Weiter so? So kann es nicht gehen, meinen manche Fraktionen im Ditzinger Gemeinderat. Der Rat hat zwar kein Geld für neue Projekte. Ihre Vertreter drängen dennoch auf große Veränderungen.

Ditzingen - Das Ditzinger Rathaus platzt aus allen Nähten. Mehr Raum würde die Verwaltung deshalb in absehbarer Zeit benötigen, ließ der Oberbürgermeister Michael Makurath die Stadträte noch im alten Jahr wissen. Doch offenbar stößt nicht nur die Verwaltung an ihre Grenzen. Die Stadt müsse umdenken, forderten nämlich einige Räte, weil die Kommune in manchen Bereichen sonst nicht zukunftsfähig sei. Die Sprecher mehrerer Gemeinderatsfraktionen brachten das Thema in ihren Haushaltsreden auf.

 

An große Projekte gebunden

Auch wenn die Stadt in diesem Jahr finanziell gut dasteht, hat sie keinen Spielraum für neue Investitionen. Sie hat sich langfristig gebunden mit großen Projekten, wie etwa der Schulentwicklung und der Modernisierung des Bahnhofareals. Darin sind sich alle Fraktionen einig. Dennoch sieht manche Fraktion weitreichende Möglichkeiten, den Ort weiterzuentwickeln.

Freie Wähler, Grüne und SPD haben ausdrücklich Bereiche genannt, in denen sie Grenzen der bisherigen Entwicklung sehen. Sie setzen allerdings gänzlich unterschiedliche Akzente. Die Freien Wähler beispielsweise sehen die Verwaltung personell an Grenzen stoßend. Sie „bezweifeln, dass die Verwaltung die 2019 geplanten Projekte abarbeiten kann“. Sie sehen die Gründe dafür aber nicht nur in der Verwaltung, sondern auch bei den Baufirmen.

Unabhängig von der guten Baukonjunktur sehen die Freien Wähler eine weitere Aufstockung der Verwaltung kritisch. „Es ist eine Gratwanderung. Wir benötigen ausreichend Personal, dessen laufende Kosten schmälern aber unseren finanziellen Spielraum – das ist problematisch insbesondere in mageren Jahren“, sagte der Fraktionschef Manfred Grossmann.

Ludwigsburger Hotel als Beispiel

Nicht bei den Personalkosten sehen die Grünen Handlungsbedarf, sondern in den Bereichen Ökologie und Nachhaltigkeit. „Es gibt gute Ansätze“, sagte Ulrich Steller. Zufrieden gab er sich damit nicht: „Möglich wäre, nötig wäre aber noch einiges mehr – nicht unbedingt mit mehr Haushaltsmitteln, sondern durch Umdenken, in dem wir Prioritäten prüfen, Fragen stellen und uns gelegentlich auf Neues einlassen.“ Die Grünen, so Steller, wollten den Anstoß geben, Ökologie und Nachhaltigkeit künftig aktiver voranzutreiben. Er plädierte für die Stärkung des Radverkehrs und, im Rahmen der Stadtentwicklung, für ökologische Häuser, Energieautarkie und Wohnqualität durch innovative Architektur. Als Beispiel führte Steller das in Ludwigsburg errichtete Hotel in Holzbauweise an. „Wenn wir in Ditzingen von Urbanität sprechen, sollten wir mutiger sein und uns an solchen Beispielen orientieren.“

SPD will gegen Leerstand vorgehen

Einen anderen Schwerpunkt legten die Sozialdemokraten. „Wie viel Staat brauchen wir?“, fragte die Fraktionschefin Sabine Roth. Die SPD sei „froh, dass Ditzingen sich endlich auf den Weg gemacht hat“, günstigen Wohnraum zu schaffen. Doch problematisch seien die Leerstände in der Stadt. „Wer Wohnungen oder Häuser ungenutzt verkommen lässt, missbraucht in unseren Augen sein Recht auf Eigentum“, findet Roth. Ob eine Zweckentfremdungssatzung Abhilfe schaffen könne, sei umstritten. Trotzdem wolle die SPD „ein deutliches Zeichen gegen solches Verhalten“ setzen. Sie kündigt an, das Thema diskutieren zu wollen.