Die geplanten Baukosten werden sogar leicht unterschritten.

Leonberg - Steht man auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus, so scheint es heute kaum vorstellbar, dass es noch nicht einmal anderthalb Jahre her ist, dass genau an dieser Stelle das Vorgängergebäude gestanden hat. Das wurde im Februar 2017 dem Erdboden gleichgemacht.

 

Heute, gerade 15 Monate später, hat sich der Neubau fest im Alltagsbild der Stadt etabliert. So fest, dass der frühere Bau, der immerhin 57 Jahre zunächst der Leonberger Kreisverwaltung, dann der Stadt diente, fast in Vergessenheit geraten ist.

Gutes Zusammenspiel aller Beteiligten

Die Entstehungsgeschichte des neuen Rathauses ist von allerlei Besonderheiten geprägt. Am außergewöhnlichsten dürfte aber sein, dass die geplanten Baukosten sogar leicht unterschritten wurden. Genau 25 876 000 Euro waren vor fünf Jahren veranschlagt worden. Bei der jetzt präsentierten Endabrechnung belaufen sich die Kosten auf 25 873 074 Euro und 39 Cent. Da kann nicht nur der Oberbürgermeister, der mit der Entstehungsgeschichte seines Dienstsitzes nichts zu tun hat, den Hut ziehen: „Hervorragend!“, lobt Martin Kaufmann und gibt zu: „Ich weiß nicht, wie das geht.“ Muss man doch heute nicht auf Stuttgart 21 oder den Berliner Flughafen blicken, um zu wissen, dass  öffentliche Bauprojekte in der Regel sehr viel teurer werden als geplant.

Es ist mit dem guten Zusammenspiel des städtischen Baudezernates, des Projektsteuerungsbüros Drees und Sommer und der Bietergemeinschaft des Architektenbüros Schaller und des Bauunternehmens Wolf und Müller zu verdanken, dass nicht nur die 25 Millionen Euro eingehalten werden konnten, sondern zudem der ehrgeizige Zeitplan von anderthalb Jahren.

Im Fraktionsraum der SPD wuchs Unkraut

Zu den Besonderheiten gehört auch, dass der Rathaus-Neubau keineswegs aus dem Wunsch nach einem schöneren Gebäude für die Mitarbeiter und die Kommunalpolitiker entstanden ist. Die hätten es wohl klaglos noch mehrere Jahre im einstigen Rathaus ausgehalten, das zwar den Charme einstiger DDR-Bauten hatte, aber irgendwie doch zur Stadt gehörte.

Es waren vielmehr reine Sicherheitsaspekte, die den Gemeinderat mehr oder minder dazu gezwungen hatten, im November 2013 einen Neubau am Belforter Platz zu beschließen. Andernfalls, so drohten damals die Brandschutzkontrolleure aus Böblingen, werde das Verwaltungsgebäude einfach dicht gemacht.

In der Tat zeichneten sich schon 2012 erste Mängel ab: Die Trinkwasserrohre waren hinüber, die Heizung streikte, die Fenster waren undicht, Regenwasser trat durch das Dach, die Fassade bröckelte. Im Fraktionsraum der SPD wuchs sogar Unkraut.

Das Stromnetz bereitet Probleme

Größtes Problem war aber das Stromnetz, das dringend saniert werden musste – und damit auch der komplette Brandschutz. Doch selbst die stattliche Summe von 400 000 Euro reichte damals nicht für einen Dauerbetrieb. Die Kontrollbehörde gab den Betrieb nur bis 2017 frei.

Eile war also geboten. Die Diskussionen bewegten sich zwischen einer Kernsanierung des bestehenden Gebäudes oder einem Neubau. Neben dem angestammten Ort am Belforter Platz war damals noch die Hanglage Richtung Altstadt im Gespräch. Architektonisch spannender, aber dafür deutlich aufwendiger, mithin teurer.

Zeitplan und Kosten wurden gehalten

Der Gemeinderat entschied sich für die pragmatischere und kostengünstigere Lösung mit einem Neubau vor dem bestehenden Gebäude. Und dann ging alles ganz schnell. Der Anbau mit dem Sitzungssaal wurde schon im Frühjahr 2015 abgerissen. Der Gemeinderat und die anderen Gremien tagten danach in der Stadthalle. Am 24. Juni erfolgte der offizielle Spatenstich. Danach wuchs der Neubau in Windeseile, währenddessen nebenan im „Altbau“ der Betrieb ganz normal weiterging.

Anfang 2017 zog die Verwaltung um. Der Zeitplan wurde gehalten. Und die geplanten Kosten, wie jetzt klar ist, ebenso.