Feinstaubgegner sorgen für dicke Luft in der City. SWR 3-Moderator Ben Streubel hat sich mit Kämpfern gegen Stuttgart 21 angelegt. Sein Vorwurf: Der alte Dieselgenerator der Montagsdemonstranten ist schlecht für die Gesundheit.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Können Minipartikel ein Großprojekt stoppen? Zu den Argumenten der Stuttgart-21-Gegner zählt seit Jahren der Feinstaub. Weil vielen Baufahrzeugen, die im Einsatz für den Tiefbahnhof unterwegs sind, sowie vielen Baumaschinen der Rußfilter fehle, so klagen sie, sei die Gesundheit von Anwohnern durch Immissionen in Gefahr. Nun sind es ausgerechnet die Umweltschützer selbst, die die Umwelt belasten.

 

Ben Streubel, in Baden-Baden tätiger Nachtmoderator von SWR 3, hat die Nase gestrichen voll. Der 46-Jährige ist einer der wenigen Stuttgarter mit der Wohnadresse Königstraße. Die Figur des Spiderman auf seiner Dachterrasse ist ein beliebtes Fotomotiv von Stadtbesuchern. Montags, klagt der Radiomann, kann er sich nicht in sein mediterran bepflanztes Dorado nach draußen begeben.

Am liebsten würde er dann seinen Spiderman losschicken, auf dass der Held für ein rasches Ende der Geruchs-und Lärmbelästigung sorge. Was Streubel seit Monaten erzürnt, ist der veraltete Dieselgenerator der Stuttgart-21-Gegner.

Ein neuer Generator ist für die Montagsdemonstranten „zu teuer“

Die „ratternde Dreckschleuder“, wie der Moderator sie nennt, werde für die Bühneninfrastruktur und für die Verstärkeranlage der Montagsdemos verwendet. „Auch beim Feinstaubalarm lief das Ding“, sagt er.

Verwundert ist Ben Streubel, „dass Menschen, die sich besonders für die Umwelt und für eine Verringerung der Feinstaubbelastung einsetzen, eine solche Stromquelle nutzen“. Er hat mehrfach das Umweltamt der Stadt aufgefordert, den Generator „auf Geruchsbelästigung und gesundheitsschädliche Immissionen“ zu kontrollieren.

Seit 2005 würden Stromerzeuger vom Typ, wie ihn die S-21-Gegner nutzen, wegen der Umweltbelastung nicht mehr hergestellt, hat seine Recherche ergeben. Bei den Demoveranstaltern ist das Problem bekannt. „Seit Monaten“ hat ein Techniker, der für den Aufbau der Bühne zuständig ist, sich um einen Rußfilter beim Hersteller des Generators bemüht, wie er sagt. Bisher sei dieser nicht geliefert worden. Würde man einen emissionsfreien Stromerzeuger neu kaufen, müsse man 30 000 Euro zahlen. Warum verwenden die S-21-Gegner nicht den „normalen Strom“, wie dies Schausteller des Weihnachtsmarktes tun? Für die Stromnutzung, so die Antwort, würden jeden Montag 300 Euro fällig. Dazu kämen die Kosten für den Elektriker. Am Geld scheitere dies also.

Hannes Rockenbauch plädiert für Änderung

Auf Streubels wiederholten Beschwerden hat sich die Stadtverwaltung bisher noch nicht bei ihm gemeldet. Erst die Zeitungsrecherche brachte die Behörde nun dazu, Stellung zu beziehen. „Rein rechtlich“, erklärte Stefan Praegert vom Amt für öffentliche Ordnung, könne die Stadt nichts gegen den Dieselgenerator der Montagsdemonstranten unternehmen. Der Ausstoß der Schadstoffe und die Lärmbelästigung würden im tolerierbaren Rahmen liegen – auch in Zeiten, in denen die Stadt den Feinstaubalarm ausruft. Aber „vernünftig“ und „wünschenswert“ sei diese veraltete Art der Stromerzeugung nicht.

„Wenn das erlaubt ist“, meint Königstraßen-Bewohner Ben Streubel, „stell ich mir so ein ratterndes Dieselgerät aufs Dach und erzeuge meinen eigenen Strom.“ Der Schadstoffausstoß sei vergleichbar mit mindestens zehn Dieselautos, die mit laufendem Motor in der City stünden. Streubel fordert die Stadt auf, ihm schriftlich zu bescheinigen, ob der Generator erlaubt ist, um dann gegebenfalls dagegen zu klagen.

Wer mit S-21-Gegnern über den Streit über die dicke Luft spricht, merkt, wie peinlich ihnen die Angelegenheit ist „Es wäre gut, wenn sich das ändert“, sagt Stadtrat Hannes Rockenbauch (SÖS/Linke). Umweltschützer mit umweltfeindlichem Generator – das ist so, als würden die Teilnehmer einer Vegetarier-Demo rote Würste essen.