Die 47-jährige Corinna Frank aus Schmiden startet bei den Special Olympics der Menschen mit geistiger Behinderung, die nächste Woche beginnen, im Einzelzeitfahren über 500 und 1000 Meter.

Schmiden - Die Trainingsbedingungen könnten besser sein. Das Walzenrad von Corinna Frank steht neben dem Esstisch im Wohnzimmer der Wohngruppe der Diakonie Stetten in Schmiden. Immerhin mit Blick aus dem Fenster auf den Grünstreifen vor dem Haus. In der kleinen Wohnung gleich ums Eck, die die 47-Jährige gemeinsam mit ihrem Freund Martin bewohnt, hätte das Fahrrad gar keinen Platz. Fast täglich hat sich Corinna Frank in den vergangenen Monaten in den Sattel geschwungen und ist kräftig in die Pedale getreten, um fit zu sein für die Special Olympics in Abu Dhabi vom 14. bis 21. März.

 

Schließlich ist Berlin Austragungsort für die Weltspiele 2023

In Abu Dhabi werden 7000 Sportler und 2500 Trainer aus 170 Ländern erwartet. 24 Sportarten sind im Angebot. In einigen Wettbewerben, etwa im Tischtennis, spielen behinderte und nicht nichtbehinderte Athleten zusammen. 20 000 freiwillige Helfer sind im Einsatz. Fakten, die die Verantwortlichen der Sportlerorganisation Special Olympics Deutschland (SOD) brennend interessieren. Schließlich ist Berlin Austragungsort für die Weltspiele 2023. Corinna Frank kennt die Zahlen auch. Die Dimensionen der Veranstaltung kann sie sich dennoch nicht wirklich vorstellen. Es sind ihre ersten Weltspiele. Auch mit dem Gastgeber der Special Olympics kann sie noch nicht allzu viel anfangen. „Ich weiß nur, dass wir auf einer Rennstrecke in Abu Dhabi unsere Wettkämpfe ausfahren.“

Eigentlich ist Corinna Frank am liebsten auf der Straße unterwegs. Bei den deutschen Sommerspielen in Kiel im vergangenen Jahr gewann sie die Bronzemedaille im Straßenrennen über fünf Kilometer. Im Einzelzeitfahren bevorzugt sie mittlere Distanzen. In Kiel verpasste Corinna Frank über zwei und über fünf Kilometer das Treppchen als Vierte jeweils knapp. „Damit war sie für die Special Olympics in Abu Dhabi qualifiziert“, sagt Christine Reinhardt, ihre Betreuerin und Heimtrainerin. Dass Corinna Frank dort auf den Sprintstrecken starten wird, liegt daran, dass die Sportler auf möglichst viele Wettkämpfe verteilt werden sollen und bei den Sprintern das Kontingent noch nicht voll war. Also trainiert Corinna Frank seit September gezielt langgezogene Sprints, um möglichst von der Startlinie bis ins Ziel Vollgas geben zu können. Denn ehrgeizig ist die Schmidenerin und rechnet sich über die 1000 Meter auch Chancen aus: „Dabei zu sein ist schön, aber eine Medaille ist noch schöner.“

Die restlichen Mitglieder des elfköpfigen deutschen Radteams kennt Corinna Frank schon

Die Reise zu den Special Olympics ist ein kleines Abenteuer für Corinna Frank: „So weit weg war ich noch nie.“ An diesem Freitag nutzt sie mit anderen Sportlern aus Baden-Württemberg einen Zubringerflug von Stuttgart nach Frankfurt. Am dortigen Flughafen, unmittelbar vor dem Abflug, werden die 163 Athleten und ihre „Unified Partner“, die Sportler ohne Behinderung, die in den inklusiven Teams starten, 66 Trainer und Funktionäre am Gate Z50 mit großem Bahnhof verabschiedet – und unter anderen von Frank Busemann, Sportbotschafter von Special Olympics Deutschland, und Sebastian Rode, Fußball-Profi beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt.

Die restlichen Mitglieder des elfköpfigen deutschen Radteams kennt Corinna Frank schon. Claudia Geiger, die deutsche Cheftrainerin, hatte alle im November zu einem Trainingswochenende in Mosbach geladen. Corinna Franks größte Sorge ist, dass ihr Fahrrad auf der weiten Reise Schaden nehmen könnte und dass sie den kleinen Bär vergisst, den Ersatz für ihren Freund Martin, der auch bei Wettkämpfen radelt, sich aber nicht für die Special Olympics qualifizieren konnte.

Corinna Frank freut sich auf viele neue Eindrücke

Das erste Zielflughafen, den die deutsche Special-Olympics-Delegation von Frankfurt aus ansteuert, ist übrigens nicht Abu Dhabi, sondern Dubai. Denn vor den sportlichen Wettbewerben, die am nächsten Donnerstag beginnen, steht das „Host Town Programm“, das der Akklimatisierung, dem Kennenlernen der Gastregion und zum Trainieren dienen soll. Die deutsche Delegation wird im Emirat Schardscha erwartet, nur rund 15 Autominuten von der Glitzermetropole Dubai entfernt. Das wenig bekannte Sultanat zwischen Meer, Wüste und Bergen mit subtropisch trockenem Klima ist ebenso wohlhabend wie sein Nachbar Dubai. Vom Reichtum durch Erdöl und Gas zeugt auch hier eine Skyline mit Wolkenkratzern, doch Schardscha will sein historisches Erbe bewahren und den Besuchern näherbringen. Corinna Frank freut sich auf viele neue Eindrücke, aber auch auf das Training unter sicherlich besseren Bedingungen als im Wohnzimmer der Wohngruppe in Schmiden.