Israels Premierminister Benjamin Netanjahu wird auf den palästinensischen Raketenangriff mit Härte reagieren. Die Eskalation trifft aber die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten, meint die Israel-Korrespondentin Inge Günther.

Jerusalem - Kriegerische Stimmung in Wahlkampfzeiten kann nichts Gutes verheißen. So verständlich es ist, dass Israel einen Raketeneinschlag inmitten des Landes mit Verletzten und hohem Sachschaden nicht hinnehmen kann, so groß ist die Gefahr einer massiven Offensive, die am Ende außer Kontrolle gerät. Für Premierminister Benjamin Netanjahu geht es bei den Wahlen am 9. April politisch um Sein oder Nicht-Sein. Auf diese Frage spitzte sich bislang auch die Kampagne seines Herausforderers Benny Gantz zu, der mit Netanjahu in den Umfragen Kopf an Kopf liegt. Der Gaza-Konflikt könnte entscheiden, wer das Rennen macht.

 

Die gegen ihn laufenden Korruptionsverfahren haben Netanjahu in Panik versetzt. Vor allem die Affäre um den Ankauf von U-Booten, bei dem er womöglich persönliche Interessen verfolgte, hat sein Image angekratzt. Umso mehr dürfte er geneigt sein, in Gaza mit Härte zu reagieren. Zumal die Forderung, sich von der Hamas nicht länger auf der Nase herumtanzen zu lassen, unter den Israelis populär ist. Selbst die „Blau-Weiß“-Truppe von Gantz, die das Mitte-Links-Lager repräsentiert, stößt ins gleiche Horn. Die Armee müsse endlich wieder für Abschreckung sorgen. Die Zeichen stehen also auf Eskalation. Die Rechnung bezahlen müssen jedoch meist israelische wie palästinensische Zivilisten.