Die Grünen im Gemeinderat wollen die Idee eines Kombibahnhofs nicht vorschnell zu den Akten legen - auch wenn die Faktenlage sich verändert habe.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Nach Ansicht der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat solle die Idee eines Kombibahnhofs nicht vorschnell zu den Akten gelegt werden. Deshalb begrüßen sie die Initiative von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU), den Verkehrsexperten Werner Stohler in den gemeinderätlichen Umwelt- und Technikausschuss einzuladen, um seine Idee präsentieren zu können. Zugleich kritisieren sie allerdings den vom Rathauschef versandten Katalog von "88 teilweise diffamierenden, tendenziösen und deplatzierten Fragen".

 

Immerhin zeige sich aber, so der Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold, "dass in der Stadt allmählich begriffen wird, welche Anforderungen an einen modernen und leistungsfähigen Bahnhof zu stellen sind" angesichts des "vernichtenden Urteils", das der Stresstest bei Stuttgart 21 erbracht habe.

Kosten deutlich über den genannten Zahlen

Wie mehrfach berichtet, haben der Bahngutachter Stohler und der Schlichter Heiner Geißler unlängst die Variante eines Kombibahnhofs für Stuttgart ins Gespräch gebracht. Nach dieser Idee, die zu Beginn der 1990er Jahre von dem Verkehrswissenschaftler Gerhard Heimerl entwickelt worden ist, bliebe die bestehende Kopfstation weitgehend erhalten; die Fernzüge würden derweil durch einen unterirdischen Durchgangsbahnhof geführt. Heimerl selbst, der jüngst eine von Schuster eingesetzte Expertenkommission zu dem neuerlichen Vorschlag des Kombibahnhofs geleitet hat, hält seine damaligen Überlegungen heute selbst für überholt. Insofern bestehe kein Anlass, diese Variante einer "tiefergehenden Prüfung" zu unterziehen, so Schuster in einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Dies zumal im Zuge des Raumordnungsverfahrens zu Stuttgart 21 rund 60 unterschiedliche Lösungen abgewogen worden seien.

Gerade den Verweis darauf wollen die Rathaus-Grünen allerdings nicht gelten lassen. Schlichtung, Stresstest und die sachliche Aufklärungsarbeit der Projektgegner habe zu einer "völlig veränderten Faktenlage geführt". Unter anderem lägen die Kosten für das Projekt um 70 Prozent über den Mitte der 90er Jahre genannten Zahlen.

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