Ein Ende des jahrelangen Tauziehens um eine neue Zweirad-Verbindung nach Perouse ist noch nicht abzusehen.
Geschützte Heckenbiotope, verkaufsunwillige Grundstückseigentümer, eine schwierige Topografie und schließlich auch noch Fauna-Flora-Habitat-Mähwiesen (FFH) – viele Hindernisse liegen auf dem Weg zu einer Radstrecke, die Heimsheim direkt mit dem benachbarten Perouse verbinden soll. Dabei ist ein sonst bei solchen Vorhaben oft schwieriger Punkt längst geklärt: die Finanzierung. Die übernimmt zu großen Teilen das Land, denn die neue Verbindung soll ein straßenbegleitender Radweg an der Landesstraße 1179 sein. Bei der jüngsten Haushaltsberatung im Gemeinderat wurde aber deutlich, dass das seit Langem geplante Projekt so schnell nicht realisiert werden kann. Eine halbe Million Euro für einen Baubeginn in diesem Jahr hatte die Verwaltung vorgesehen. Doch daraus wird nichts und das, obwohl das Regierungspräsidium Karlsruhe auf Nachfrage sagt, dass die Maßnahme im „vordringlichen Bedarf“ liegt und die Planungen „relativ weit vorangeschritten“ seien.
Woran hakt es bei der Verbindung, die nicht nur Freizeitradler und Berufspendler herbeisehnen, sondern die auch Schülern den Weg per Rad etwa zum Rutesheimer Gymnasium erleichtern würden? Denn derzeit genutzte Strecken führen mit Umwegen über Waldwege und queren vor Perouse ungesichert die Landesstraße. Auf der L1179 selbst zu radeln ist keine Alternative, denn diese ist kurvig, streckenweise unübersichtlich und mit deutlichem Gefälle.
Heimsheim ist seit etwa zehn Jahren an dem Thema dran
2017 gab es laut dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe die letzten Bauaktivitäten an der Straße zwischen Heimsheim und Perouse. Zu diesem Zeitpunkt habe es noch keine baureife Planung für den Radweg gegeben, antwortete das RP auf die Frage, warum ein straßenbegleitender Radweg bei der Neugestaltung der Ortsumfahrung von Perouse nicht gleich mitgeplant wurde. Fest steht, dass Heimsheim schon etwa zehn Jahre an dem Thema dran ist, als sich die Stadtverwaltung mit einer entsprechenden Bitte an das Regierungspräsidium Karlsruhe gewandt hat. Im Jahr 2018 schlossen Stadt und Land dann eine Vereinbarung ab, in der Heimsheim die Planungen sowie den Bau und das Land die Kosten übernehmen.
2019 kam Andor Varszegi als Bauamtsleiter nach Heimsheim. Seither sei dieser Radweg ein ständiges Thema bei ihm, sagt er. Mehrere Streckenvarianten wurden mithilfe von Ingenieurbüros ausgearbeitet. Weil sie in Teilen über landwirtschaftliche Flächen führen, musste die Stadt Grundstücke von Privateigentümern aufkaufen. Dies habe sich – zumal in den Coronajahren – als schwierig erwiesen und viel Zeit in Anspruch genommen. Manche Eigentümer waren laut Varszegi nicht verkaufswillig, obwohl die Stadt bereit war, etwas mehr pro Quadratmeter zu zahlen und noch ein Beschleunigungsgeld anbot. Um das Abtreten von Grundstücksteilen für die Landwirte attraktiver zu machen, entschied man sich, den Radweg anstatt der vom Land bezahlten 2,50 Meter Breite nun auf 3,50 Meter auszubauen, sodass er auch von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden kann. Die Mehrkosten dafür übernimmt die Stadt. Varszegi lobt dabei ausdrücklich die Heimsheimer Eigentümer, mit denen die Grundstücksverhandlungen ganz überwiegend gut geklappt hätten. Schwieriger sei es vereinzelt bei Auswärtigen, die erst durch die Anfrage der Stadt erfahren hätten, dass sie dort Land besitzen. „Jetzt fehlt uns nur noch ein einziges Grundstück“, sagte der Bauamtsleiter kürzlich im Gemeinderat.
Doch inzwischen ist ein neues Hindernis aufgeschlagen – die FFH-Mähwiesen. Heimsheim – idyllisch im Heckengäu gelegen – hat reichlich davon. Diese streng geschützten Flächen, die jetzt überall im Land kartiert werden, zeigen sich immer wieder als Stolpersteine für Projekte vor Ort. Zusammen mit Vertretern von Naturschutzverbänden und dem beauftragten Ingenieurbüro wurde jetzt nach langem Hin und Her eine neue Trassenvariante, die fünfte inzwischen, erarbeitet. Diese erfordert laut Andor Varszegi ebenfalls Eingriffe in Hecken und Mähwiesen. Deswegen muss nun zunächst ein Ökologe dort ein Jahr lang Fauna und Flora beobachten und ein artenschutzrechtliches Gutachten erstellen. Der Gemeinderat soll demnächst eine entsprechende Auftragsvergabe behandeln. Sollte das Landratsamt als untere Naturschutzbehörde dann grünes Licht für die Streckenvariante geben, müssten bei Bedarf auch Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe vorgenommen werden.
Provisorium soll zunächst Abhilfe schaffen
Der Heimsheimer Bauamtsleiter zeigt sich trotz aller Schwierigkeiten weiter optimistisch, „dass wir’s hinkriegen.“ Wann das sein wird, ist aber noch nicht abzusehen.
Ebenfalls im „vordringlichen Bedarf“ liegt laut RP ein zweiter Radweg, und zwar der sogenannte Lückenschluss unter der Autobahn A8 an der L1134 zwischen Heimsheim und Mönsheim. Ein Provisorium solle hier zunächst rasch Abhilfe schaffen, bis der gesamte Bereich der Autobahnausfahrt neu überplant wird, hieß es schon im Herbst 2023. Nach dem aktuellen Stand der Planungen gefragt, antwortete jetzt das RP, dass zunächst noch eine Kanalerkundung und Baugrunduntersuchungen für die Stützbauwerke durchgeführt werden müssen. „Die Entwurfsplanung kann voraussichtlich dieses Jahr abgeschlossen werden, anschließend kann mit den Ausführungsplanungen begonnen werden“, so das RP. Man darf also gespannt sein, auf welcher der beiden Strecken zuerst ein Radler unterwegs ist.