Zwar schießen die Kosten bei dem 400 Jahre alten Rathaus in die Höhe, dennoch beginnt der Umbau.

Weil der Stadt - Cornelia Swoboda sitzt in ihrem schmalen Büro im ersten Obergeschoss des Merklinger Rathauses. „Ja, das ist gerade für ältere Leute schon beschwerlich, hier raufzukommen“, sagt sie. Eine schmale, steile Treppe muss heraufklettern, wer in Merklingen ins Bürgerbüro will. Cornelia Swoboda kommt dann schon mal runter, vor die schwere Haustür, und nimmt unten auf der Straße den Antrag für den neuen Pass entgegen.

 

Ende dieses Jahres wird sie das nicht mehr tun müssen. Denn in der kommenden Woche beginnt der große Umbau des Merklinger Rathauses. Und im Erdgeschoss werden dann das Bürger-, das Friedhofs- und das Standesamt einziehen, alles barrierefrei und gut zugänglich.

Herbert Heiser stemmt sich gegen das große, blaue Tor und tritt in einen großen, dunklen Raum. Denn dort, wo später einmal Heirats- und Sterbeurkunden gezeichnet werden, ist momentan vor allem noch der Staub zu Hause.

Marktrecht seit 1597

„Hierkommen einmal vier Büros rein“, erklärt der Projektleiter im städtischen Bauamt. Die größte sichtbare Veränderung dabei: Die schweren Holztüren werden entfernt, und dafür durch riesige Glasfenster ersetzt. „Aber damit stellen wir quasi nur den ursprünglichen Zustand her“, erklärt Herbert Heiser. Denn 1597 hat Merklingen das Marktrecht erhalten – und in der Folge das große, repräsentative Fachwerk-Rathaus errichtet. Die Arkadenhalle im Erdgeschoss war ursprünglich – so wie es in Weil der Stadt heute noch ist – offen.

Und so offen und lichtdurchflutet soll es auch nach der großen Renovierung wieder werden. 825 000 Euro beträgt die momentane Kostenschätzung, fast ein Viertel mehr, als noch vor einem Jahr geschätzt. Im Gemeinderat hatte das jüngst für Kritik gesorgt. „Das explodiert nach oben. Wenn wir so weiter machen, landen wir irgendwann bei einer Million Euro“, schimpfte Markus Kling, der Chef der Freien Wähler.

Susanne Widmaier ist die Hausherrin hier, als Erste Beigeordnete residiert sie im Merklinger Rathaus. Zusammen mit ihrem Mitarbeiter Herbert Heiser erkundet sie den staubigen Keller. „Wir haben das ganze Gebäude statisch untersuchen lassen“, erklärt sie. „Dabei kam heraus, dass das Haus im Laufe der Zeit um 20 Zentimeter gekippt ist.“ Das werde auch nach dem Umbau so bleiben. Weil die Statik dadurch aber komplizierter wurde, ist es zu dieser Kostensteigerung gekommen.

„Dazu kommt, dass gerade viele gleichzeitig bauen wollen, deshalb sind die Preise derzeit sehr hoch“, erklärt die für das Bauamt verantwortliche Beigeordnete. Man müsse aber jetzt beginnen, der Zeitplan ist eng gestrickt. Denn während des Umbaus sind in dem Rathaus keine Trauungen möglich, das Standesamt weicht solange ins benachbarte historische Steinhaus aus – und das geht nur im Sommer.

Das Treppenhaus wird luftig

Genauso, wie der Zugang ins Rathaus über eine verwinkelte, provisorische Außentreppe nur im Sommer möglich ist. „Ja die Treppe“, sagt der Projektleiter Herbert Heiser. „Die war auch bei unserer Planung das größte Problem.“ Denn momentan gibt es keine Verbindung von dem Raum im Erdgeschoss mit den neuen Büros in die Stockwerke darüber – das wollte man aber ändern. Ein luftiges Treppenhaus wird daher eingebaut. Dahinter kommen Toiletten, die auch von außen zugänglich sein werden.

„Das war schon lange Wunsch der Merklinger“, erklärt Susanne Widmaier. „Die Toilettenanlage wird dann auch zugänglich sein, wenn das Rathaus geschlossen ist.“ Und neben den Toiletten ist Platz für den Technik-Raum, in dem die neue Heizung und ein eigener Server untergebracht sein werden. „Das ist ja kein Luxus, was wir hier bauen“, betont Herbert Heiser. „Die letzte Sanierung hier war in den 70er Jahren. Telefon, EDV und Heizung muss man eh dringend erneuern.“ Nächste Woche rücken endlich die Handwerker an.

Herbert Heiser und Susanne Widmaier verschließen die großen Tore erst mal wieder. Die sehen zwar historisch aus, kommen aber dennoch weg und werden durch Glasfenster ersetzt. „Die stammen aus den 50er Jahren“, erklärt Heiser. „Damals war hier die Feuerwehr untergebracht.“ Aber das ist Geschichte, bald zieht hier wieder Leben ein – genauso wie vor 400 Jahren.