In dieser Woche sind in Stuttgart die Vogelfreunde ausgeschwärmt – Und unser Autor Erik Raidt wundert sich, warum der Naturschutzbund ausgerechnet am Katzenbacher Hof zu einer doch recht intimen Vogelschau einlädt.

Stuttgart - In dieser Woche sind in Stuttgart die Vogelfreunde ausgeschwärmt. Der Naturschutzbund hat zu einem Rundgang eingeladen, und es bleibt jedem Betrachter selbst überlassen, ein Urteil darüber zu fällen, ob es besonders sensibel war, diesen Rundgang ausgerechnet beim Katzenbacher Hof zu veranstalten. Das Verhältnis von Vögeln und Katzen gilt seit Langem als angespannt, unter älteren Katern gilt der Spruch „da brat’ mir doch einer einen Storch“ immer noch als sehr maskulin. Jüngere Katzen können mit dieser Sprache oft nichts mehr anfangen, ihnen liegt der Machismo fern, manche kennen überhaupt keine Störche, schon gar keine gebratenen.

 

Schnurren oder gurren, die Geschmäcker sind verschieden, und was im einen Kulturkreis verzehrt wird, wird im anderen verhätschelt. Der Naturschutzbund würde beispielsweise niemals ein Kochbuch mit Rezepten von Singvögeln herausgeben, obwohl es sich in italienischer Übersetzung womöglich gut verkaufen würde. Der Nabu wagt sich stattdessen ins Rotlichtviertel der Vögel, anders lässt sich seine Einladung nicht verstehen: „Mit dem Nabu zum Schnepfenstrich.“

In Stuttgart kein Schnepfenstrich geduldet

Wer solche Worte in die Öffentlichkeit bläst, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er Post von der Gleichstellungsbeauftragten bekommt. In Stuttgart wird ein Schwabenstreich geduldet, aber kein Schnepfenstrich, auch kein Schnepfenstreich oder ein Schwabenstrich. Es gibt in Möhringen nur die Schwabenquellen, in denen sich keine Schnepfen tummeln und in denen es auch keinen Strich gibt, obwohl dort an manchen Tagen im Whirlpool die Hormone sprudeln.

Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu den Vögeln. Der Schnepfenstrich bezeichnet den Balzflug der Waldschnepfe, einer hierzulande seltenen und schwer zu beobachtenden Vogelart. Auf dem, Pardon, beim Schnepfenstrich, lockt das paarungsbereite Weibchen das Männchen an. Wenn sich Monsieur und Madame Waldschnepfe sympathisch sind, kommt es zu weiteren Turteleien auf dem Boden, bevor es dort dann zur Sache geht.

Ausgerechnet dabei will der Nabu seine Vogelfreunde zuschauen lassen, und die Frage muss erlaubt sein, ob es abgesehen vom Katzenbacher-Hof-Treffpunkt eine gute Idee ist, Vögeln beim, ja also Sie wissen schon, zuzuschauen. Eine Waldschnepfe hat auch ihr Schamgefühl, sie möchte sich unbelästigt von Operngläsern und neugierigen Blicken ihren Frühlingsgefühlen hingeben. So eine Balz ist schließlich, selbst unter Vögeln, keine Peep-Show.

Flatterhaf-te Grüße, Erik Raidt