Ein zwei Kilometer langer Radschnellweg entsteht. Die Städte hoffen täglich auf etwa 2000 Fahrradfahrer. Dabei setzt die Politik auch auf die IBM-Mitarbeiter, die bald in den Neubau in Ehningen ziehen.

Böblingen - Eine Fußballmannschaftsgroße Belegschaft rollt am Montag zu einer Baustelle am Rande von Böblingen. Auf E-Bikes, mit Helmen und Warnwesten. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Landrat Roland Bernhard (parteilos), der Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne), der Bürgermeister von Ehningen Claus Unger (parteilos) und andere geben den Startschuss zum Bau eines zwei Kilometer langen Radschnellwegs zwischen Böblingen und Ehningen. In Zeiten der Klimakrise ist ein solcher Termin Chefsache oder wie Verkehrsminister Hermann es ausdrückt: „Der Radschnellweg ist der Beginn eines neuen Zeitalters des Radverkehrs.“

 

Der geplante Abschnitt führt entlang der Kreisstraße zwischen Böblingen und Ehningen, von der Einmündung der Böblinger Straße in Ehningen bis zur Überquerung der Bundesstraße 464 in Böblingen. Bislang existiert auf der Strecke nur ein enger, teils ramponierter Radweg, der zu einem Radfahrertraum umgebaut werden soll. Fast die gesamte Strecke wird nun auf vier Meter verbreitert. Nur der Radweg auf der Autobahnbrücke, der nicht dem Land, sondern dem Bund gehört, bleibt auch nach den Bauarbeiten vorerst 2,5 Meter breit. Weglichter sollen die Trasse beleuchten. Und alle Bodenwellen und Straßendellen beseitigt werden. Bis zum Frühjahr des nächsten Jahres soll die Strecke befahrbar sein. Kosten: 1,65 Millionen Euro, die Hälfte davon kommt vom Land Baden-Württemberg.

Tempo-30-Schild bislang das einzige Problem

Die Trasse sei notwendig, damit Autofahrer auf das Fahrrad umsteigen, sagte Minister Hermann. Dazu seien optimale Straßenbedingungen notwendig. Durch den Umstieg soll auch das Verkehrsaufkommen reduziert und Staus auf den Autobahnzufahrten vermieden werden. Zwischen Böblingen und Ehningen könnte das bald notwendig sein, wenn rund 4000 IBM-Mitarbeiter zum neuen Standort nach Ehningen pendeln.

„Wir wollen die Achse Stuttgart–Sindelfingen–Böblingen–Herrenberg als Radschnellweg ermöglichen“, sagte Landrat Bernhard. Dazu ging vor einem halben Jahr die erste Teilstrecke des Radschnellweges an den Start, die etwa acht Kilometer lange Verbindung auf der Römerstraße zwischen Stuttgart-Rohr und Böblingen. Weitere Strecken nach Gärtringen und Leonberg werden gerade geprüft.

Bis Mitte August zählten Angestellte des Landratsamts zwischen Stuttgart und Böblingen täglich etwa 1200 Fahrradfahrten. Wirtschaftlich rechnen würde sich die Investition laut verschiedenen Kosten-Nutzen-Analysen, wenn jeden Tag mehr als 2000 Radfahrer den Schnellweg nutzten. Trotzdem ist Minister Hermann bislang zufrieden: „Der einzige Kritikpunkt, den ich gehört habe, gilt dem Tempo-30- Schild am Wegrand“, sagte er. Dieses gelte zwar nur für Autos, irritiere die Radfahrer aber. Wenn demnächst die Zufahrtswege ausgebaut seien und Bauarbeiten auf der A 81 beginnen würden, wodurch mehr Menschen das Fahrrad nutzten, könnten auch die 2000 Fahrten am Tag im Speckgürtel von Stuttgart geknackt werden. Landrat Bernhard nahm die Vorlage auf: „Wenn das Tempo-Schild das einzige Problem ist, wird es bis zum nächsten Montag weggeflext“, sagte Bernhard.