Acht Jahre hat es gedauert, bis der Nachfolger des Egoshooters Rage herausgekommen ist. Wir haben die Neuauflage des schrägen Schießspiels angespielt.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Vor acht Jahren ist die kultige Spieleschmiede Id Software nach Jahren des Stillstands mit dem Egoshooter Rage neu durchgestartet. Eine offene Spielwelt, eine Geschichte, Autorennen, Quests und Missionen, sammelbare Objekte – Rage sollte mehr sein als die bis dahin bekannten, linear inszenierten Ballereien aus dem Hause Id. Innovativ gewesen ist das keineswegs: Das Genre hatte sich weiterentwickelt, Id Software drohte den Anschluss zu verlieren.

 

Geklappt hat das allerdings nur halbwegs. Rage überzeugte zwar spielerisch, aber vor allem mit den spannenden und intensiv inszenierten Schusswechseln in engen und atmosphärisch dichten Leveln – als den traditionellen Id-Software-Tugenden. Die neuen Spielelemente erwiesen sich als nette Dreingabe, die erzählte Geschichte als belanglos.

Nun ist acht Jahre später der Nachfolger erschienen, und es stellt sich die Frage, ob sich das Warten gelohnt hat. Wir haben Rage 2 angespielt.

Spielinhalt

In der postapokalyptischen Welt von Rage 2 übernimmt der Spieler die Rolle des Widerstandskämpfers und Rangers Walker (wer mag, gerne auch als weibliche Kampfmaschine), der sich gegen die wieder erstarkte „Obrigkeit“ (die Bösen) und Horden von Banditen und Mutanten stemmt. Erzählt wird eine klassische Rache-Story, in der Walker den Mörder seiner Ersatzmutter jagt.

Dazu muss er verschiedene Helden und Recken des einstigen Widerstands vereinen, in dem er durch die offene Spielwelt reist, Banditennester aushebt, Rennen gewinnt und waffentechnisch aufrüstet, um für den letzten Kampf gerüstet zu sein.

Hier gibt es den Trailer zu Rage 2:

Stärken

Wenn sich Id Software (Doom, Quake) und Avalanche Studios (Just Cause 4) zusammentun, dürfen die Spieler wohl vor allem eines erwarten: spektakulär inszenierte Ballereien. Und tatsächlich macht Rage 2 vieles richtig: Die Waffenauswahl reicht von klassisch (Sturmgewehr) über originell (Feuersturmrevolver, Wingstick) bis legendär (Raketenwerfer). Wer ein Banditennest aushebt, kann sich entweder brachial den Weg frei schießen oder in Deckung gehen und einen Gegner nach dem anderen ausschalten, gerne auch mit einer der Superheldenkräfte.

Das macht jede Menge Spaß, weil das Ableben der hübsch schräg gestalteten, digitalen Gegner spektakulär inszeniert wird. In den schönsten Momenten erinnert Rage 2 an die bunten Scharmützel im legendären Quake 3 Arena. Es gibt jede Menge Ort zu plündern sowie Missionen und Quests zu erfüllen, die halbwegs abwechslungsreich gestaltet sind. Waffen und Fahrzeuge werden systematisch verstärkt, außerdem verfügt Walker über ausrüstungsbedingte Superheldenkräfte, die ebenfalls im Laufe des Spiels wachsen.

Schwächen

So unterhaltsam Rage 2 in den jeweiligen Missionen ist, so weitgehend überflüssig ist die offene Spielwelt. Die Städte, Banditennester und Missionsorte sind größtenteils hübsch gestaltet, wobei auch hier öfter endlos anmutende Mauerfluchten und dröges Beton-Design das Spielerauge langweilen. Doch die Wege zwischen den einzelnen Kampfstationen werden nur gelegentlich von zufällig generierten Gegnern belebt.

Die Qualität der Grafik schwankt. Aus der Ferne erzeugt Rage 2 eine atmosphärische, postapokalyptische Welt, in der der Spieler auch mal an einem Felsabhang stehen bleibt, um die Aussicht zu genießen. In der Nähe überraschen dann doch immer mal wieder matschige Texturen und detailarme Grafik. Das mag der Schnelligkeit der Grafik helfen, hat aber den Charme eines Doom aus dem Jahr 2004.

Der Fuhrpark, von denen eigentlich nur das Panzerfahrzeug Phönix und der Gyrokopter Ikarus wirklich wichtig sind, kann bei Bedarf gerufen werden und materialisiert sich dann aus dem Nichts. Was für ein 90er- Spiel-Design ist das denn bitte? Nervig sind außerdem hakende Menüs, die den Spielfluss stören und unprofessionell wirken, sowie ein Erfolgssound, der bei jeder dritten geöffneten Kiste laut ertönt und spätestens nach drei Stunden den Spieler in den Controller beißen lässt.

Fazit

Rage 2 lässt den Spieler mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Spaßigen Ballereien stehen einer größtenteils drögen offenen Welt gegenüber, nette Grafikeffekte wechseln mit matschigen Texturen ab. Nette Gimmicks stehen neben unverständlichen Designfehlern. Im Vergleich zu Rage aus dem Jahr 2011 ist der Nachfolger technisch weitergekommen, ohne wirklich innovativ zu sein. Rage 2 hat etwas von einem technische modernisierten Apple iPod – nett, aber nicht zwingend.

Rage 2 ist für alle gängigen Konsolen sowie den PC erschienen und kostet je nach Version zwischen 40 und 60 Euro.

Grafik 2,5 von 5 Punkten

Spielspaß 3 von 5 Punkten

Atmosphäre 3 von 5 Punkten