Ramadan ist der Fastenmonat und eine wichtige Säule des Islams. Wir erklären, welche Regeln es gibt, welche Bedeutung diese Zeit für gläubige Muslime hat und was man im Ramadan essen darf.

Katrin Jokic

Die fünf Säulen des Islams sind die wichtigsten Gebote für gläubige Muslime. Sie umfassen das öffentliche Glaubensbekenntnis, das tägliche Gebet, die soziale Spende, die Pilgerfahrt nach Mekka – und das Fasten im Ramadan. Vielen nicht-muslimischen Menschen kommen dabei vor allem die vermeintlich strengen Regeln in den Sinn: Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang soll nicht gegessen und getrunken werden. Doch was steckt eigentlich hinter dem Ramadan, welche Regeln gibt es tatsächlich?

 

Ramadan 2023: Beginn und Termine der Fastenzeit

In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 22. März und endet am 21. April. Der Ramadan dauert immer 29 oder 30 Tage und stellt den neunten Monat des islamischen Mondkalenders dar.

Auf den Ramadan folgt der Monat Schawwāl, der mit dem Fastenbrechen, dem sogenannten Zuckerfest beginnt, das bis zu drei Tage lang gefeiert wird.

Tatsächlich soll die Fastenzeit laut Koran beginnen, wenn die erste Neumondsichel (hilal) nach dem Neumond gesichtet wird. Heutzutage sind die Mondphasen dank der Astronomie schon im Voraus bekannt – man muss die Sichel eigentlich nicht mehr sichten, um zu wissen, dass Ramadan beginnt. Ob die Sichtung der Mondsichel wirklich notwendig ist oder ob man sich auf astronomische Berechnungen verlassen kann, führt immer wieder zu Diskussionen. Daher können der tatsächliche Beginn und Abschluss des Ramadans um ein bis zwei Tage vom berechneten Datum (22.03. bis 21.04.) abweichen.

Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, in dem ein Jahr im Schnitt 354,3 Tage lang ist – also kürzer als beim gregorianischen Kalender, der auf christlicher Zeitrechnung beruht und ein Sonnenkalender ist. Dadurch verschieben sich Beginn und Ende des Ramadans von Jahr zu Jahr im gregorianischen Kalender. Das bedeutet auch, dass die Fastentage, je nach Jahreszeit, unterschiedlich lang sind, denn gefastet wird traditionell von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.

Ramadan-Regeln im Überblick

Wer soll im Ramadan fasten?

Alle Muslime, die gesund sind und das Fasten ohne gesundheitliche Einschränkungen durchführen können, sind ab der Pubertät angehalten, zu fasten. Kinder werden ermutigt, das Fasten auszuprobieren und in dem Maße mitzumachen, das sie schaffen.

Kranke, Senioren, Reisende, Schwangere oder Stillende sind beispielsweise vom Fasten während des Ramadans ausgenommen. Sie können die Fastentage zu einem späteren Zeitpunkt nachholen oder für jeden versäumten Fastentag einen Bedürftigen speisen. Dieser Ramadan-Brauch wird Fidya oder Kaffara genannt.

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Dauer des Fastens

Im Koran gibt es verschiedene Stellen, die darauf hindeuten, wann gläubige Muslime fasten sollten – ganz eindeutig sind diese Verse aber nicht.

In Sure 2, Vers 187 heißt es beispielsweise: „[…] und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt.“ An anderer Stelle heißt es, ab dem Morgengebet, das mit der Morgendämmerung beginnt, soll gefastet werden.

Mittlerweile hat sich ein Konsens herausgebildet, der besagt, dass zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gefastet werden soll. Als Sonnenaufgang gilt dabei der Zeitpunkt, an dem die Sonne den Horizont überschreitet und somit die Dämmerung beendet, beim Sonnenuntergang wiederum der Zeitpunkt, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Auch hier lassen sich, wie beim Beginn des Ramadans, mittlerweile moderne Berechnungen zur Hilfe nehmen.

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Ramadan: Essen und Trinken

Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang soll weder gegessen, noch getrunken werden. Auch Genussmittel wie Zigaretten sind dann tabu. Es ist also nicht wie bei den Christen, die in der Fastenzeit meist nur auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Stattdessen werden alle Nahrungsmittel und Getränke (auch Wasser) tagsüber gefastet.

Nach Sonnenuntergang wird das Fasten in vielen Familien zuerst mit einer Dattel gebrochen. Oft kommt auch die ganze Familie mit Tanten, Onkel und Großeltern zum Fastenbrechen am Abend zusammen oder es findet in der Moschee-Gemeinde statt. Danach steht es im Prinzip jedem Muslim frei, was auf den Tisch kommt. Aber da ja noch immer Ramadan ist, sollte man sich auch beim Essen am Abend und am frühen Morgen zügeln. Leichte Speisen und ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee werden daher oftmals bevorzugt. Vielen geht es aber ohnehin mehr um das Zusammensein mit der Familie und um das Ritual des Fastenbrechens als um die Speisen an sich.

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Weitere Regeln im Ramadan

In der Fastenzeit sollen sich Muslime in Enthaltsamkeit üben. Deswegen soll beispielsweise auch auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.

Darüber hinaus soll der Ramadan eine Zeit der „inneren Einkehr“ darstellen, Gläubige sollen in dieser Zeit besonders darauf achten, nicht zu sündigen, nichts Schlechtes zu reden und sich von vermeintlichen Abhängigkeiten zu befreien. Sie sollen zur Ruhe kommen und ihren Glauben stärken. Für viele Muslime ist der Ramadan auch eine gute Gelegenheit, um sich intensiver mit Gebeten und dem Lesen des Korans zu beschäftigen.

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Ursprung und Bedeutung des Ramadans

Wortwörtlich bedeutet „Ramadan“ so viel wie „brennende Hitze“. Das Wort leitet sich von ramida und arramad ab. Einige Länder mit historischem Einfluss der persischen Sprache, wie Aserbaidschan, Iran, Indien, Pakistan und die Türkei, verwenden das Wort Ramazan oder Ramzan, wobei das z wie ein weiches s gesprochen wird.

Der Ramadan stellt eine wichtige Säule des Islams dar, durch das Fasten soll die Zufriedenheit Allahs erlangt werden. Das Fasten soll den Einzelnen näher zu seinem Gott bringen, die Seele festigen und zu mehr Barmherzigkeit beitragen.

Für viele Muslime ist der Ramadan auch die Zeit, um Nächstenliebe und Wohltätigkeit zu leben, schöne Momente mit der Familie und den Freunden zu verbringen und sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren.

Nicht nur der Islam kennt Fastenzeiten – gläubige Christen beispielsweise fasten 40 Tage vor Ostern, wenn auch auf andere Art und Weise.

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Zuckerfest: Das Fest des Fastenbrechens

Eid al-Fitr, das Fest des Fastenbrechens steht am Ende des Fastenmonats und umfasst die ersten drei Tage des nachfolgenden Monats (Schawwāl). Je nach Region wird das Fest etwas anders gefeiert, oft werden aber bereits in den letzten Tagen des Ramadans Süßigkeiten und Süßspeisen gekauft oder selbst zubereitet. Daher hat es auch seinen türkischen Beinamen Şeker Bayrami – Zuckerfest.

Der erste Morgen des Schawwāl beginnt mit einem Festgebet, in der Regel in einer Moschee oder auf einem Gebetsplatz. Danach werden Grüße und Glückwünsche ausgetauscht und die Besuche bei Freunden und Verwandten beginnen. Das Haus wird aufgeräumt und viele Muslime begeben sich in die Heimat, um gemeinsam mit Verwandten zu feiern. Dann wird gemeinsam gegessen, die Tische werden üppig gedeckt, es gibt viel Gebäck, Kuchen und Süßigkeiten. Viele Muslime spenden auch anlässlich des Zuckerfests, um ärmere Menschen zu unterstützen.

2023 findet das Zuckerfest vom 21. bis 23. April statt. Es steht für Besinnlichkeit, Zeit mit der Familie, festliche Mahlzeiten und zum Teil auch für Geschenke. Daher lässt es sich gewissermaßen mit dem christlichen Weihnachtsfest vergleichen, auch wenn die religiöse Bedeutung eine andere ist.

Wer muslimischen Freunden oder Kollegen Glückwünsche oder Grüße zum Zuckerfest schicken möchte, kann auf Arabisch „Eid Mubarak“ oder auf Türkisch „Bayram mübarek olsun“ wünschen. Damit wünschen Sie ein frohes bzw. gesegnetes Fest.