Zwei Teams von den Fildern sind bei der Allgäu-Orient-Rallye gestartet und berichten von ihren Erlebnissen.

Familie/Bildung/Soziales: Alexandra Kratz (atz)

Filder - Schon am Kaffeeautomaten wird klar: Das ist nicht die letzte Rallye für die drei jungen Männer gewesen. Sie machen Pläne, wann und wo sie wieder ins Auto steigen. „Sicher nicht erst in zehn Jahren“, sagt Joshua Donalis. Er ist Anfang Mai mit fünf Freunden von den Fildern als Team Fehlzündung bei der Allgäu-Orient-Rallye gestartet. Drei Wochen lang sind sie im Zickzackkurs von Oberstaufen knapp 10 000 Kilometer nach Georgien gefahren und von dort wieder zurück in die Türkei. Sie haben viel erlebt, gesehen, gelernt, gefeiert und in 21 Nächten 99 Stunden geschlafen. Auf die Frage, was das Beste an der Reise war, antwortet Donalis: „Alles: das Fahren, die Landschaft, die Leute und vor allem die Hilfsbereitschaft der vielen Menschen, die wir getroffen haben.“

 

Das Team hatte seine drei Mercedes E-Klasse auf die Namen Schnegge, Perle und Prinzessin getauft. In Batumi blieb Schnegge auf der Strecke. Kreisverkehre in Georgien funktionieren anders. Es gibt Vorfahrtsstraßen. Das war den deutschen Rallyefahrern nicht bewusst. Darum der Crash. Und dann war das gegnerische Auto auch noch gerade einmal fünf Monate alt. Das war Pech, denn so moderne und damit teure Fahrzeuge sind in Georgien selten. Die Polizei war sofort vor Ort und konfiszierte Schnegge. „Wir durften nicht einmal unser Gepäck rausnehmen“, sagt Donalis. Erst drei Tage später und mit 1300 Euro weniger in der Tasche durfte das Team weiterfahren. Und auch das nur, weil sie jemanden kannten, der jemand kannte der den örtlichen Polizeipräsidenten kannte.

Unterwegs auf den kleinsten Straßen

Doch die vier Männer und zwei Frauen vom Team Fehlzündung wollten das Abenteuer. Autobahnen sind bei der Rallye sowieso verboten. Doch die Fehlzündler sind bewusst immer auf den allerkleinsten Straßen gefahren. In der Türkei strandeten sie irgendwo im kurdischen Gebiet und hatten kein Benzin mehr. Doch zum Glück habe es immer jemanden gegeben, der helfen konnte oder der jemanden kannte, der helfen konnte. Einige Stunden lang warteten die Abenteurer auf den Sprit.

Als der Tank wieder voll war, zeichnete der nette Einheimische auf der Landkarte mit Kuli einen Strich zwischen zwei Ministraßen. Diese Strecke sollten die Rallyefahrer nehmen und nach Möglichkeit nicht anhalten. Denn die Gegend, in der sich die Freunde befanden, war alles andere als sicher.

VW-Polo-Scheiben für die 5er BMW

Auch Jan Christ, Sebastian Kunkel und ihre vier Mitstreiter vom Team Sugar Racer haben einiges erlebt. Das Team vom Uni-Campus in Vaihingen war unzählige Male in Werkstätten, mal war es der Auspuff, mal die Kupplung. Auf einem Parkplatz schlugen Betrunkene ihnen mehrere Scheiben an den Fahrzeugen ein und klauten eine Jeans und einen Campingstuhl. In einer Werkstatt baute ihnen ein Kfz-Mechaniker Originalscheiben ein, wie dieser betonte. Es waren Original-VW-Polo-Scheiben für die 5er-BMW mit den Namen Werner, Bernhardt und Manfred.

Einmal blieb das Team mit allen drei Autos im Schlamm stecken. Das nächste Dorf hatte vier Einwohner: zwei Mönche und zwei Bauern. Einer der Landwirte hatte einen Traktor und zog die Karren aus dem Dreck. Die Mönche teilten ihren letzten Kaffee und ihr Osterbrot. Die Gastfreundschaft ist Christ besonders im Gedächtnis geblieben. Immer wieder hätten die Einheimischen ihnen Tee, Essen oder eine warme Dusche angeboten. „Die Politik in einem Land muss man klar von den Menschen trennen, die in diesem Land leben“, sagt er. In der Türkei seien längst nicht alle mit der Regierung Erdogans einverstanden. „Ich habe oft gespürt, dass es Spannungen in dem Land gibt. Doch man hatte das Gefühl, dass die Konflikte ruhten, während wir da waren. Die Gastfreundschaft hatte einfach Vorrang“, lautet Christs Fazit.