Bei der Tour de France stehen die härtesten Etappen in den Alpen an – und das bei brütender bei brütende Hitze. Wie ist damit umzugehen? Über diese Frage ist eine Diskussion entbrannt.

Gap - Auf der Alpentrilogie entscheidet sich von Donnerstag bis Samstag die Tour de France. Dabei wird den Fahren körperlich alles abverlangt werden – denn zur enormen Höhe könnte nun auch noch extreme Hitze kommen.

 

Die Ausgangslage

Auf der Königsetappe der Frankreich-Rundfahrt geht es an diesem Donnerstag über den Col de Vars (2109 m), den Col d’Izoard (2360 m) und den Col du Galibier (2642 m). Am Freitag und Samstag folgen die Bergankünfte in Tignes (2113 m) und Val Thorens (2365 m) sowie zuvor Anstiege auf den Col de l’Iseran (mit 2770 m das Dach der Tour) und den Cormet de Roselend (1968 m). Das allein reicht schon als Herausforderung, doch zumindest an diesem Donnerstag auf dem ersten Teilstück in den Alpen dürften zudem noch die Temperaturen jenseits der Marke von 30 Grad liegen. „Höhe und Hitze, das treibt das Ganze natürlich auf die Spitze“, sagt Dan Lorang, der Trainer von Emanuel Buchmann, „wer die Kombination dieser Belastungen am besten verträgt, wird das Rennen gewinnen.“

Das sagen die Fahrer

Vor allem Peter Sagan fiel es schwer, nach der Etappe am Dienstag rund um Nimes, als das Peloton bei fast 40 Grad um den Sieg kämpfte, kühlen Kopf zu bewahren „Es hat sich angefühlt wie in einem Backofen“, schimpfte der dreimalige Weltmeister, der bei der Tour wohl zum siebten Mal das Grüne Trikot des besten Sprinters gewinnen wird, „ich habe eine Flasche nach der anderen getrunken, und dann noch eine und noch eine. Das war verrückt. Wenn es bei diesem Wetter in die Berge geht, wird das sehr, sehr schwer.“

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Am Mittwoch war es auf dem Weg nach Gap immer noch teilweise mehr als 35 Grad heiß. Weshalb auch Routinier André Greipel meinte: „Alles, was über der Körpertemperatur ist, ist nicht gesund. Und 3500 Kilometer durch Frankreich zu fahren, ist auch nicht gesund. Die Kombination macht es noch schwerer.“

Das wird gegen die Hitze getan

Die Fahrer behalfen sich mit allerlei Tricks. Einige schieben sich Eiswürfel in die Löcher ihrer Helme und unter ihre Trikots, andere fahren mit Kühlwesten oder bekommen Kühlpacks für den Rücken gereicht – beim deutschen Rennstall Bora-hansgrohe werden dafür Eiswürfel in Nylon-Strumpfhosen gepackt. Enorm wichtig ist natürlich, genügend zu trinken. Mehr als fünf Liter nehmen die Fahrer auf einer heißen Etappe zu sich. „Die Hitze ist zusätzlicher Stress für den Körper, weil die Thermoregulation nicht mehr richtig funktioniert“, erklärt Jan-Niklas Droste, der Teamarzt von Bora-hansgrohe. Die Katusha-Profis sind angewiesen, bis zu 1,5 Liter pro Stunde zu trinken. „Sonst“, sagt Teaminternist Ortwin Schäfer, „fällt die Leistungsfähigkeit stark ab.“

Das sind die Regeln

Im Radsport gibt es das „Extreme Weather Protocol“ – mit Maßnahmen, die bei extremen Bedingungen wie Schnee, Sturm, Gewittern oder extremer Hitze ergriffen werden können. Dazu gehört zum Beispiel, den Beginn einer Etappe in den frühen Morgen zu legen. Bisher war davon bei der Tour aber noch nicht die Rede, was kein Wunder ist: Eine derartige Veränderung des Zeitplans hätte für die Organisation einer Etappe gravierende Auswirkungen. Da ist es einfacher, die Fahrer schwitzen zu lassen.