Die Bauarbeiten für Stuttgart 21 machen fantastische Fortschritte. StZ-Kolumnist Erik Raidt freut sich, dass am Fasanenhof für die Tunnelbohrmaschine bereits ein VIP-Zelt eingerichtet wurde. Der Bohrer hat das verdient.

Stuttgart - Voller Demut verneigen wir uns vor Ihnen angesichts des fantastischen Baufortschritts bei unserem Lieblingsprojekt Stuttgart 21. Beinahe täglich erreichen uns Nachrichten über Streckenabschnitte, die vorzeitig fertig werden, Kostenpläne, die eingehalten und 20-Jahrespläne, die übererfüllt werden. Auf Ihrer Homepage liest sich das so: „Intensiver und sachlicher Austausch im Lenkungskreis – Treffen verlief in guter und konstruktiver Atmosphäre.“ Nun gibt es noch mehr gute Nachrichten aus der Zentrale: Auf der Baustelle am Fasanenhof wurde für die Tunnelbohrmaschine der Firma Herrenknecht ein VIP-Zelt aufgebaut.

 

Der Bohrer soll es gut haben in den nächsten Monaten und Jahren. Niemand kann verlässlich sagen, ob er im Untergrund auf Höhlengeister oder Bergtrolle trifft, die ihn verängstigen könnten. Demnächst wird vor dem VIP-Eingang ein roter Rollrasen verlegt, auf dem der Bohrer dann majestätisch zu den Klängen von „Orpheus in der Unterwelt“ in die Finsternis gleitet. Im VIP-Bereich soll sich der Bohrer von seinen anstrengenden Schichten erholen können: Bahn-Hostessen schenken ihm dort aus eleganten Sektflöten frisches Maschinenöl aus. Speziell geschulte Ingenieure der Bahn stehen bereit, um das sensible Diamantköpfchen des Bohrers mit Fensterleder zu polieren.

Hall of Fame am Fasanenhof

Dass bereits jetzt ein VIP-Zelt an der Baustelle aufgebaut wurde, verdeutlicht allen Beteiligten, wie weitsichtig Sie, liebe Bahn, die Dinge planen. Aufgrund des zeitlosen Designs der Zeltkonstruktion kann diese nach Abschluss der Bauarbeiten dereinst von unseren Enkeln bei der Eröffnungsfeier der Neubaustrecke an Ort und Stelle wiederverwendet werden. Auf diesen Synergieeffekt kann man stolz sein.

Zur großen Opening-Sause wird an den Zeltwänden eine Ahnengalerie der Bahnchefs und Verkehrsminister angebracht, die mit Stuttgart 21 betraut waren. Für diese „Hall of fame“ müssen dann möglicherweise noch ein paar Zelte dazugekauft werden. Das macht jedoch nichts, weil das Projekt Generationen überschreitend geplant wurde. Zur Eröffnungsfeier eingeladen werden auch die Hamburger Elbphilharmonie und der neue Berliner Flughafen. Beide sind für ihre Pünktlichkeit bekannt.

Ölige Grüße, Erik Raidt