Robert, viele Eltern befürchten, ihre Kinder werden Balla-Balla, weil sie nur noch vor dem Smartphone hängen. Wie beruhigst du sie?
Mit dem Handy kann man auch ziemlich viel Gutes anfangen! Sei es die Interaktion mit den Freunden, der Austausch mit den Klassenkameraden über die nächste Arbeit oder auch ganz allgemein. Man kann sich einfach gut auf dem Laufenden halten, was in der Welt so passiert und angesagt ist. Wir sind ja nicht von der Außenwelt abgeschottet, nur weil wir aufs Handy gucken. Im Gegenteil!
Wie denkst du über Gleichaltrige, die kein Smartphone haben? Gibt es das in deinem Umfeld überhaupt?
Einer meiner Mitschüler hat kein Smartphone. Er wird es vermutlich nicht sonderlich vermissen, weil er ja noch nie eines hatte und auch nicht weiß, wie sich das anfühlt. Aber es ist natürlich schon so, dass er damit ein bisschen außen vor ist. Es gibt nur sehr wenige Jugendliche, die kein Smartphone haben, zumindest in meinem Umfeld.
Mit deinem Buch möchtest du zur Beruhigung besorgter Eltern beitragen. Manchmal scheint es allerdings, als würdest du die Dinge verharmlosen, wie den Fall mit dem Oben-ohne-Foto einer Mitschülerin, das versehentlich in einem sozialen Netzwerk gelandet ist. Im Netz ist das Risiko, sich bloß gestellt zu fühlen doch ziemlich hoch, findest du nicht?
Doch, auf jeden Fall. Aber ich sehe es so, dass man im echten Leben sich ja auch durchaus mit Aussagen oder Handlungen blamieren kann. Klar, im Internet sind die Dinge teilweise für die Ewigkeit verfügbar, daher ist das natürlich schon heikel. Vieles ist aber auch selbstverschuldet, wer so ein Bild von sich verschickt, muss vorher darüber nachdenken, was damit passieren könnte. Und am besten lässt man das einfach bleiben.
Experten sagen, dass für unwissende oder labile Jugendliche im Netz jede Menge Gefahren lauern, Stichwort Ballerspiele, Cyber Mobbing oder illegale Streaming-Dienste. Wie stehst du dazu?
Viele Spiele im Netz sind völlig harmlos. Zumal ich selbst sehr gut differenzieren kann, was real und was virtuell ist, bei meinen Freunden ist das auch so. Ich kann es nicht nachvollziehen, warum Erwachsene sofort denken, ihre Kinder werden kriminell wenn sie mal ein Spiel spielen, indem sich die Gegner womöglich bekämpfen. Und was die Streaming-Dienste angeht: es gibt sehr viele illegale Streaming-Dienste im Netz. Teilweise benutzen wir das auch, aber selten. Die Rechtslage ist so schwammig, dass keiner genau weiß, was man darf und was nicht.
Vieles, was sich online abspielt, hat die Erwachsenen-Welt längst erreicht, siehe Whatsapp. Nervt das die Jugendlichen?
Bei Whatsapp finde ich es mega gut, es erleichtert den Alltag erheblich, weil ich mit meiner Familie unkompliziert im Austausch sein kann, zum Beispiel mit einer Familiengruppe. Bei anderen Netzwerken wie Instagram oder Snapchat finde ich das nicht so cool, weil meine Mutter dann immer sehen würde, was ich für Bilder poste und das womöglich kommentieren würde. Das würde ich nervig finden. Meine Mutter ist dafür auf Facebook, das ist mir aber egal, weil ich da eh nichts mache, das ist bei uns Jugendlichen überhaupt nicht mehr angesagt.
Was wünschen Sie sich von der Schule in punkto digitale Medien?
Man könnte zum Beispiel so eine Art Geschichtsunterricht einführen, indem es insgesamt um das digitale Zeitalter geht. Wie das alles seinen Lauf genommen hat, wie die Entwicklung in den letzten 30 Jahren gelaufen ist. Aber es sollte auch um praktische Dinge gehen, zum Beispiel darum, wie eine Speicherkarte funktioniert, warum wir überhaupt online sein oder telefonieren können und solche Dinge. Das wären einfach grundlegend wichtige Informationen, die unser Leben auch in Zukunft bestimmen werden.
Die Lehrer hinken vermutlich den Schülern, was die Mediennutzung angeht, weit hinterher, oder?
Allerdings! Bei unserer Englischlehrerin ist das zum Beispiel so, dass sie uns bei manchen Vokabeln bittet, die Übersetzung zu googeln. Manche kommen auch mit den Beamern nicht zurecht, weil sie Touch-Funktionen haben. Da müssen dann oft wir Schüler aushelfen.
Info: Robert Campe wurde 2001 geboren und geht in Hamburg aufs Gymnasium. Im Rahmen eines Praktikums bei dem Medien-Portal Meedia veröffentlichte er einen Artikel über die junge Generation und wie sie die Social-Media-Welt sieht. Daraus entstand sein Buch.