Lokales: Tom Hörner (hör)
Das Porsche-Museum würdigt Sie mit der Sonderausstellung „Genie auf Rädern“ und zeigt ihre ehemaligen Rallye-Wagen. Wurde es Ihnen bei dem Anblick warm ums Herz?
Sicher. Es ist eine Zeitreise durch mein Leben. Da kommst du dir plötzlich 30, 40 Jahre jünger vor und musst dran denken, was Du mit den Autos alles erlebt hast. An den Fahrzeugen aus unterschiedlichen Generationen sieht man auch, wie die Entwicklung rasant vorangeschritten ist. Die haben nichts miteinander gemein, außer dass Sie ein Lenkrad und vier Räder haben.
Es alter Röhrl-Spruch lautet: „Ein Auto kann man nicht behandeln wie ein menschliches Wesen. Ein Auto muss man lieben.“ Gilt der noch immer?
Der traf auf die Rallyeautos von früher zu. Vor 40 Jahren hat man aufs Auto aufpassen müssen, sonst wär’s auseinandergebrochen. Wenn ein Schlagloch kam, war es hilfreich, den Hintern anzuheben.
In der Ausstellung gibt es nicht nur Autos, sondern auch ein Roadbook Ihres Copiloten Christian Geistdörfer zu sehen.
Dieses Gebetbuch diktierte ich beim Training dem Christian. Ich schätzte ein, wie schnell eine Kurve ging – und er schrieb das in Kürzeln auf. Kein Mensch kann sich 4000 Kilometer merken, so lang war damals ein WM-Lauf. Der Beifahrer ist ein ganz wichtiger Teil des Erfolgs. Und ich hatte das Glück, in meiner Karriere die beiden besten Beifahrer der Welt zu haben, früher Jochen Berger, dann Christian Geistdörfer.
Was hat sich im Rallyesport verändert?
Zu meiner Zeit waren die WM-Läufe zwischen 3000 und 5000 Kilometer lang. Das war eine Prüfung der Zuverlässigkeit von Mensch und Material. Wir sind 40 Stunden am Stück gefahren, Tag und Nacht, ohne Pause. Heute wird nur am Tag gefahren, da werden Minirennen aneinandergereiht. Weil die Rallyes viel kürzer sind, müssen die Fahrer vom ersten Kilometer an an ihre Grenzen gehen und volles Risiko fahren.
Sie sind seit vielen Jahren Repräsentant von Porsche. Bei Ihrer Einstellung sollen Sie gesagt haben. „Ich weiß nicht, ob Porsche sich mich leisten kann.“ Stimmt das?
Genau so war es. Das habe ich bei dem Vorstellungsgespräch gesagt – und es ging dabei nicht ums Geld, sondern darum, dass ich einer bin, der sagt, was er denkt. Auf meine Bemerkung antwortete der Vorstandsvorsitzende Dr. Wiedeking: „Genau deshalb will ich Sie haben. Ich will durch Sie die Glaubwürdigkeit meiner Firma erhöhen.“
Machen Sie noch immer die Abschlussprüfung für jedes neue Porsche-Modell?
Ja, aber nicht mehr so intensiv wie die 24 Jahre davor. Früher bin ich jedes Auto auf dem Nürburgring gefahren – dann wurde publiziert, wie schnell es dort ist. Das habe ich im vergangenen Jahr eingestellt. Wir haben junge Leute, die können das auch. Ich kann noch meinen Senf zu neuen Autos geben, aber habe nicht mehr den Stress, mit 300 über den Nürburgring fahren zu müssen.
Wenn Sie nicht Rallyefahrer geworden wären, was wären Sie dann geworden?
Hubschrauberpilot. Der Job verlangt ein ähnliches Gefühl für Bewegung. Als ich mit 40 meine Karriere bei Audi beendete, zog ich in Erwägung, ins Hubschraubergeschäft einzusteigen. Dann aber hat meine Frau gesagt: „Du bist ja verrückt. Jetzt habe ich 25 Jahre Angst um Dich gehabt – und jetzt willst Du auch noch fliegen.“ Ich gab nach. Aber reizen würde mich das noch immer.
Die Sonderausstellung „Walter Röhrl – Genie auf Rädern“ ist bis 14. Mai 2017 im Porsche-Museum zu sehen.