Wenn ein dänisches Elektroduo in der Schräglage auftritt, ist potenziell viel Zeitgeist im Spiel. Die Dänen von Rangleklods sehen in Stuttgart super aus, ihr Publikum auch – aber wie schon beim Freikonzert 2014 fehlt da was.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Man kann einem die wirtschaftlich größtmögliche Dummheit auch als geniales Marketing auslegen. Dass man wie das dänische Elektropop-Duo Rangleklods auf Tour geht, zwei Wochen bevor das neue Album erscheint – das ist schon ziemlich gewieft. Schon beim Freikonzert 2014 war am Merch-Stand keinerlei musikalisches Souvenir von den beiden zu erwerben – obwohl doch Esben Andersen und seine Bühnenpartnerin Pernille Smith-Sivertsen den Abend mit einem, so sagt man doch, deepen Set gerettet und zu Recht die Aufmerksamkeit wenigstens eines Teils des Publikums auf sich gezogen hatten.

 

Der Auftritt am Pariser Platz scheint den beiden in guter Erinnerung geblieben zu sein. Jedenfalls betonen Rangleklods bei am Mittwochabend in der Schräglage gefühlt nach jedem zweiten Song, wie gut es ihnen in Stuttgart gefällt. Und wie gut gefallen die beiden dem Stuttgarter Publikum? Ganz okay, könnte man sagen, und denkt sich: vielleicht sollte man Begeisterung nicht in Jubelgeschrei messen, zumindest nicht bei dieser unterkühlt elektronischen Musik.

Ganz böse: Der Standard

Einer Musik, die trotzdem von menschlicher Aktion lebt: vom theatralen Drehen an diversen Knöpfen, von Tamburinen, Becken und einer selten gesehen elektrischen Flöte, jeweils bedient von Pernille Smith-Sivertsen. Esben Andersen trägt dazu mit großer Dringlichkeit seinen Gesang vor, der angeblich manche Kritiker an Ian Curtis und Jim Morrison erinnert – aber womöglich doch eher wie „Dieter Bohlen mit Hirn und ein paar zusätzlichen Echoeffekten sowie einem Mann am Gesangsmikro“ klingt, wie 2012 die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ zum Rangleklods-Album Beekeeper schrieb.

Der Text ist natürlich ziemlich böse, kann für hartnäckige Musikkäufer aber wenigstens dazu führen, besagtes Album (erschienen beim tollen Label Schoenwetter Schallplatten) über viele Querverweise zumindest zum vertretbaren Preis bestellen zu können.

Der Zeitgeist sieht super aus

Zurück zum Konzert in der Schräglage. Nach einem eher nach digitalem Stehblues klingenden ersten Teil drehen Rangleklods gegen Ende auf – die alten Songs sind doch ein Stück bewegter als die neuen. Wer auf verhallte Synthesizer und Gesangspuren steht, findet natürlich auch das neue Zeug toll und selbstverständlich würde das Duo auch super aufs Stuttgart Festival passen. Subbass kann der Elektroproduzent Andersen, die Schräglage-Anlage gibt das auch her. Style können Dänen eh – das Publikum trägt die halbe Là-pour-là-Kollektion, Rangleklods die andere Hälfte.

Will sagen: der Zeitgeist sieht super aus, auch dank der Rangleklods-Lichtshow in den dunkel gestrichenen Schräglage-Kellerräumen. Sein Soundkonzept ist absolut stimmig. Nur, anders als beim Freikonzert im Vorjahr war dieses Konzert eher der Auftakt als der Abschluss eines gelungenen Abends.