Es ist zu begrüßen, dass islamische Gemeinden im Rat der Religionen vertreten sind. Gleichzeitig sollten sie auch den Dialog untereinander intensivieren, um weitere Mitglieder für das Gremium zu gewinnen, sagt StZ-Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Es hat schon einmal einen Vorstoß gegeben, in Stuttgart ein Forum des Austauschs zwischen Christen, Juden und Muslimen zu schaffen. Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, als der frühere Oberbürgermeister Schuster nach den Anschlägen auf das World Trade Center einen Runden Tisch ins Leben rief. Eine dauerhafte Einrichtung ist daraus nicht geworden.

 

Nun haben die beiden großen christlichen Kirchen den Versuch gestartet, eine dauerhafte Institution für den interreligiösen Dialog mit den Muslimen in der Stadt aufzubauen. Wer wollte gegen diese Initiative in unserer durch die Flüchtlingskrise aufgewühlten Zeit etwas haben. Es ist überfällig, dass die Religionsgemeinschaften näher zusammenrücken. Die aktuelle Krise, in der jede Stimme der Mäßigung und des Miteinanders wichtig ist, die der Kirchen und Moscheegemeinden zumal, bietet dafür eine neue Chance.

Arabischsprachige Gemeinden sind nicht dabei

Dennoch sollte man an das neue Gremium keine allzugroßen Erwartungen stellen. Schon die jetzigen Mitglieder müssen noch zusammenfinden und eine gemeinsame Kultur entwickeln. Auch wenn es im Rat der Religionen nicht nur um Flüchtlingsfragen gehen wird: es sind darin zwar die größeren islamischen Gruppen vertreten, aber keine, deren Mitglieder ihre Wurzeln im arabischen Sprachraum haben. Von dort aber kommen die meisten Flüchtlinge.

Es ist deshalb zu begrüßen, dass islamische Gemeinden und Vereine offenbar über die Bildung einer Flüchtlingskommission nachdenken. Sie sollten ihrerseits die Lage nutzen, untereinander den Dialog zu intensivieren. Dies wäre ein wichtiger Beitrag für eine tiefere und langfristige Verständigung von Christen, Juden und Muslimen, für welche die Gründung des Rats der Religionen ein hoffnungsvoller Schritt ist.