Sie stehen oft im Schatten des Fußballs, aber nicht nur wegen der VfB-Krise soll nun etwas passieren. Eine Interessengemeinschaft will sich um die Randsportarten in der Stadt kümmern. Immerhin gibt’s noch andere Bundesligisten in Stuttgart.

Stuttgart - Stell dir vor, es ist Bundesliga, und keiner merkt’s? Das ist in Stuttgart gar nicht so schwer. Sicher kennt jeder den schwer ins Trudeln geratenen Fußballclub VfB, einige auch noch die erfolgreichen Volleyballerinnen des MTV, und wieder andere können sicher etwas mit dem neuen Handball-Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart anfangen, obwohl der Club eigentlich in Bittenfeld beheimatet ist. Viele wissen auch, dass es den Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers gibt, aber dann wird es dunkel, obwohl weitere elf Vereine mit 18 Mannschaften in Stuttgart in einer Bundesliga am Start sind.

 

Die Wasserballer erfahren, wie lang der Schatten des Fußball ist

Wie gewaltig der mediale Schatten und wie gering das Interesse an vielen Sportarten hinter dem Moloch Fußball ist, hat zum Beispiel 2006 der SV Cannstatt erfahren müssen. Die Bundesligawasserballer räumten damals im Finale um die deutsche Meisterschaft den Abonnementsmeister Spandau 04 Berlin im heimischen Inselbad ab und gewannen den Titel, was aber weder Publikum noch Medien sonderlich interessierte, da gleichzeitig das Fußball-Sommermärchen der Klinsmänner lief. Auch andere, durchaus attraktive Wettbewerbe wie die Tennis-Bundesliga auf der Waldau, American Football der Stuttgarter Scorpions oder die Hockeyspiele des HTC Stuttgarter Kickers haben im Vergleich zum Fußball nur eine geringe Aufmerksamkeit. Zudem ziehen die Profi-Kicker die Sponsorengelder wie ein gewaltiger Staubsauger aus dem Markt. Da bleibt für alle anderen nicht so viel übrig. Vor diesem Hintergrund plant der Sportkreis Stuttgart eine Initiative, die mittelfristig den Ligensport in der Landeshauptstadt populärer machen soll. In diesen Tagen wird die „Interessengemeinschaft Bundesligisten Stuttgart“ gegründet, die vor allem die Präsenz der verschiedenen Sportarten in der Öffentlichkeit verstärken will. Fred Stradinger, für die CDU im Stuttgarter Gemeinderat und Präsident des Sportkreises Stuttgart, sagt dazu: „Wir wollen, dass es noch viel bekannter wird, wie vielfältig der Spitzensport in Stuttgart ist.“

Ein Sponsorenpool ist nur ein Gedankenspiel

Der einfachste Weg dazu wären natürlich mehr Sponsoren und damit auch mehr Geld für Eigenwerbung. Der angedachte Sponsorenpool aller Spitzensportvereine ist aber zunächst nur ein Gedankenspiel. Zunächst ist eine Bündelung der Kräfte angestrebt. Das bedeutet: Die IG Bundesligisten Stuttgart will sich um einen einheitlichen Auftritt der Vereine nach außen mühen. Unter dem Motto: „Wir sind die Bundesliga in Stuttgart“, soll eine Plattform entstehen, aus der hervorgeht, dass in der Stadt auch Billard, Blindenfußball oder Faustball auf Erstliganiveau gespielt wird.

Angestrebt wird auch, dass sich die Vereine gegenseitig zu ihren Spielen einladen und gemeinsame Aktionen planen. Weiter will die IG die Wirtschaftsförderung der Stadt ins Boot holen und über die Politik Kontakt zur Industrie aufbauen. Das muss nicht zwangsweise mit dem Werben um Sponsorengelder identisch sein. Manchmal ist auch ein Jobangebot für einen erfolgreichen Athleten Grund genug, hier zu leben und damit den Spitzensport in der Stadt populärer zu machen. Das müsste in einer Stadt mit 173 000 Mitgliedern in 290 Sportvereinen eigentlich auch gelingen können.