Den Gesamtsieg beim 10. Rems-Murr-Pokal des Activity-Racing-Teams erobert der Vorjahreszweite Jonas Tenbruck. Die letzte Etappe in Fellbach gewinnt der 20-jährige Michael Gießelmann vom Team Sauerland.

Fellbach - Immer wenn die Fahrer einzeln oder im Pulk um die Kurve in Richtung neue Kelter brausten, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde, brandete Beifall auf. Auch der zehnjährige Philipp Grettenberger, der beim Klapprad-Rennen mitgeradelt war, war beeindruckt.

 

Im Vorjahr war der Fahrer vom Team Belle Stahlbau Zweiter hinter Jannik Steimle gewesen

Die Elite bot beim Finale am Berg alles, was Radsport-Fans gefällt: Attacken, Überholmanöver, Ausreißversuche und einen Überraschungssieger. Michael Gießelmann vom Team Sauerland fuhr in Fellbach bei der zehnten Auflage des Rems-Murr-Pokals mit vier Sekunden Vorsprung vor Martin Frey (Team Bulls) ins Ziel. Der 20-Jährige hatte auf der dritten Etappe des Rems-Murr-Pokals die Etablierten abgekocht und feierte in seiner erst zweiten Saison als Amateur den ersten Sieg in dieser Klasse. Ebenso groß wie beim Nachwuchsfahrer, der im Gesamtklassement die Drei-Tages-Radserie auf dem zweiten Platz landete, war die Freude beim diesjährigen Gesamtsieger Jonas Tenbruck, der bereits seinen dritten Saisonerfolg feiern konnte. Im Vorjahr war der Fahrer vom Team Belle Stahlbau Zweiter hinter Jannik Steimle gewesen, diesmal stand er nach der dreitägigen Tour in Fellbach oben auf dem Treppchen.

Am Ende war das Klassement bei der Elite gehörig durcheinandergewirbelt

Der Auftakt am Freitag mit dem Nachtrennen in Schorndorf war für die Veranstalter vom Activity-Racing-Team des TSV Schmiden ein Wechselbad der Gefühle. Erstmals in der Geschichte des Rems-Murr-Pokals musste das Rennen der Elite-Klasse abgebrochen werden. Nach rund einem Drittel der Distanz verursachte ein wolkenbruchartiger Schauer das frühzeitige Rennende. Alle Favoriten waren zu dem Zeitpunkt in der Spitzengruppe. Darunter auch der im Vorfeld hoch gehandelt Marcel Fischer (Team Belle Stahlbau), der trotz eines Sturzes auf dem Kopfsteinpflaster die Wertung anführte.

Auf der zweiten Etappe, beim Stadtrennen in Backnang, kam pünktlich zum Start die Sonne heraus, und auf der Strecke ging es heiß her. Am Ende war das Klassement bei der Elite gehörig durcheinandergewirbelt. Jonas Tenbruck gewann die Etappe und fuhr auf Platz eins in der Gesamtwertung. Marcel Fischer, der nach dem Sturz nicht mehr ganz im Vollbesitz seiner Kräfte war, stellte sich fortan in den Dienst des Teamgefährten. „Der Marcel hat mir sauber das Vorderrad frei gehalten“, sagte der Gesamtsieger.

Seine Mitradler konterten, doch sie freuten sich zu früh

Um den Tagessieg entbrannte am Kappelberg ein abwechslungsreiches Rennen, in dem zunächst Johannes Herrmann vom Team Erdgas Schwaben nach einer frühen Alleinfahrt die besten Zeiten pro Runde hinlegte. In der vierköpfigen Führungsgruppe, die auf die letzten fünf Runden ging, war Johannes Herrmann noch dabei. Als Michael Gießelmann, Martin Frey und Mario Vogt (Sapura Cycling) drei Runden vor Schluss einen Zwischensprint ansetzten, waren seine Kräfte verbraucht, und er wurde am Ende Vierter. Ein Trio fuhr auf die letzte Runde der Jubiläumsauflage des Rems-Murr-Pokals, angefeuert von Fans am Streckenrand, etwa von „Antifascists Bike Action“, deren Unterstützer sich an der Bergwertung versammelt hatten. Sie sahen, wie Michael Gießelmann, der bei der deutschen Bergmeisterschaft auf dem 16. Platz gefahren war, den ersten Angriff unternahm. Seine Mitradler konterten, doch sie freuten sich zu früh. Denn der 20-Jährige fuhr in der Abfahrt mit Schwung aus dem Windschatten heraus und an ihnen vorbei. Ein Sieg mit Köpfchen.

Klapprad-Fans: Foto: Eva Herschmann

Zum Finale des zehnten Rems-Murr-Pokals am Sonntag präsentierte sich der Sommer in bester Wetterlaune. Viele Zuschauer trafen sich zum Picknick entlang der Strecke, und viele Radfahrer mit besonderer Vorliebe waren auch gekommen. 40 nahmen am 2. Fellbacher Klapprad-Cup teil, darunter Mitglieder von den Klappradfreunden Schmiden mit ihren alten Drahteseln – wie Philipp Grettenberger. Er findet sein altes Klapprad, das sein Vater Jens, ebenfalls Klappradfahrer, im Internet ersteigert hat, einfach cool und den Sitz herrlich bequem. Also ist er mit seinem Vater und seinen Klapprad-Kumpels, den Brüdern Cosmo und Linus Andrä im Rennen mitgefahren und hat dann das Elite-Rennen angeschaut. „Das wäre nichts für mich, die gehen viel zu schnell in die Kurven, wenn die stürzen, da sind die ja tot“, sagte Philipp und schwang sich auf sein Klapprad.