Auf der Königstraße wird es demnächst mit den Filialen von Primark und Reserved noch bunter. StZ-Kolumnist Erik Raidt schreibt über die fällige Königstraßen-Maut und das neue Stuttgarter Wappentier: den Goldesel.

Stuttgart - Stuttgart bekommt ein neues Wappentier. Nach mehreren Jahrhunderten ist der Vertrag mit dem Rössle ausgelaufen, er wurde von der Stadt nicht fristgerecht verlängert. Das Rössle kann nun ablösefrei von anderen Städten wie Heilbronn oder Pforzheim verpflichtet werden. Hinter den Kulissen hat Stuttgart mit dem neuen Wappentier längst alles klargemacht, demnächst soll es im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt werden.

 

Neues Wappentier der Stadt wird der Stuttgarter Goldesel. Dem Tier soll eine zwölf Meter hohe Statue auf dem Schlossplatz gewidmet werden, alles, was dort jetzt an Statuen und Säulen herumsteht, wird entfernt. Das Abtragen von altem Kruscht besitzt in Stuttgart eine ruhmreiche Tradition. Der Goldesel wird durch die Spenden von Textilunternehmen finanziert, die sich demnächst entlang der Königstraße niederlassen. Die Namen der Spender, darunter die Modekette Primark und das Modelabel Reserved, werden auf dem Gesäß des Esels eingraviert.

Der Goldesel scheidet Dukaten aus

Die Königstraße wird durch die textilen Neuzugänge Manhattan immer ähnlicher. Derzeit beträgt der Mietpreis pro Quadratmeter drei Fantastilliarden, aber das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. Weitere Unternehmen denken über die Ansiedlung neuer Flagshipstores auf der Königstraße nach. Ein solches Flaggschiffgeschäft kann locker den Gegenwert einer griechischen Insel übersteigen. Natürlich darf in Zukunft der Einkauf auf der Königstraße nicht mehr dem Zufall überlassen werden. Die Meile wird beidseitig von Schlagbäumen begrenzt, wer sich länger als zehn Minuten auf der Königstraße aufhält, ist verpflichtet, ein Geschäft zu betreten. Nach einer halben Stunde muss er einen Mindesteinkauf von 100 Euro getätigt haben. Für Schweizer gilt der doppelte Betrag.

Die Stuttgarter Königstraßen-Maut erfüllt angeblich EU-Recht, die Stadt hat bei der Prüfung ihrer Rechtmäßigkeit Juristen  des Bundesverkehrsministeriums um Amtshilfe gebeten. Für die Zukunft ist in Stuttgart vieles denkbar, um noch mehr Umsatz zu erwirtschaften. So könnten die Namensrechte am Wochenmarkt verhökert werden. Künftig kaufen die Stuttgarter ihre Birnen halt auf dem Primarkt. Der Goldesel soll aus Vorfreude bereits die ersten Dukaten ausgeschieden haben.

I-A, I-A! Erik Raidt