Der Radschnellweg 4 wird vielerorts begrüßt. Doch es geht nicht vorwärts. Ein Problem, das Wernau bereits vor vier Jahren angesprochen hat, taucht jetzt erneut auf.
Seit gut und gerne sieben Jahren wird darüber geredet und geschrieben, dass ein Radschnellweg – im besten Fall – den Landkreis Göppingen durch das Fils- und das Neckartal hindurch mit der Landeshauptstadt Stuttgart verbinden soll. Dass es mit der Drahtesel-Autobahn auch nur halbwegs vorangehen würde, kann man indes nicht gerade behaupten.
Vom im September 2021 feierlich eröffneten und mit viel Prominenz eingeradelten Teststück zwischen Ebersbach und Reichenbach, einer unlängst eingehobenen Brücke über die Fils bei Ebersbach und einigen Asphaltarbeiten drumrum mal abgesehen, lässt die Realisierung des Projekts auf sich warten. Und das, obwohl Landesverkehrsminister Winfried Hermann am Radschnellweg 4 (RS 4) einen Narren gefressen haben soll.
Worüber noch diskutiert wird, wissen wohl nur die Experten
Immer wieder gab es neue Termine, bis zu denen die Planung komplett abgeschlossen sein sollte, immer wieder hieß es auch, dass es bei Reichenbach „demnächst“ weitergeht. Und immer wieder wurden die besagten Termine verschoben. Was genau bereits gedanklich in Stein gemeißelt ist – wenn auch noch nicht umgesetzt – und worüber nach wie vor diskutiert oder gar gestritten wird, wissen wohl nur noch die Experten.
So gibt es in Plochingen seit Anbeginn keine Einigkeit. Im Gemeinderat nicht und schon gar nicht mit dem Vorhaben des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP), die Trasse des RS 4 mehr oder weniger quer durch den Landschaftspark Bruckenwasen zu führen.
Eine finale Entscheidung fehlt bis heute.
Neckarabwärts aus Altbach und Deizisau ist schon seit geraumer Zeit nichts mehr zu hören, entweder weil die Pläne jetzt allgemeinen Gefallen finden oder eben, weil sich dort so langsam Resignation breit macht, nachdem es nicht vorangeht.
Weiter in Richtung Stuttgart ist die Lage kaum klarer. Von der vom RP ausgetüftelten Vorzugsvariante sind in Esslingen viele nicht begeistert. Eine finale Entscheidung, wo die Räder denn nun tatsächlich flott entlangrollen sollen, fehlt bis heute. Und wie das in Ober-, Untertürkheim und Bad Cannstatt aussehen könnte, ist gleichfalls noch nicht abschließend festgezurrt.
Ärger über Nachlässigkeit des RP
Einem anderen Fass, das bereits vor vier Jahren aufgemacht worden ist, fehlt zudem immer noch der Deckel. Gut, es mag nur ein Fässle sein, sorgt aber in Wernau nach wie vor für ein Gemisch aus Verwunderung und Ärger. So wurde jetzt bei der formalen Beteiligung zum Bebauungsplanverfahren für das Plochinger Filsgebiet West deutlich, dass eine Brückenauf- beziehungsweise -abfahrt des RS 4 – weiterhin und obwohl umgeplant wurde – Wernauer Flurstücke in Anspruch nimmt.
Die Tatsache an sich ist altbekannt, und mittlerweile hat es dazu – anders als noch 2021 – auch Gespräche zwischen Plochingen und Wernau gegeben. Mit dem RP allerdings, so hieß es in der jüngsten Ratssitzung, noch keine ernsthaften. Bereits vor vier Jahren regten sich die damaligen Stadträte sowie Bürgermeister Armin Elbl über diese Nachlässigkeit der Stuttgarter Behörde auf.
Wernau fordert, in die Planungen einbezogen zu werden
Nicht anders ist es jetzt bei den neuen Rätinnen und Räten sowie bei Rathauschefin Christiane Krieger. Die einstimmig beschlossene Forderung im Zuge des Beteiligungsverfahrens lautete deshalb: „Die Planung und Umsetzung der geplanten Radwegeverbindung ist in Abstimmung mit der Stadt Wernau zu erstellen.“
Dazu könnte es in den nächsten Wochen tatsächlich kommen. Das RP betonte auf Anfrage, man sei immer wieder mit Wernau im Austausch und das nächste Gespräch bereits terminiert. Eine Bestätigung dafür gibt es seitens der Bürgermeisterin: „Ende des zweiten Quartals wird dieses stattfinden“, erklärt Krieger.
Fest steht indes, dass es danach immer noch seine Zeit dauern wird, bis mit der besagten Brücke, den Auf- und Abfahrten, ja, bis es mit dem gesamten Projekt RS 4 weitergeht. Ob Winfried Hermann die Strecke noch beradeln kann, solange er Minister ist, darf deshalb zumindest stark bezweifelt werden.