Für Radfahrer ist es eine gute Nachricht: Die Stadt will einen Panoramaradweg an der Neuen Weinsteige bauen. In Degerloch wächst die Sorge vor Rückstaus in den Bezirk. Ist dies begründet?

Degerloch - Zwei Herzen würden in seiner Brust schlagen, meint der Freie-Wähler-Bezirksbeirat Ulrich Demeter. Beide würden miteinander über Kreuz liegen, wenn es um die Frage geht, ob der Panoramaradweg an der Neuen Weinsteige eine gute oder eine eher schlechte Sache ist. Demeter sagt, dass er gerne an der Neuen Weinsteige mit dem Fahrrad unterwegs sei. „Ich schalte das Pedelec ein, wenn ich vom Kessel nach Degerloch fahre, früher ging das auch so.“

 

Dass es für Radfahrer angenehmer wäre, einen Weg für sich zu haben, anstatt die Fahrbahn zu benutzen, kann der Freie-Wähler-Bezirksbeirat also aus eigener Erfahrung unterstreichen. Der Gehweg entlang der Strecke sei meist zugeparkt und lasse Fahrradfahrern oft keinen Platz. Doch Demeter ist auch Autofahrer. Und als solcher hat er Zweifel, ob die geplante Radroute nicht doch den motorisierten Verkehr behindern wird. Die Fahrbahn sei ohnehin schon eng, meint er. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie auf der Strecke Platz für einen Radweg geschaffen werden soll, ohne dass etwas von der Innenspur weggenommen wird“, sagt er. Bedenken äußert auch Götz Bräuer von der CDU im Bezirksbeirat. Seine Fraktion sei grundsätzlich nicht gegen einen neuen Radweg an der Neuen Weinsteige, sagt Bräuer. Es müsse aber sichergestellt werden, dass eine Beeinträchtigung des Autoverkehrs auf dieser Route nicht zu Ausweichverkehr in Degerloch führe, fordert er. „Wenn das sichergestellt ist, sind wir dafür.“

Die Verwaltung will sanieren

Die Stadt betont, dass sie die Innenspur nicht tangieren werde, um Platz für die geplante Fahrradroute zu schaffen. Die Fläche um den bestehenden Gehweg soll ausreichend verbreitert werden, sodass dieser für den Radverkehr in Fahrtrichtung Degerloch freigegeben werden kann. Zusätzlicher Raum soll allein dadurch gewonnen, dass ein Großteil der bisherigen Parkplätze entfallen wird, heißt es.

Betroffen ist eine Strecke, die 200 Meter lang ist und vom Ernst-Sieglin-Platz bis zur Altenburgstaffel reicht. In diesem Abschnitt steht eine unumgängliche und 1,9 Millionen Euro teure Sanierung der maroden Stützmauern an. Sie bietet aus Sicht der Verwaltung die Gelegenheit, in einer Bauzeit von geschätzten 18 Wochen die Panoramaradstrecke zu bauen. Denn aus Sicht der Verwaltung wäre es zu teuer, die Parkplätze zu erhalten – dafür müsste eine Auskragung geschaffen werden, die ins Tal ragt.

Ulrich Demeter von den Freien Wählern kritisiert, dass mit den Plänen der Verwaltung Parkplätze entlang der Neuen Weinsteige wegfallen werden. „Alternativen gibt es für die Leute ja nicht, die da wohnen“, sagt der Bezirksbeirat. Ähnlich wie Demeter sahen das auch die CDU-Bezirksbeiräte im Stuttgarter Süden. Sie hatten im Vorfeld moniert, dass die Anwohner nicht gefragt worden seien, wie sie zu den Auswirkungen einer solchen Strecke und fehlenden Stellplätze entlang der Route stehen.

Degerlochs Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold plädiert dafür, dass der Bezirksbeirat im kommenden Jahr zur Panoramaradstrecke Stellung nimmt. „Das fände ich wünschenswert“, sagt sie. Sie selbst habe eine Meinung zu der Strecke, die sie aber vor einer Diskussion der Bezirksbeiräte nicht verraten möchte.

Die Neue Weinsteige gehöre nicht nur Autofahrern

Der Degerlocher Grünen-Bezirksbeirat Michael Huppenbauer stellt klar, dass seine Fraktion den Panoramaradweg in einer Debatte in dem Gremium rundum unterstützen würde. Aus Sicht der Grünen sei es wichtig, ein Signal zu setzen für den Radverkehr in Stuttgart. „Die Neue Weinsteige gehört nicht nur Autofahrern“, sagt er.

Die Bedenken des Freien-Wähler-Bezirksbeirats Ulrich Demeter in Bezug auf Parkplätze, die Anwohnern verloren gehen könnten, teilt er nicht. Huppenbauer will wissen, dass die Stadt vorab geprüft hat, ob Bewohner in der nahen Umgebung vom Wegfallen der Stellplätze betroffen sein werden. „Die meisten, die dort wohnen, haben ihr Auto ohnehin in der Garage stehen“, sagt Huppenbauer.