Radschnellweg in Esslingen Bürger vermissen konkrete Pläne
Bei einer Begehung der möglichen Trassen für eine Radschnellverbindung durch Esslingen ist am Dienstagabend vieles im Ungefähren geblieben. Das hat bei manchen Teilnehmern zu Unmut geführt.
Bei einer Begehung der möglichen Trassen für eine Radschnellverbindung durch Esslingen ist am Dienstagabend vieles im Ungefähren geblieben. Das hat bei manchen Teilnehmern zu Unmut geführt.
Der Weg zur Radschnellverbindung durch Esslingen ist holprig. Seit Jahren wird über die beste Strecke durch die Stadt diskutiert – bislang ohne Ergebnis. Wer sich von einer öffentlichen Begehung der potenziellen Routen durch die Pliensauvorstadt und die Esslinger Innenstadt am Dienstagabend mehr Klarheit erhofft hatte, dürfte enttäuscht worden sein. Denn statt konkreter Pläne wurden lediglich verschiedene Möglichkeiten erwähnt – wie diese in der Praxis aussehen könnten, blieb jedoch im Ungefähren.
Dabei war das Interesse, über Details konkreter Routenführungen zu diskutieren, groß. Mehrere Dutzend Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Stadt Esslingen und des Regierungspräsidiums Stuttgart gefolgt, gemeinsam mit dem Planungsteam einen Teil der möglichen Trassen des Radschnellwegs RS 4, die aktuell noch zur Diskussion stehen, zu Fuß abzugehen und sich darüber mit den Planern auszutauschen.
Allerdings kristallisierte sich im Lauf der Begehung am Dienstag heraus, dass man offenbar mit sehr unterschiedlichen Erwartungen zu dem Termin gekommen war. Während viele Bürgerinnen und Bürger gerne über die speziellen Herausforderungen konkreter Trassenführungen diskutiert hätten, erhoffte sich das Planungsteam mit Sasan Aslani und Teresa Engel von der städtischen Stabsstelle Mobilität sowie Sebastian Knecht vom Regierungspräsidium Stuttgart offenbar eher generelle Hinweise und Anregungen von Anwohnern, um anschließend eine möglichst konfliktarme Route erarbeiten zu können. Daher kam es bei dem Spaziergang durch Stuttgarter Straße, Eberhard-Bauer-Straße und Parkstraße auch zu verschiedenen Unmutsäußerungen.
So monierte etwa Ellen Micheel: „Ich dachte, wir wären schon weiter.“ Die vier potenziellen Routenvorschläge seien schließlich längst bekannt. „Es überrascht mich, dass das immer noch der Stand der Dinge ist und es keine Vision und keine neuen Ideen gibt, wie man die Routen umsetzen könnte“, so Micheel. Eine andere Frau erklärte: „Uns fehlt hier der praktische Bezug.“ Und ein Teilnehmer kritisierte, angesichts der vagen Angaben werde man zwar theoretisch gefragt, habe letztlich aber kein Mitspracherecht, weil man sich nicht zu konkreten Planungen äußern könne. Wieder ein anderer forderte das Planungsteam explizit zur Stellungnahme auf: „Sie haben doch als Experten viel Zeit investiert und müssten eine Meinung haben und einen Vorschlag dazu, was eine gangbare Lösung wäre.“ Doch Aslani erklärte: „Es ist schwierig zu sagen, was die beste Lösung ist – wir wollen schließlich die Anwohner mitnehmen und nicht einfach entscheiden, wie es gemacht wird.“
Insgesamt sind derzeit noch vier Routen im Gespräch, die laut Stadtverwaltung aber alles andere als in Stein gemeißelt sind. Dabei handelt es sich um eine Strecke nördlich des Neckars und durch die City sowie um drei Trassen durch die Pliensauvorstadt. Route 1 könnte demnach von Stuttgart aus am nördlichen Neckarufer und eine kurze Strecke auf der Mettinger Straße verlaufen, um dann hinter der Volkshochschule den Rossneckar zu überqueren und an der neuen Hochschule vorbei bis zur Schlachthausstraße zu führen. Über diese könnte es dann in die Schelztorstraße und auf dieser bis zum Roßmarkt und in die Wehrneckarstraße gehen, von wo aus die Route weiter über Vogelsangstraße und Neckarstraße bis zur Pliensaubrücke führen würde. Am anderen Neckarufer ginge es dann über die Berkheimer Straße bis zum Alicensteg.
Route 2 hingegen führt um den Esslinger Stadtteil Weil herum und dann über Feldwege auf die Stuttgarter Straße in der Pliensauvorstadt, von wo aus es über die Berkheimer Straße bis zum Alicensteg geht. Bei Route 3 handelt es sich um einen Abzweig von Route 2 beziehungsweise Route 4 über die Parkstraße. Route 4 wiederum verläuft vom Neckar Center aus über den westlichen Teil der Weilstraße bis zur Karl-Pfaff-Straße in der Pliensauvorstadt, wo sie auf Route 2 oder 3 übergehen könnte.
Denkbar wäre laut Aslani vieles, um einen Radschnellweg zu realisieren – etwa eine Einbahnstraßenregelung in der Stuttgarter Straße, ein Kreisverkehr an der Kreuzung von Stuttgarter Straße, Brückenstraße und Berkheimer Straße oder aber die Ausweisung einer Fahrradstraße in der Parkstraße. Was genau diese Optionen aber vor Ort bedeuten würden, blieb am Dienstag unbeantwortet. „Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten es gibt und was die Vor- und Nachteile sind“, erklärte Sasan Aslani ein ums andere Mal bei konkreteren Nachfragen.
Auch für den Knotenpunkt von Stuttgarter Straße, Brückenstraße und Berkheimer Straße in der Pliensauvorstadt, der vom Planungsteam als größter Knackpunkt bei der Führung der Radschnellverbindung auf Esslinger Gemarkung ausgemacht wurde, scheint es bislang noch keine Lösungsidee zu geben.
Vorzugstrasse
Bereits seit Anfang des Jahres 2023 steht die Vorzugstrasse des Landes für den Radschnellweg RS 4 zwischen Reichenbach und Stuttgart fest. Dabei wurden jedoch zwei strittige Abschnitte ausgeklammert, nämlich der Bereich rund um den Landschaftspark Bruckenwasen in Plochingen und die Strecke zwischen dem Alicensteg in Esslingen und der Gemarkung Stuttgart.
Plochingen
Die Stadt Plochingen wehrt sich schon lange gegen die vom Land favorisierte Radschnellweg-Trasse auf ihrer Gemarkung. Diese würde nämlich auf rund 200 Metern durch den Landschaftspark Bruckenwasen führen, das will man in Plochingen unbedingt verhindern. Alternativ schlägt man vor, den Radweg durch eine neue Unterführung verlaufen zu lassen, deren Planung die Stadt bis vor Kurzem selbst übernehmen wollte. Inzwischen regt sich jedoch Widerstand gegen dieses Vorhaben.