Sie suchen noch nach einem passenden Weihnachtsgeschenk? Wie wäre es mit dem neuesten Glücksatlas der Deutschen Post? StZ-Kolumnist Erik Raidt hat viel daraus gelernt.

Stuttgart - Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es nicht aus dem ganz persönlichen Glücksempfinden eine Statistik machen würde. Diese Woche war es mal wieder soweit: Die Deutsche Post hat ihren Glücksatlas 2015 vorgestellt. Demnach sind die Menschen in Schleswig-Holstein am glücklichsten und in Mecklenburg-Vorpommern am unglücklichsten. In Württemberg sind die Leute so mittelzufrieden, die Region liegt auf Platz 7, ich würde sagen, den Württembergern könnte man statistisch gesehen einen Hang zur fröhlichen Miesepetrigkeit unterstellen.

 

Um ehrlich zu sein: ich bin mit dem Glücksatlas ein bisschen unglücklich. Er stellt zum einen fundamentale Erkenntnisse aus dem Politikunterricht infrage – gibt es tatsächlich die glücksstatistisch fein säuberlich getrennten Bundesländer Bayern-Süd und Franken? Wie kam es zur Gründung des Bundeslandes Niedersachsen/Nordsee, in dem übrigens die drittglücklichsten Menschen in Deutschland leben? Und wenn es tatsächlich wieder eine Trennung von Baden (am zweitglücklichsten) und Württemberg gibt – regieren dann dort auch wieder Könige?

An der Nordsee leben glückliche Menschen

Zu viele offene Fragen im Leben belasten übrigens den individuellen Glückshaushalt. Und beim statistischen Glück geht es im Kampf der Königreiche um Haaresbreiten. So liegt Württemberg mit einem Glücksempfinden von 7,12 bei einem Glücksmaximalwert von 10 knapp hinter Hamburg (7,14) und Niedersachsen/Nordsee (7,17). Bis zur nächsten Auflage muss es unser gemeinsames Ziel sein, den Rückstand von 0,05 Punkten gegenüber dem Königreich Niedernordsachsen aufzuholen. Das wäre doch gelacht: Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern unser Bruttonationalglücksprodukt.

Bruttonationalglücksprodukt ist übrigens ein hässliches Wort, das wir ganz schnell wieder vergessen sollten, es könnte bei mehrfacher Verwendung das persönliche Glücksgefühl stören. Stattdessen empfiehlt es sich im Rahmen der Work-Life-Balance auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt einen Glückstee zu trinken oder sich beim Chinesen Glückskekse reichen zu lassen. In meinem letzten las ich sinngemäß, dass ich einen an der Waffel hätte, falls ich wirklich glaube sollte, dass sich in einem Glückskeks eine Lebensweisheit verberge. Ähnliches gilt für den Konsum von Informationen aus Glücksatlanten.

Glückliche Grüße,Erik Raidt