifert vertritt den Ortsverband Strohgäu des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Der Ditzinger weiß aber auch, „dass sich Autofahrer und Anwohner erst daran gewöhnen müssen“. Dass die Schutzstreifen schmal seien, bestätigt er. Sie haben ihm zufolge zwar die Mindestbreite von 1,20 Meter. Damit seien sie aber 30 Zentimeter schmaler als in der Regel. Die Straße lasse jedoch nichts anderes zu. „Ich kann mich nur bis zu der Decke strecken, die ich habe.“ Die Verkehrsteilnehmer müssten sich weiterhin arrangieren. „Es gibt keine andere Lösung.“

Der Radschutzstreifen in der Stuttgarter Straße am Bahnhof entlang ist nicht der einzige, der in den vergangenen Wochen angelegt wurde. Auch in der Calwer Straße und der Autenstraße ist ein Platz für die Radfahrer reserviert. „Ich begrüße es ausdrücklich, dass mehr für den Radverkehr gemacht wird“, sagt Eifert deshalb. Zumal es sinnvoll sei, eine Radinfrastruktur vor allem auf der Stuttgarter Straße aufzubauen. Diese ist seines Wiessens nach ein Abschnitt im Landesradwegenetz. Radler, die von Leonberg über Ditzingen nach Stuttgart wollen, fahren über diese Trasse.

Stadt wartet auf die Entwidmung

Gerade deshalb aber würde er sich von der Stadt ein übergeordnetes Radverkehrskonzept wünschen. Dieses sollte die Basis für den Ausbau der Radwege bilden. „Wenn man etwas anfängt“, findet Andreas Eifert, „sollte man es ganzheitlich betrachten.“ Es sei wichtig, die Radlerströme zu leiten und zu schützen, zumal sich das Aufkommen der Radfahrer in den vergangenen Jahren deutlich erhöht habe.

Weil das bisher nicht geschehen sei, entstünden Situation wie auf der B 295. Es sei zwar „richtig, dass man angefangen habe, aber schlecht, dass man es nicht gut enden lässt“, sagt Eifert. Der Schutzstreifen hört unvermittelt am Bahnhof auf. Wieder werde ein Konflikt zwischen Autofahrern und Radfahrern erzeugt, sagt Eifert – wissend, dass der Schutz noch nicht markiert ist, weil die Straße wegen der Modernisierung des Bahnhofareals ohnehin gerichtet wird.

Eiferts Wunsch wäre es freilich, dass die Stuttgarter Straße herabgestuft wird. Sie ist als Bundesstraße klassifiziert – auch wenn die nahezu parallel verlaufende Siemensstraße längst diese Funktion übernommen hat. Erst wenn es keine Bundesstraße mehr ist, lässt sich der Straßenraum mit größeren Freiheiten umgestalten. In der Forderung nach der Umwidmung stößt er bei der Stadt auf offene Ohren. Die Verwaltung fordert die Umwidmung seit Jahren, auch um die finanzielle Verantwortung für die über die Region hinaus bedeutsame Siemensstraße an den Bund zu übertragen. Bisher ist die Stadt dafür verantwortlich.