Eine gute Bewerbungsrede, das Stimmenergebnis fiel im Anschluss gut genug aus, damit er Rückendeckung für die Arbeit hat: Der Start von Fabian Mayer ins Bürgermeisteramt ist gelungen, kommentiert Josef Schunder.

Stuttgart - Der Start von Fabian Mayer ins Bürgermeisteramt und in den neuen Berufsabschnitt ist gelungen. Vor seiner Wahl zum Bürgermeister besonders für das Personalwesen der Landeshauptstadt und für die Kultur in der Stadt hat er eine gute Bewerbungsrede gehalten. Inhaltlich allemal. Beim Vortrag konnte er eine gewisse Nervosität und Aufregung naturgemäß nicht verhehlen. Sein Stimmenergebnis fiel später gut genug aus, damit er Rückendeckung für die Arbeit hat.

 

Signal an den Gesamtpersonalrat

Dass er klug ist, hatte ihm auch vorher niemand abgesprochen. Mit der Rede hat er es bestätigt. Besonders auffallend war das Signal an den Gesamtpersonalrat, dass er die Personaldecke stellenweise für zu dünn hält. Und das Signal, dass die Kultur für ihn nicht fünftes Rad am Wagen sein werde. Das war auch notwendig angesichts der spät, dann aber doch mit Macht aufgekommenen Besorgnisse in der einschlägigen Bevölkerung. Da wurde befürchtet, dass die Interessen der Kultur im Rathaus untergehen könnten – weil die langjährige Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann weg ist und OB Kuhn die Kultur nicht in den eigenen Geschäftskreis hole und damit aufwerte.

Wie es im Kulturbereich laufen wird, ist in der Tat spannend. Im Lager der Grünen heißt es, der OB könne jetzt die Kulturthemen, die ihm wichtig seien, punktuell an sich ziehen und die Richtung vorgeben. Er müsse aber nicht alles abarbeiten – und der junge Fabian Mayer, der bisher nicht gerade eine der Hauptstützen im Gemeinderat war, werde Kuhn nicht in die Quere kommen. Die Rede von Mayer kann auch anders gelesen werden. Nämlich so, dass er wirklich den Kulturbürgermeister geben will, nicht nur ein Stellvertreter sein möchte.

Modernisierer der Stadtverwaltung

Viel eindeutiger positionierte er sich allerdings als Modernisierer einer angeblich zu unbeweglich gewordenen Stadtverwaltung. Er präsentiert sich als junger Mann, der frischen Wind ins Rathaus bringt. Das deckt sich ziemlich genau mit dem, was CDU-Fraktionschef Alexander Kotz als Chance von Mayers Kandidatur benannte, als der Name Mayer gerade ins Spiel gekommen war. Kotz und Mayer haben ihr Ding durchgezogen und das Drehbuch auch am Tag der Abstimmung angewandt.

Ob Mayer aber auch erfolgreich sein wird, hängt vor allem davon ab, ob er sich bei Geld- und Organisationsfragen gegen den machtbewussten Finanzbürgermeister und Parteifreund Michael Föll behaupten kann. Und ob er das bei inhaltlichen Fragen im Kulturbereich gegen den Oberbürgermeister schafft, der da oft dezidierte Vorstellungen hat. Kurzum: Die Frage ist, ob der wegen seiner höflich-zurückhaltenden Art allseits geschätzte Herr Mayer auch in Konfliktfällen das nötige Profil entwickelt. Die Zeichen stehen nicht schlecht. Aber in der Politik hat man wahrlich schon viel erlebt. Selbst tatendurstige Persönlichkeiten, die als Tiger sprangen, endeten schon als handzahme Kätzchen.