Werden Radfahrer auf Ihrer Strecke häufig zu eng überholt? Daten von mehr als 100 Freiwilligen geben nun für vierzig Stuttgarter Straßen die Antwort.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Straßenverkehr erlebt jeder anders – Fußgänger ebenso wie Rad- oder Autofahrer. Radler sind auf der Straße meist die Schwächeren. Für sie spielt es daher eine Rolle, ob oder wie eng sie überholt werden, in der Regel von Autofahrern. Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,50 Meter Abstand innerorts. Dass die meist nicht eingehalten werden, zeigen die Daten, die wir zwischen Mai und November 2021 mit mehr als 100 Freiwilligen und Unterstützung der DHBW Stuttgart sowie des dortigen „Kesselbox“-Teams eingesammelt haben.

 

Die Daten zeigen wir in der unten stehenden Tabelle. Vierzig Straßen sind darin enthalten. Die Tabelle enthält viele interessante Ergebnisse. Beispielsweise wurde nur in der Epple- und Jahnstraße (beide Degerloch) in der Mehrzahl der Fälle mit korrektem Abstand überholt. Ein möglicher Grund in der Epplestraße ist die breite Busspur, auf der Radfahrer ebenfalls unterwegs sind. In der Jahnstraße gelten Tempo 50 und 60, in solchen Straßen wird ausweichlich unserer Daten insgesamt mit größerem Abstand überholt.

Daten für 40 Stuttgarter Straßen

In neun Straßen registrierten die Kesselboxen dagegen nicht einen Überholvorgang, bei dem Autofahrer die vorgeschriebenen 150 Zentimeter Abstand hielten. In der Olgastraße (Mitte) und der Schlossstraße (West) wurden vier von fünf Radlern mit weniger als 120 Zentimeter Abstand überholt, in sieben weiteren bei mehr als jedem zweiten Überholvorgang.

Um Zufallseffekte einigermaßen auszuschließen, zeigt die Tabelle lediglich Straßen, bei denen die Kesselbox mindestens fünf Überholvorgänge erfasst hat.

Was die Daten zeigen – und was nicht

Einschränkend muss gesagt werden, dass unsere Freiwilligen sehr heterogen zusammengesetzt waren – und dass beispielsweise ältere Menschen womöglich seltener oder mit mehr Abstand überholt werden als sportliche Radfahrer. Einzelne Straßen wurden nicht gezielt untersucht, sondern die Freiwilligen haben ihre Routen im Stadtgebiet und darüber hinaus selbst gewählt.

Die Daten zeigen naturgemäß nur Überholvorgänge, die auch stattgefunden haben. Sie sagen auch nicht, wie wahrscheinlich es ist, dass Radfahrer etwa an engen Stellen überhaupt überholt werden. Dafür ergeben die Daten ein Abbild, wie eng Stuttgarter Radler „im Durchschnitt“ überholt werden.

Die Datensammlung war Teil unseres Projekts „Radort Stuttgart“. Dafür haben wir auch Kreuzungen und Strecken betrachtet, in denen sich Unfälle mit Radfahrerbeteiligung häufen sowie Nutzerinnen und Nutzer verschiedener Verkehrsmittel ins Gespräch gebracht. Alle Beiträge zum Projekt finden Sie auf der Projektwebsite.