Für das neue Wohnviertel auf dem EnBW-Areal am Stöckach ist der Rahmenplan fertig. Den Stadträten gefällt, dass sich hier ein sehr grünes Quartier abzeichnet. Sorgen bereiten noch die möglichen Mietpreise.

Der Rahmenplan für das Wohnungsbauprojekt der Energie Baden-Württemberg (EnBW) am Stöckach ist ganz nach dem Geschmack der Stadträte. Der Entwurf, der viel Grün zwischen den Gebäuden mit den den 700 bis 800 geplanten Wohnungen vorsieht, ist vom Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik einmütig zum Beschluss im Gemeinderat empfohlen worden. Die konzeptionellen Details gefallen den Fraktionen. Die SPD, das Linksbündnis und die Fraktionsgemeinschaft Puls trauern aber noch anderen grundsätzlichen Weichenstellungen nach, für die sie in der Vergangenheit keine Zustimmung bekommen hatten.

 

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SPD-Fraktionschef Martin Körner legte der EnBW und der Stadt jetzt dringend ans Herz, das erklärte Ziel eines „sozial gerechten“ Stadtviertels mit ausgewogeneren Bevölkerungsverhältnissen ernster zu nehmen. So wie die Dinge jetzt stünden, warnte Körner, drohe ein krasser Kontrast zwischen 40 Prozent geförderten Mietwohnungen und 60 Prozent frei finanzierten Wohnungen mit Mietpreisen von etwa 20 Euro pro Quadratmeter, die sich Normalverdiener nicht leisten könnten. Die EnBW äußerte sich zu den Mietpreisen noch nicht. Körner forderte diese auf, zu prüfen, ob sie noch bezahlbare Wohnungen für bestimmte Berufsgruppen wie Erzieherinnen anbieten könnte, wenn die Stadt dafür zusätzliche Fördermittel bereitstelle. Andernfalls sei das harte Nebeneinander von geförderten und sehr teuren Wohnungen fast unvermeidbar, weil die EnBW als Aktiengesellschaft auf Rendite ihres Anlagevermögens bedacht sein müsse.

Kein Modell für das Areal am Neckar?

Diese Position in der Bilanz, sagte Körner, wachse durch einen Planungsgewinn in der Größenordnung von 100 bis 150 Millionen Euro, wenn die früheren Betriebsgrundstücke durch den neuen Bebauungsplan zu wertvolleren Wohnungsbaugrundstücken werden. Das ist der Grund dafür, dass sich eine Minderheit im Gemeinderat in der Vergangenheit – vergeblich – gewünscht hatte, die Stadt solle erst ein neues Planrecht erlassen, wenn sie selbst Eigentümerin sei.

Hannes Rockenbauch (SÖS) und Deborah Köngeter (Puls) forderten, das EnBW-Projekt auf vier Hektar am Stöckach dürfe kein Modell sein, wenn es in absehbarer Zeit um die Transformation von EnBW-Grundstücken auf einem 60-Hektar-Areal am Neckar und an der Uferstraße B10/14 geht. Rockenbauch missfiel auch, dass der Bau der gut 700 Wohnungen am Stockach das Klima weiter belaste, wo doch Bauprojekte wegen des Klimawandels eher als „Kohlendioxid-Senke“ konzipiert sein müssten, also Treibhausgase durch moderne reduzieren müssten. Am Stöckach seien zuviel Abbruch von Bestandsbauten und zu viel Neubau geplant.

Kontroverse um die EnBW

Rockenbauch erntete aber entschiedenen Widerspruch: Rose von Stein (Freie Wähler) beschied ihn, die Neubauten ermöglichten mehr Wohnungen, das sei wichtiger, als „graue“ Energie zu bewahren. Wie CDU-Fraktionschef Alexander Kotz und Armin Serwani (FDP) hatten die Freien Wähler auch kein Problem, wenn der Planungsgewinn an ein Unternehmen geht. Gerade die EnBW gehöre dem Land und oberschwäbischen Landkreise, sagte Kotz, und sie setze sich für die Energiewende ein.

Der Rahmenplan soll am 12. April von den Stadträten förmlich beschlossen werden und Grundlage für den Bebauungsplan sein. Er sieht ein „oberirdisch autofreies“ Quartier vor, wenn man von Liefer-, Müll- und Feuerwehrautos absieht. Die Stadt plant 250 Quadratmeter für Baumpflanzungen ein, darüber hinaus öffentlich nutzbare Flächen samt Supermarkt und Gastronomie, die sich aber nicht auf begrünte Innenhöfe erstrecken soll. Außerdem will sie auf den niedrigeren Gebäuden urbane Dachgärten für die Bewohner oder, wenn diese nicht zustandekommen, wie auf den höheren Gebäuden begrünte Dächer mit „aufgeständerten“ Solaranlagen.

2026/2027 will man fertig werden

Die Gebäude 20, 30 und 50 sollen erhalten werden, unter anderem für Gastronomie, im Haus 50 sind neben der schon bestehenden Sporthalle eine zweizügige Ganztagsschule und Einrichtungen des Gemeinbedarfs vorgesehen. Das Haus 50 will die Stadt von der EnBW anmieten und umbauen lassen, später erwerben, was der Ausschuss guthieß. Neben Wohnungen, Gewerbe im Erdgeschossbereich und einigen Büros sind im Baugebiet auch 90 Pflegeheimplätze vorgesehen.

Der erste Bauabschnitt umfasst mehr als ein Drittel des Bauvolumens. Der für die Internationale Bauausstellung (IBA) StadtRegion Stuttgart relevante Teil an der Hackstraße soll zur Jahreswende 2026/2027 fertig werden, das Gesamtprojekt voraussichtlich 2029.