Jeder kennt die Melodie, zu der im Film ein Traumpaar mit dem Fahrrad seine Runden dreht: „Raindrops keep fallin’ on my Head“. B. J. Thomas, der Sänger des Welthits, ist nun mit 78 Jahren gestorben. In Deutschland galt er als One-Hit-Wonder.

Berlin/Arlington - Die Filmszene, zu der das berühmteste Lied von B. J. Thomas erklang, ist seit 50 Jahren ein Kino-Klassiker: Der noch sehr junge Paul Newman fährt unwiderstehlich lachend Fahrrad, seine Freundin Katharine Ross sitzt vorne auf dem Lenker – all das unterlegt von „Raindrops keep fallin’ on my Head“. Die warme, leicht angeraute Stimme des US-Sängers aus Oklahoma passt perfekt zu der von Banjo, Streichern und Bläsern geprägten Melodie, einem Geniestreich des Komponisten Burt Bacharach und seines Partners Hal David.

 

Der Soundtrack-Song aus der Westernkomödie „Zwei Banditen“ (1969) mit Newman und Robert Redford als den sympathischen Gaunern Butch Cassidy und Sundance Kid wurde zum Welthit, gewann einen Oscar und prägte die Pop-Karriere des 1942 in Oklahoma geborenen Billy Joe Thomas. Nach einer vor allem in den USA zeitweise sehr erfolgreichen Laufbahn ist der Musiker am Samstag mit 78 Jahren in Arlington/Texas gestorben, wie sein Management via Künstler-Webseite und Twitter mitteilte. Eine im März bekanntgewordene Lungenkrebs-Erkrankung habe zum Tod geführt.

In den USA verkaufte Thomas gut 70 Millionen Alben

In Deutschland galt B. J. Thomas vielen als „One-Hit-Wonder“, als Musiker mit nur einem kommerziell sehr erfolgreichen Lied. In Amerika war das anders: Dort avancierte der fünffache Grammy-Gewinner (darunter natürlich auch für „Raindrops“) zeitweise zu einer ganz großen Nummer in der Pop-, Country- und Gospelmusik.

Nach Management-Angaben verkaufte Thomas in seiner über 50-jährigen Karriere gut 70 Millionen Alben. Er hatte acht Nummer-eins-Hits und 26 Top-10-Singles, darunter eingängige Lieder wie „I just can’t help believing“ oder „Hooked on a feeling“. Auch eine Coverversion von Hank Williams’ Country-Ballade „I’m so lonesome I could cry“ erntete viel Lob – sie war 1966 sein erster Pop-Triumph in den USA.

In Zeiten nachlassender Erfolge und trotz Alkohol- und Drogenproblemen ging Thomas weiterhin auf Tournee. Immer im Gepäck: der melancholische Song über das kleine bisschen Zuversicht unter andauernd tröpfelndem Regen. Auch in anderen Film-Hits wie „Forrest Gump“ und „Spider-Man 2“ hatte das berührende Lied einen Ehrenplatz. Thomas selbst fand schließlich ein Fundament im christlichen Glauben, den er auch künstlerisch in religiöser „Spiritual Music“ auslebte, etwa mit der Interpretation von „Amazing Grace“.

Bescheidenheit bis ins Alter

„Wenige Künstler haben eine so unauslöschliche Spur auf Amerikas musikalischer Landkarte hinterlassen wie B. J. Thomas“, betonte sein Management am Sonntag zu der Todesnachricht. Erst vor wenigen Wochen hatte sich der Sänger selbst de facto verabschiedet: „Ich bitte euch alle um eure Gebete während dieser Zeit - und dass meine Musik mit euch weiterleben kann.“

Wie anerkannt der Wahl-Texaner auch bei Musikerkollegen war, zeigte das 2013 veröffentlichte Akustik-Album „The Living Room Sessions“, in dem Thomas seine besten Lieder in Duetten sang, etwa mit Richard Marx, Vince Gill oder Lyle Lovett. „Ich bin doch nur irgendein normaler Bursche“, sagte er im höheren Alter bescheiden. „Ich hatte viel Glück und ein wunderbares Leben. (...) Ich hoffe, das klingt jetzt nicht allzu bombastisch, aber so war es nun mal.“

B. J. Thomas hinterlässt seine Ehefrau Gloria, mit der er 53 Jahre verheiratet war, sowie drei Töchter und vier Enkel. Und ein Lied für die Ewigkeit.