Radverkehr in Esslingen Radler fordern Rampe vom Bahndamm zum Neckarufer

Bagger bereiten das Gelände für den neue Neckaruferpark vor – eine gute Gelegenheit, für Radler eine Übergangslösung zu schaffen (von links): Tobias Hardt (Linke), Andreas Fritz (Grüne), Joachim Schleicher (ADFC) und Petra Schulz (VCD) wünschen sich eine Rampe vom Bahndamm auf den Neckaruferweg. Foto: Horst Rudel

Schon lange wünschen sich die Radler eine Alternativroute zur Schiebestrecke am Neckarufer. Jetzt fordern örtliche Radverbände zusammen mit Grünen und Linken die Stadt zu schnellem Handeln auf.

Esslingen - Joachim Schleicher steht auf dem Neckaruferweg und zeigt die Böschung Richtung Gleise hoch. „Hier könnte ganz einfach eine Rampe herunter gebaut werden“, sagt der Vertreter des Esslinger ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club). Er befindet sich an einer Stelle wenige hundert Meter neben der Bahnhofsunterführung in Richtung Einmündung des Rossneckarkanals. Auf der einen Seite plätschert der Neckar, auf der anderen fressen sich Bagger in Gebäudereste und Erde. Hier bereitet man das Gelände für den neuen Neckaruferpark vor – eine gute Gelegenheit, gleichzeitig auch eine Übergangslösung für Radler zu schaffen, bis der Radschnellweg steht, findet Schleicher.

 

Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Die Gemeinderatsfraktionen von Grünen und Linken haben jetzt gemeinsam beantragt, dass die Stadt hier eine provisorische Wegeverbindung zum Neckartalradweg erstellt, um eine Alternative zur ungeliebten Schiebestrecke für Radfahrer am Neckar zu schaffen. Denn dann könnten die Radler von der Pliensaubrücke aus auf dem Bahndamm parallel zum Neckaruferweg fahren, bis sie über die Rampe wieder hinunter an den Fluss geleitet werden.

Stadt hat das Gelände von der Bahn erworben

Die Idee ist nicht neu: Immer wieder hatten die örtlichen Radverbände in den vergangenen Jahren bei der Stadt um diese Wegführung geworben. Doch im Rathaus hatte man stets abgewunken – zum einen, weil das Gelände auf dem Bahndamm noch der Deutschen Bahn gehörte, zum anderen, weil man artenschutzrechtliche Bedenken hatte.

Doch diese Gründe dürften aus Sicht der Befürworter der Radrampe nun keine Rolle mehr spielen. Denn inzwischen hat die Stadt das entsprechende Gelände von der Bahn erworben – und angesichts der aktuellen massiven Eingriffe mit schwerem Gerät dürfte der Artenschutz auch keine allzu große Hürde mehr sein, glaubt Petra Schulz vom Esslinger VCD (Verkehrsclub Deutschland).

Hintergrund des Vorstoßes ist die Schiebestrecke am Neckar. Seit drei Jahren ist die schmale Holperpiste aus Gründen der Verkehrssicherheit zwischen Bahnhof und Merkelpark für den Radverkehr gesperrt: Radler müssen absteigen und schieben. Seither kämpfen die örtlichen Radverbände für eine Alternativroute.

Mehr als 6000 Radfahrer pro Tag erwartet

„Das ist uns deshalb so wichtig, weil das die Strecke mit dem meisten Potenzial in ganz Esslingen ist“, sagt Petra Schulz. Und dieses brauche die Stadt, um den anvisierten Zuwachs im Radverkehr erreichen zu können. Schließlich habe sie in ihrem jüngst vorgestellten Mobilitätspaket „Gemeinsam unterwegs“ eine Verdopplung des Radverkehrs auf 15 Prozent der zurückgelegten Wege bis 2027 zum Ziel erklärt.

Derzeit sind laut einer Schätzung von Joachim Schleicher am Neckarufer rund 3000 Radler am Tag unterwegs. Man erwarte mehr als 6000 Radfahrer, wenn der Radschnellweg einmal fertig gestellt ist. Doch bis dahin könne es noch dauern – zuletzt sei von einem Baustart im Jahr 2025 die Rede gewesen.

Im Übrigen habe die Stadt schon vor Jahren eine Verdoppelung des Radverkehrs angestrebt, gibt Tobias Hardt, Fraktionsvorsitzender der Linken im Gemeinderat, zu bedenken. Aber passiert sei nichts – ebenso wenig wie beim Fußgängerverkehr. „Alles, was nicht Autoverkehr ist, wird verschoben“, kritisiert er. Auch Andreas Fritz, Stadtrat der Grünen, mahnt, dass man den Radverkehr möglichst schnell attraktiver gestalten müsse. Es brauche Anreize zum Umstieg aufs Rad, man könne nicht einfach warten, dass die Radler von sich aus kommen. „Eine Alternative zur Schiebestrecke am Neckar wäre ein gutes Zeichen, dass die Stadt es ernst meint mit dem Radverkehr. Denn die Schiebestrecke ist das Hauptärgernis hier.“ Zumal eine Alternativroute auf dem Bahndamm auch ein Gewinn für die Fußgänger am Neckarufer wäre, betont Petra Schulz. Schließlich sei der schmale Weg in der Tat nicht ideal für den gleichzeitigen Rad- und Fußverkehr – und trotz Verbots steige nicht jeder hier vom Fahrrad.

Kosten in Höhe von etwa 30.000 Euro

Konkret stellen sich Radverbände, Grüne und Linke eine rund 70 Meter lange asphaltierte Rampe vor, die vom geteerten Weg auf dem Bahndamm hinunter ans Neckarufer führt und dabei eine Höhendifferenz von vier Metern überwindet. Man geht davon aus, dass eine solche Verbindung kurzfristig bis zum Frühjahr 2021 zu realisieren wäre und rund 30.000 Euro kosten würde. Dieses Geld könnte man aus Sicht der Befürworter an anderer Stelle einsparen, etwa indem man auf die Einrichtung des weniger dringlich benötigten Radschutzstreifen an Hirschland- und Kennenburgstraße verzichtet.

Die Stadt hält sich bei dem Thema noch bedeckt. Man werde prüfen, ob und mit welchem Aufwand eine Rampe als Zwischenlösung möglich sei, heißt es aus dem Rathaus.

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