Während des Frühlingsfests in Stuttgart war eine Debatte über sexistische und rassistische Darstellungen an Fahrgeschäften entfacht. Nun gab es den nächsten Fall an einem Fahrgeschäft beim Fleckenfest in Zuffenhausen. Der Schausteller reagierte schnell.

Wo fängt Rassismus an, wo Sexismus, und wie geht man damit um? Seit dem Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen gibt es in Stuttgart eine Debatte über Darstellungen an Fahrgeschäften, Ständen und Buden. Angestoßen hatten sie die Grünen im Gemeinderat im Mai dieses Jahres. Die Diskussion ist nun auch in Zuffenhausen entbrannt.

 

Einem Passanten waren rassistische Bilder aufgefallen, als er auf dem Festplatz unterwegs war, wo gerade der Vergnügungspark für das Fleckenfest aufgebaut worden ist. Nachdem der Bezirksvorsteher Saliou Gueye davon Kenntnis bekam, machte er sich auf den Weg, um an Ort und Stelle mit dem Schausteller darüber zu sprechen.

„Klarer Fall von Rassismus“

Stein des Anstosses sind die karikierende und stereotypisierende Darstellung von zwei schwarzen Figuren, die vor einem großen Kochtopf stehen. Darin befindet sich eine leicht bekleidete Dame, die – so lässt sich dieses Szenario mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deuten – den beiden als Mahlzeit dienen soll. „Das ist ein ganz klarer Fall von Rassismus. Das geht gar nicht“, sagt Saliou Gueye und schüttelt den Kopf. Neben ihm steht Schausteller Rudolf Traber, dem der Geschicklichkeitsparcours gehört, und sagt: „Das sind Comicfiguren und keine Darstellungen von Menschen.“

Traber ist ein alter Hase in der Branche, sein Ludwigsburger Familienbetrieb kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Er ist in Baden-Württemberg und Bayern unterwegs, vor Kurzem war er in Aalen und Nürtingen: „Es gab dort keinerlei Beschwerden“, sagt er und verweist darauf, dass dies lediglich in Stuttgart ein Thema sei – und zwar seit den Geschehnissen beim Frühlingsfest. Einer von Trabers Mitarbeitern ist selbst Schwarzer: „Das ist mir vorher eigentlich gar nicht aufgefallen“, sagt Manuel Unfried und schaut sich die Bilder auf dem Wagen an. Er finde sie nicht schlimm.

Saliou Gueye ist da anderer Meinung. Er ist Mitbegründer von Black Lives Matter in Ludwigsburg und seit Oktober 2020 Bezirksvorsteher von Zuffenhausen. Das Fleckenfest solle ein Fest der Begegnung und Freundschaft sein. Da gebe es keinen Platz für Beleidigungen und Diskriminierungen. „Wir wollen hier die Vielfalt feiern“, sagt er und verweist auf gegenseitigen Respekt. „Die Menschen machen sich oftmals keine Gedanken, deshalb ist das Gespräch wichtig“, sagt der gebürtige Senegalese. Wenn man ihn nach seinen eigenen Gefühlen beim Betrachten solcher Bilder fragt, dann denkt er kurz nach und meint: „Ich selbst bin etwas gelassener, kann aber verstehen, wenn sich andere darüber sehr aufregen.“

Der Schausteller zeigt Einsicht

Mit dem Thema Vorurteile hat Rudolf Traber auch schon Erfahrungen gemacht – und zwar im Hinblick auf seinen Berufsstand: „Wir werden oft als ‚Zigeuner‘ beschimpft“, erzählt er. Das habe schlichtweg damit zu tun, dass viele Leute diejenigen Menschen, die im Wohnwagen lebten und damit unterwegs seien, alle über einen Kamm scheren würden. Er persönlich rege sich darüber schon längst nicht mehr auf.

Auch die Aufregung auf dem Zuffenhäuser Festplatz ist schnell verflogen. Rudolf Traber zeigt sich schnell einsichtig und verspricht, die betreffenden Bilder mit Tüchern zu verdecken. Und Saliou Gueye sagt: „Wir wollen schließlich nicht miteinander streiten, sondern zusammen feiern.“

Wie aber soll künftig in Stuttgart mit diesem Thema verfahren werden? Der aktuelle Stand ist der, dass die städtische Abteilung für Chancengleichheit Kriterien erarbeiten soll, welche Darstellungen als diskriminierend eingestuft werden. Diese Kriterien sollen dann in den Ausschreibungen für die Volksfeste verankert werden.