Drei Studenten machen sich mit einem alten Corsa auf den Weg, um ein Regenwaldprojekt zu unterstützen.

Leonberg - Es gibt nur drei Regeln bei der Mongolei-Rallye: Erstens sind nur alte Kleinwagen mit bis zu 1000 Kubikzentimetern Hubraum erlaubt. Zweitens müssen die Teilnehmer 1000 englische Pfund für ein Regenwaldprojekt spenden. Und drittens sollen sie unterwegs viel Spaß haben. Als der 23-jährige Marius Hofmann einen Kommilitonen an der Uni von diesem Abenteuer erzählen hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Er machte sich auf die Suche nach Mitstreitern und fand sie in seinen beiden Schulfreunden Timo Weimer und Manuel Schönberg.

 

Nach gut einem halben Jahr Vorbereitung ist das Trio am Freitag in aller Herrgottsfrühe im voll bepackten Opel Corsa aufgebrochen. Das erste Ziel ist London, dort lädt der Veranstalter, ein britischer Club mit dem Namen „The Adventurist“, am Samstag zur Eröffnungsparty. Am Sonntag geht es mit der Fähre zurück nach Frankreich, von dort machen sich die Drei auf die rund 12 000 Kilometer lange Strecke bis in die Mongolei.

Wahrscheinlich werden die drei Leonberger jedoch noch mehr Kilometer bis zum Ziel, das sie zwischen dem 10. August und dem 10. September erreichen müssen, zurücklegen. Denn bei der Mongolei-Rallye geht es nicht um Schnelligkeit, es gibt auch keinen Preis für den Sieger. „Es geht uns darum, den Horizont zu erweitern und Menschen und Städte kennen zu lernen“, erläutert Manuel Schönberg.

Am 21. Juli geht’s nach Istanbul

Welche Strecke genau die drei Studenten nehmen werden, wissen sie selbst noch nicht. Sicher wird die Reise durch Rumänien führen, dort richtet der Veranstalter noch einmal eine Party für die insgesamt 340 Teams aus. Am 21. Juli will das Trio in Istanbul sein. An diesem Tag hat Marius Hofmann Geburtstag und will mit seinen zwei Mitfahrern feiern. Da trifft es sich gut, dass Manuel Schönberg eine Tante in der türkischen Metropole hat, deren Haus gerade leer steht. „Für zwei Nächte werden wir dann mal wieder in einem Bett schlafen“, freut er sich.

Danach beginnt der wohl spannendste Teil der Rallye, dann fahren die drei Schulfreunde durch Länder, die normalerweise nicht ganz oben auf den Hitlisten bekannter Urlaubsziele stehen, und für die sie alle Visa benötigen: Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Kasachstan und Russland. „Wir werden auf der ehemaligen Seidenstraße und auf dem Pamir-Highway unterwegs sein und Städte wie Teheran, Taschkent oder Samarkand sehen“, freut sich Manuel Schönberg.

Trotz aller Vorfreude – ein wenig mulmig ist dem 24-Jährigen dennoch. Kein Wunder: Der Veranstalter warnt auf seiner Homepage explizit davor, dass die Rallye kein Urlaub, sondern ein Abenteuer sei. „Ich habe aber weniger Angst vor Überfällen als davor, in Russland beim Campen von einem Bären überrascht zu werden“, sagt Manuel Schönberg.

Besondere Gruppendynamik

Die Gruppendynamik in dem Trio dürfte ein weiterer Punkt werden, mit dem das Team fertig werden muss. Das zeigte sich schon vor der Abreise: Manuel Schönberg, der Geschichtsstudent, hat ein deutlich höheres Sicherheitsbedürfnis als die beiden anderen. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir eine ADAC-Versicherung mit weltweitem Schutz abgeschlossen“, verrät er. Doch Marius Hofmann und der 24-jährige Timo Weimer, Maschinenbau- beziehungsweise Technologiemanagementstudenten, haben eine andere Ansicht: „Sie sind beide technisch versiert und finden, dass wir uns dann selbst durchschlagen müssen“, erzählt Manuel Schönberg, der dafür seine Russisch-Kenntnisse einbringen kann.

Um wenigstens nachts ein wenig Privatsphäre zu bekommen, haben sich alle drei jeweils eigene Zelte gekauft. Diese müssen in dem 19 Jahre alten Opel Corsa, den sie vor ein paar Wochen mit 140 000 Kilometern auf dem Buckel gekauft haben, ebenso Platz finden wie drei Schlafsäcke, drei Isomatten, Lebensmittel, ein Campingkocher und diverse andere Survival-Utensilien. Zudem haben sich die drei keine Taschen, sondern Rucksäcke zugelegt. „Falls wir doch mit dem Auto liegen bleiben, kommen wir so besser zu Fuß weiter“, erklärt Manuel Schönberg.

Wie weit ihre täglichen Etappen sie führen werden, wissen die drei Freunde noch nicht. „Unser Plan ist, jeweils einen halben Tag lang zu fahren und rund 300 bis 500 Kilometer zu schaffen“, sagt Manuel Schönberg. Mitte September wollen die drei Studenten wieder in Leonberg ankommen – mit einem anderen Blick auf viele Dinge.