Der Panda-Rapper zeigt sich von seiner nicht so freundlichen Seite: Vor einem Auftritt in Bochum hat das Cro-Management alle Fotografen aus dem Zelt verbannt. Der Vorfall steht in einer langen Reihe von Beispielen, in denen die Pressefreiheit eingeschränkt wird. Das hat auch schon zu Boykotten geführt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Bochum - Der Pandarapper hat sich von seiner nicht ganz so freundlichen Seite gezeigt: Das Management von Cro hat am Montag bei einem Auftritt in Bochum sämtliche Fotografen vom Auftritt des Hip-Hop-Shooting-Stars ausgeschlossen, wie das Online-Portal „derwesten.de“ berichtet. „Wir haben nur erfahren, dass die Entscheidung auf Wunsch des Künstlers zustande kam“, sagte eine Organisatorin des Bochumer „Zeltfestival Ruhr“ zur „WAZ“. Zwei Stunden vor Beginn des ausverkauften Konzerts habe das Cro-Management den Fotografen „ein Arbeitsverbot“ ausgesprochen, so der Bericht. „Einen kompletten Ausschluss wie bei Cro habe ich noch nie erlebt“, zitierte das Medium seinen eigenen Bildredakteur.

 

Auf StZ-Anfrage rechtfertigte sich Steffen Posner vom Cro-Management Chimperator Live. „Wenn sich ein Fotograf beim Festivalveranstalter akkreditiert und nicht bei uns, dann kommen die bei uns nicht rein“, sagt er. Das Management wolle kontrollieren, wer fotografiert und auch was er ablichtet. „Wir lassen uns alle Bilder vor der Veröffentlichung zuschicken“, so Posner. Man wolle die Qualität der Fotos kontrollieren. „Außerdem waren in Bochum Fotografen da, die uns im Vorfeld nicht kontaktiert hatten. Eine spontane Entscheidung war da nicht mehr möglich.“

Pressefreiheit wird eingeschränkt

Die Bedingungen für Fotografen seien bei großen Pop-Produktionen in den vergangenen Jahren immer heikler geworden, heißt es in Branchenkreisen. Die Akkreditierung direkt beim Künstlermanagement (statt beim örtlichen Veranstalter) sei nur die erste Kontrollinstanz; üblich sei auch die Beschränkung, dass Fotografen nur in den ersten Minuten eines Konzerts direkt vor die Bühne dürfen. Es komme sogar vor, dass beispielsweise Teleobjektive abgegeben werden müssen, damit die Fotografen nicht nur das Gesicht des Künstlers abbilden können.

Dass Fotografen ihre Bilder vom jeweiligen Künstlermanagement freigeben lassen müssen, ist ein eher junges Phänomen. Die mit Vertragsstrafen bewehrte Auflage, dass die Bilder nur ein einziges Mal veröffentlicht werden dürfen, wird hierzulande gar als sittenwidrig eingestuft – während solche Praktiken in den USA inzwischen fast branchenüblich sind. Journalistenverbände haben schon mehrfach gegen Einschränkungen für Fotografen protestiert und bei besonders krassen Fällen zum Boykott aufgerufen. Größere Medien sowie Nachrichtenagenturen kamen diesem Aufruf bereits mehrfach nach.

Am Ende gibt es gar kein Foto

Einer dieser Fälle war die Tour von Robbie Williams anno 2006. Damals wollte sich das Management unter anderem die Fotos vor der Veröffentlichung vorlegen lassen – so wie jetzt Chimperator. Auch Peter Gabriel, Bob Dylan und Destiny’s Child oder Tom Jones sind für solche Methoden bekannt, 2009 verzichtete die Stuttgarter Zeitung wegen zu starker Beschränkungen auf eine Bildberichterstattung vom Linkin-Park-Konzert auf dem Cannstatter Wasen. Den Managements von Marianne Faithful, Norah Jones und Rammstein werden ebenfalls harte Methoden nachgesagt.

Wozu das führen kann, zeigte ein Vorfall beim The-Offspring-Konzert in Hamburg. Da wurden den Fotografen laut „Hamburger Abendblatt“ fünf Minuten vor Showbeginn Verträge vorgelegt, laut denen die Fotografen ihre Bilder in den USA hätten freigeben lassen sollen. Das Ergebnis: Nachdem eine Hamburger Popfotografin diese Bedingung als inakzeptabel ablehnte, verzichteten ihre Kollegen in einer solidarischen Aktion ebenfalls auf eine Bildberichterstattung.

Und das ist sicherlich nicht im Interesse des Konzertveranstalters oder all jener, die kein Ticket mehr bekommen haben. Beim Cro-Konzert in Bochum war es zumindest den 4200 jungen Besuchern egal, ob Fotografen dabei waren oder nicht: „Das war eines der besten Cro-Konzerte“, berichtet Chimperator-Mann Steffen Posner.