Die Schäden in der Ausstellung der Villa Merkel sind beseitigt.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Der erste Schock nach dem Einbruch von Randalierern in die Kunstausstellung der Villa Merkel in den königlichen Eisenbahnwerkstätten ist verdaut. Ebenfalls repariert ist das Kunstwerk, das die zerstörungswütigen Mitglieder der „Gang“ aus einem Gestell gekippt hatten. „Zwei externe Restauratoren haben die Schäden weitgehend beseitigt“, berichtet der Galerieleiter Andreas Baur. „Die letzten Handgriffe muss der Künstler allerdings selbst tun.“ Dazu werde der niederländische Künstler Rob Voerman wohl extra anreisen müssen.

 

Versichert mit 22 000 Euro

Zusammen mit den anderen Zerstörungen, die die Einbrecher in der Ausstellung „Good Space“ angerichtet haben, beläuft sich der Schaden auf einen mittleren vierstelligen Betrag. Versichert ist das Kunstwerk allerdings mit 22 000 Euro. Die Galerie muss jetzt zusammen mit dem Rechtsamt der Stadt Esslingen entscheiden, ob sie den Betrag von der Versicherung begleichen lässt, oder ihn aus eigener Tasche bezahlt, um zu verhindern, dass die Police teurer wird.

Die Polizei hat am Einbruchort zahlreiche Spuren gesichert, „gerade sind wir dabei, sie auszuwerten“, berichtet der Reutlinger Polizeipressesprecher Christian Wörner, was naturgemäß seine Zeit daure.

Eine Jugendgang hat am Samstag, 29. Juni, in der Ausstellung „Good Space“ der Villa Merkel randaliert, die zur Zeit in den ehemaligen königlichen Eisenbahnwerkstätten in der Esslinger Rennstraße untergebracht ist.

Sie stiegen etwa gegen 5 Uhr durch ein Fenster in die Ausstellung ein. Die Jugendlichen nahmen Flaschen aus dem Kühlschrank und zerschmissen sie auf dem Boden. Dann gingen sie zu einer Installation von Fatma Bucak und zertrümmerten die Glasscheibe eines Tablet-PCs. Sie kippten einen Tisch um, auf dem ein Architekturmodell des niederländischen Künstlers Rob Voerman stand, das Modell zerbrach auf dem Boden. Sie öffneten Türen, drangen in Nebenräume ein und verrückten einen großen Hubwagen. Am Schluss schrieben sie sich in das Gästebuch der Ausstellung ein, drohten, dass sie noch mehr zerstörten, und unterschrieben mit „Die Gang“. Dann verschwanden sie über einen Notausgang.

Das Bizarre an dieser Tat war, dass sich die ausstellenden Künstler gerade mit Themen befassen, die zu Vandalismus führen. Wie kann man ausgegrenzten Jugendlichen einen Raum geben, in dem sie leben können, ist eine der Fragen, der „Good Space“ künstlerisch nachgeht.

Menschlicher Kontext

Beispielsweise ist das zerstörte Kunstwerk das Modell eines Telekomgebäudes, das auch von der NSA genutzt wird. „Ich wollte damit Machtstrukturen zeigen, sie neu interpretieren und in einen neuen menschlicheren Kontext stellen“, sagt der niederländischen Künstler Rob Voerman über diese Arbeit. Etwa sechs Wochen hat er mit zwei Mitarbeitern gebraucht, um das Modell zu schaffen. „Ich finde es schrecklich, dass es überhaupt keinen Respekt vor der Arbeit anderer mehr gibt“, so Voerman.

Die königlichen Eisenbahnwerkstätten wurden im 19. Jahrhundert gebaut. Die Backsteinhallen sind wohl das größte Bauwerk in der Stadt Esslingen und überspannen eine Fläche von 16 000 Quadratmetern, etwa zwei Fußballfelder. Die Ausstellung dort ist längst wieder geöffnet. Künftig werden allerdings Wachmänner ein Auge auf das Gelände haben.