Die braune Vergangenheit des ehemaligen Oberbürgermeisters Hans Hoffmanns ist für den OB von heute kein Grund, sein Porträt zu entfernen.
Es bleibt dabei: Im öffentlich zugänglichen Foyer des Heilbronner Rathauses wird das Porträt eines NSDAP-Mitglieds und SS-Mannes, des früheren Heilbronner Oberbürgermeister Dr. Hans Hoffmann (1967 bis 1983) aus der Reihe ehrenvoller Vorgänger weder entfernt noch umgehängt. Diese Entscheidung des Heilbronner Oberbürgermeisters Harry Mergel wird, mit mehr oder weniger Bedenken, bei einhelliger Distanzierung von dessen Vergangenheit, von den Fraktionen der CDU, der Grünen, der FDP mitgetragen. Die SPD-Fraktion schließt sich, so nach Rückfrage beim Vorsitzenden Rainer Hinderer, ohne weitere Äußerung der Entscheidung des SPD-OB an. Kompromisslos zeigt sich nur die kleine Fraktion der Freien Wähler, sie hat einen Antrag auf Entfernung des Bildes gestellt.
Arbeit an Dissertation zeitgleich mit Eintritt in die SS
Hoffmann verschwieg vollständig und sein Leben lang seine intensive Teilhabe am NS-Staat, täuschte Wähler und Bürger, log auch bei seiner Entnazifizierung. Offenbar wurde dies erst im Dezember 2023, als die Historikerin Susanne Wein in einer wissenschaftlichen Aufarbeitung für das Stadtarchiv die „Heilbronner Kontinuitäten“ den Lebenslauf von 210 bedeutenden Heilbronnern von der NS-Zeit bis in die 1960er Jahre prüfte. Das Ergebnis: mehr als die Hälfte waren NSDAP-Mitglieder. Bei Hoffmann trat zu Tage, dass er sehr früher Hitlerjunge und sehr frühes Mitglied der NSDAP, ab 1940 auch Mitglied der SS als Obersturmführer war. Eingeräumt hatte er stets nur „Wehrmachtsoffizier“ gewesen zu sein. Die schnelle Reaktion darauf war die Aberkennung des Ehrenrings der Stadt durch den Gemeinderat, danach wurde es zäh.
OB Mergel hatte rasch erklärt, man werde das Hoffmann-Porträt hängen lassen, ergänzt um entsprechende Informationen zu seiner Vergangenheit. Nach zwei Monaten erst wurde das Namensschild am Porträt mit einen QR-Code in Briefmarkengröße ergänzt, ohne Hinweis auf Grund und Zweck, weiteren Interventionen zufolge kam ein knapper Info-Text hinzu. Auf der Homepage der Stadt ist die Auflistung von Hoffmanns Verdiensten doppelt so lang wie die Darstellung seiner NS-Vergangenheit. Gänzlich fehlt, dass Hoffmanns Arbeit an seiner Promotion (Volkswirt) zeitgleich erfolgte mit dem Eintritt in die SS, er damals Mitarbeiter der Reichswerke Hermann Göring in Kattowitz war. In diesen Jahren 1940/41 wurden dort jüdische Zwangsarbeiter im Bergbau und zur Rüstungsproduktion eingesetzt. Auschwitz liegt vierzig Kilometer entfernt.
Forderung nach einem Diskussion im Gemeinderat
Den „Abhänge-Antrag“ des Freie-Wähler-Stadtrats Herbert Burkhardt – er distanziert sich vehement von den bayrischen „Namensvettern“ – ließ Mergel mit einer Expertise der Städtischen Museen beantworten. Von dort stammt das Konzept zur Hängung von Bildern und Porträts im Rathaus. Darin wird Burkhardt vorgehalten: „Die Bildnisse verkörpern die politische Tradition und Kontinuität der ehemaligen Reichsstadt und sind Verpflichtung für „gutes“ politisches Handeln.“ Die niederschwellige, für den Ort passgenaue Präsentation aufzugeben, sei falsch. Weiter heißt es noch: „Der zweite Aspekt berührt den Umgang mit historischen (NS-)Tätern. Derzeit werden verschiedene Ansätze ergebnisoffen diskutiert.“ Wer und wo, wird nicht gesagt, ist auch nicht erkennbar. Verkürzt darauf, als sei die Auseinandersetzung mit Hoffmann nur mit dem Verbleib von dessen Porträt möglich, klingen die Aussagen von Nico Weinmann, FDP-Stadtrat und MdL und Thomas Randecker (CDU), gerade mit höchster Stimmenzahl wiedergewählt. Die konkrete Forderung nach einem „transparenten, gerne auch kritischen Diskurs“ kam bisher nur von Holger Kimmerle (Grüne), die nach einer Diskussion im Gemeinderat nur von Burkhardt. Er beruft sich unter anderem auf „viele Äußerungen aus der Bevölkerung“.