Beim Rathaussturm zieht der Oberbürgermeister Christoph Palm den Kürzeren: Jetzt ist die Hochburg der Stadtverwaltung in närrischer Hand.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Die Narren kennen keine Gnade. Millionen von Konfetti fliegen Oberbürgermeister Christoph Palm ins Gesicht. Der steht als Maikäfer verkleidet auf der Außentreppe des Fellbacher Ratssaals und muss aufpassen, dass er keine Papierschnitzel schluckt. „Wenn ein Juchtenkäfer schützenswert ist, ist es ein Maikäfer erst recht“, sagt er verzweifelt.

 

Palm sollen die Flügel gestutzt werden. Beim Rathaussturm haben sich deshalb die Weingeister vom Fellbacher Carneval Club (FCC) und die Weidawölf der 1. Narrenzunft Fellbach zusammengetan. Für den Angriff auf die Hochburg der Stadtverwaltung wurde auch Peter Notter engagiert. Der Pyrotechniker steht mit einem umgebauten Laubbläser im Rathausinnenhof und schießt Konfetti auf den Oberbürgermeister. Die kleinen Punkte bleiben an seinem Kostüm hängen. Der Maikäfer sieht plötzlich aus wie ein Marienkäfer.

Verkleidung schützt nicht vor bösen Überraschungen

Das Rathaus hängt am seidenen Faden. „Ich bin Gegenwind gewöhnt“, sagt Christoph Palm. Dass sich der Schultes als „Moiakäfer“ – so lautet der Neckname für die Fellbacher – verkleidet hat, nützt ihm schlussendlich nichts. Die Gardemädchen des FCC stürmen die Treppe und nehmen das Stadtoberhaupt gefangen. „Reißt mir aber bitte kein Bein aus“, sagt der OB.

Die Beine bleiben dran, und der Oberbürgermeister wird sogar mit drei Päckchen der Größe XXL beschenkt. Beim Auspacken gibt es jedoch eine böse Überraschung. Wie beim Trojanischen Pferd stecken die Gegner im Geschenk. „Angriff!“, schreien die Narren. Dass das Täuschungsmanöver klappt, war FCC-Präsident Michael Schubert von Anfang an klar: „Wenn Politiker etwas geschenkt bekommen, greifen sie sofort zu.“

Die Narren übernehmen das Rathaus

Die Schlacht ums Rathaus ist aber noch nicht geschlagen. Die Narren fordern Palm erneut zum Duell heraus. Drei Wettkämpfe sollen über Sieg und Niederlage entscheiden. Doch der OB kassiert eine Schlappe nach der anderen: Beim Wasserpistolenschießen auf einen Golfball verliert er gegen FCC-Prinzessin Ninja I, beim Peitschenknallen gegen einen kleinen Weidawolf und auch beim Balancieren von mit Wasser gefüllten Gläsern steht er am Ende als armer Tropf da. Das Rathaus ist futsch. „Helau, Ha-tschi, es ist vollbracht, nun sind die Narren an der Macht“, sagt FCC-Präsident Schubert.

Im großen Saal des Rathauses übergibt „Bürger Palm“ dem FCC-Präsidenten den goldenen Schlüssel für das Rathaustor. Doch nicht ohne Vorwarnung: „Bürogeräte sind gefährlich.“ Schließlich sei Bundespräsident Christian Wulff über einen Anrufbeantworter und Karl-Theodor zu Guttenberg über einen Kopierer gestolpert. Ohne Stolperer zeigen danach die Rotburgunder Funken einen Tanz. Und nicht nur Weingeister, der Elferrat, das Prinzenpaar und die Weidawölf schmeißen die Party im großen Saal. Auch die Schmidener Fröbelhexen sind gekommen.