Zugunsten eines Gehweges, auf dem auch Radfahren erlaubt sein soll, sollen an der Neuen Weinsteige die Hälfte der Stellplätze wegfallen. Die Anwohner sind empört, haben sie doch jetzt schon abends Mühe, einen Parkplatz zu finden.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - „Wir zählen überhaupt nicht“, ärgert sich Marion LaFleur. Sie und ihr Ehemann wohnen an der Neuen Weinsteige auf Höhe der Nachtbushaltestelle und haben immer wieder Mühe, einen Parkplatz zu finden. Die LaFleurs arbeiten beide im Schichtdienst und wenn sie nachts heimkommen, sind alle Stellplätze belegt. „Am Wochenende müssen wir uns mit den Auswärtigen um einen Parkplatz streiten, denn viele stellen hier ihr Auto ab und fahren dann in die Stadt runter“, fügt John LaFleur an. Das Anwohnerparken ist an der Neuen Weinsteige nicht eingeführt worden. Das Ehepaar wohnt zwischen der Haltestelle Neue Weinsteige und der Haltestelle Bopser. „Früher hatten wir die Straßenbahnhaltestelle direkt vor dem Haus“, erzählt die unmittelbare Nachbarin, Barbara Brenner. Jetzt seien sie mit ihrer Wohnlage sozusagen im Niemandsland, denn von beiden Haltestellen aus sei der Weg weit, wenn man Lebensmittel schleppen muss, sagen sie. „Und jetzt will die Stadt uns auch noch die ohnehin viel zu knappen Parkplätze wegnehmen“, schimpft Marion LaFleur.

 

Bau erfolgt in drei Abschnitten

Die Hälfte der Parkplätze an der Neuen Weinsteige soll im Zusammenhang mit der Sanierung des Gehwegs auf der Talseite wegfallen. Das hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Stattdessen soll künftig ein Gehweg, auf dem auch Radler fahren dürfen, nach oben führen. Der erste Bauabschnitt mit rund 200 Metern Länge und Baukosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro startet im Mai und soll bis zu den Sommerferien fertig gestellt sein. Dann werden Radler von der Altenbergstaffel bis etwa auf Höhe der Hausnummer 135 eine eigene Spur haben. Dafür fallen hier 11 Stellplätze weg. Der zweite Abschnitt reicht dann von Nummer 135 bis zum derzeit ziemlich zugewachsenen Aussichtspunkt auf Höhe der Hausnummer 114. Und der dritte und letzte Abschnitt, in dem die LaFleurs und Barbara Brenner mit ihrer Mutter wohnt, wird vom Aussichtspunkt in der Kurve bis zum Ernst-Sieglin-Platz verlaufen. Dort werden etwa die Hälfte der Autoabstellplätze wegfallen, erklärt der städtische Verkehrsplaner Rainer Wallisch. Die Pläne wurden im Herbst im Bezirksbeirat Süd – auch im Bezirksbeirat Degerloch wurde bereits darüber diskutiert.

Gefahr für Fußgänger

„Wir haben davon aus der Zeitung erfahren“, kritisiert Marion LaFleur. Niemand habe sich bisher bei den Anwohnern gemeldet, um ihnen die Situation zu erklären. Das soll sich nun ändern, kündigt Wallisch an: Die Stadt lädt am 21. Februar zu einer Informationsveranstaltung für die Anwohner ein. Im dritten Abschnitt bis zum Ernst-Sieglin-Platz, sollen verbleibenden Parkplätze in mehreren Gruppen angeordnet werden. Daneben wird der Gehweg sein. Barbara Brenner fordert die Verbreiterung des Gehwegs, denn auf der anderen Straßenseite ist es für Fußgänger viel zu schmal und gefährlich. Wie die LaFleurs stellt sie neben ihrer persönlichen Verärgerung die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Gehweges mit Fahrraderlaubnis an einer der am meisten mit Feinstaub belasteten Straßen.

Jeder Stellplatz kostet Geld

Die Benutzung des bisherigen Gehwegs wäre gesetzlich gar nicht zulässig, aber nicht einmal als Fußgänger kommt man an den abgestellten Autos vorbei, denn geparkt wird aus Angst vor Beschädigungen auf dem Trottoir. Mit dem Fahrrad oder gar mit einem Kinderwagen ist kein Durchkommen.

Die Sanierung des Wegs ist notwendig, weil er eine Auskragung über dem Tal bildet. Diese ist mittlerweile marode. Würde die derzeitige Zahl Autostellplätze neben dem geplanten Radweg beibehalten, würde das die Sanierungskosten enorm in die Höhe treiben, weil die Auskragung dann weiter über dem Abgrund gebaut werden müsste. „Wir waren etwa zehnmal da und haben eine Erhebung gemacht, wie viele Autos geparkt waren“, berichtet Wallisch. Daraus habe sich ergeben, dass nur die Hälfte der Stellplätze benötigt werde. Ob Radler und Fußgänger den Weg annehmen, kann derzeit niemand. Anders als bei einem Bebauungsplan haben die Bürger bei der Sanierungsmaßnahme kein Mitspracherecht.