Die Raichberg-Realschule im Stuttgarter Osten erhält das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Wir waren bei der Zertifikatsübergabe dabei und erklären, was dahinter steckt.
S-Ost - Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Mobbing und Diskriminierung sind an der Raichberg-Realschule tabu. Das bestätigt jetzt auch das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, welches der Realschule in der vergangenen Woche bei einem feierlichen Festakt in der Turnhalle übergeben wurde. Eine überwältigende Mehrzahl der Schulgemeinschaft hatte im Vorfeld eine Erklärung unterschrieben, die sie gegen jede Art von Diskriminierung, Gewalt und Rassismus und für ein friedliches Miteinander an ihrer Schule verpflichtet.
Als Paten für das bundesweite Projekt konnte die Schule den Journalisten und Kriegsberichterstatter Wolfgang Bauer gewinnen. Der Journalist aus Reutlingen ist bekannt für seine Reportagen aus Krisengebieten und von Brandherden auf der ganzen Welt. „Wolfgang Bauer zeigt mutig und unerschrocken weltweit Missstände und Unrecht auf. Wir sind sehr stolz, dass er unser Pate ist“, sagte die Schulleiterin der Realschule, Ursula Heinemann, bei der Verleihung des Siegels. Bauer selbst konnte an der Feierstunde nicht teilnehmen.
Die SMV initiierte das Projekt
Daniel Willmann von der Landeskoordinationsstelle der Aktion „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ überreichte Heinemann das begehrte Siegel im Beisein der gesamten Schulgemeinschaft. Die Auszeichnung sei mit einer fortwährenden Verantwortung verbunden, erklärte Daniel Willmann den Realschülern. Bundesweit gibt es mittlerweile etwa 2500 teilnehmende Schulen, 200 davon sind in Baden-Württemberg.
„Das Siegel ist eine Wegweisung für unsere Schule“, betonte Heinemann. Man dürfe sich nicht auf der Plakette ausruhen, sondern müsse vielmehr tagtäglich daran arbeiten, dass Hass und Rassismus an der Schule keinerlei Chancen haben. „Das Siegel ermahnt uns fortan jeden Tag aufs Neue, auch in schwierigen Zeiten wertschätzend, freundlich und tolerant miteinander umzugehen“, so die Schulleiterin.
Initiiert wurde die Aktion von der SMV der Raichberg-Realschule, die auch das Gesamtprogramm der Zertifikatsübergabe organisiert hatte. Am Schulgebäude prangten die Flaggen verschiedener Nationen, an die Fenster hatten Schüler in großen Lettern Artikel der Grundrechte niedergeschrieben. Für die Zertifikatsübergabe hatten sich zudem alle Schulklassen eine Präsentation zum Thema überlegt. „Mir ist es egal, woher jemand kommt, welche Hautfarbe er hat, wen er liebt oder an was er glaubt“, sagte ein Schüler in seinem Beitrag. Was zählt, sei die Persönlichkeit. „Äußerlich sind wir unterschiedlich, im Herzen sind wir alle gleich. Gemeinsam setzen wir uns gegen Hass an unserer Schule ein“, sagte eine Schülerin.
Ein Armband erinnert an die Verpflichtung
Bereits vor der Titelverleihung hatten sich die Schüler für ein friedliches Miteinander stark gemacht, berichtete Schulleiterin Heinemann. Rund 80 Prozent der Jugendlichen hat einen Migrationshintergrund. Die Schüler stammen aus 48 Ländern rund um den Globus. Gleichzeitig werden mehrere Schüler mit Inklusionsbedarf und Kinder in einer Vorbereitungsklasse unterrichtet. Auch als die Turnhalle der Realschule im vergangenen Jahr mit Flüchtlingen notbelegt werden musste, zeigten die Schüler ein Herz und gingen offen auf die neuen Nachbarn zu. Am Ende der Feierlichkeiten erhielten Schüler und Lehrer jeweils ein orangefarbenes Armband. Das knallige Band mit der Aufschrift „RBR hat Courage“ soll neben dem Siegel alle an die gemeinsamen Grundsätze und Werte erinnern.