Die Ratingagentur Moody’s hat die ausgezeichnete Kreditwürdigkeit des Landes Baden-Württemberg in Zweifel gezogen. Im Finanzministerium sieht man das entspannt.

Stuttgart - Moody’s konnte gar nicht anders. So lautet die Reaktion im Stuttgarter Finanzministerium auf die Ankündigung der US-Ratingagentur. Sie hatte am Dienstag den Ausblick auf die Kreditwürdigkeit der von ihr bewerteten sechs Bundesländer verdüstert: von stabil auf negativ. Das war aber nur konsequent, weil die Stabilitätswächter dies zuvor auch für den Bund zu Protokoll gegeben hatten. „Die Beurteilung eines Landes kann aber nicht besser sein als die des Bundes“, wird im Hause von Finanzminister Nils Schmid (SPD) die Logik bei Moody’s erklärt.

 

Die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern, so begründete die Agentur ihre Bonitätszweifel selbst, seien „extrem eng“. So schreibe das Grundgesetz den Ländern Bundestreue vor. Wenn der Bund ins Trudeln kommt, schwanken auch die Länder. Angesichts ihrer hohen Verschuldung und dem damit verbundenen Refinanzierungsbedarf könnte es sich auch auf sie negativ auswirken, wenn der Bund im Rahmen der Eurorettung erteilte Bürgschaften einlösen müsste.

Unter verschärfter Beobachtung

Die betroffenen Finanzminister in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt äußerten sich ähnlich. „Keine Effekte zu erwarten“, wiegelte der Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum ab. „Wir bleiben verlässliche Partner,“ sagte der brandenburgische Ressortchef Helmuth Markov. Ein „sicherer Hafen für Anleger“ sei Sachsen-Anhalt, hieß es in Magdeburg.

„Wir stehen unter verschärfter Beobachtung.“ Das sei im Moment der einzige Effekt von Moody’s Vorstoß, erklärte Franz Wida, der Chefkreditmanager in Stuttgart. Ob sich die Konditionen verschlechtern, zu denen das Land sich Geld beschaffen kann, lasse sich noch nicht sagen. Dafür gebe es „zu viele Einflussparameter“ neben dem Rating. Schließlich habe Moody’s die Kreditwürdigkeit des Landes ja nicht herabgestuft. Die Bestnote, das „Triple-A“, gilt weiter. Nur der Ausblick sei erst mal negativ. Das bedeute, dass in den nächsten drei Jahren „der Schritt in die eine oder die andere Richtung“ gemacht wird – eine lange Zeit.

Mit sinkender Bonität steigen die Zinskosten

Käme die Abstufung dann wirklich, verschlechterte sich die Bonität erst mal um eine Stufe. Die Faustregel lautet, dass das für jede Milliarde aufgenommener Schulden die Zinskosten um 100 000 Euro verteuern würde. Eine Faustregel, denn neben dem Moody’s-Rating hat Baden-Württemberg ja auch noch das Gutachten der Agentur Standard & Poor’s. Das dürfte bei den Investoren etwas schwerer wiegen. Standard & Poor’s hatte den Südwesten Anfang März wieder auf AAA hochgestuft, nachdem zuvor einige Zeit AA+ gegolten hatte. „Die Aufwertung reflektiert unsere Erwartung , dass die neue Regierung die Konsolidierung fortsetzen wird“, schrieben die S&P-Analysten – die übrigens genauso wie die Moody’s-Leute in Frankfurt sitzen.

Zwei Ratings leistet sich das Land, um auch an Geldanleger zu kommen, für die zwei Bonitätsgutachten Vorgabe ist, damit sie überhaupt einen Geschäftsabschluss machen dürfen. Die ganz großen Geldgeber freilich, erklärt Kreditmanager Wida, vertrauen ohnehin nur ihrem eigenen Rating und richten dementsprechend bestimmten Kreditnehmern ganz klar abgezirkelte Kreditlinien ein. Die Schuldenmanager in Stuttgart könnten die Diskussion über die Ratings an sich vorbeiziehen lassen, denn „die Liquiditätslage des Landes ist sehr, sehr gut“. Derzeit schuldet das Land pro Jahr sechs bis acht Milliarden seines Bestandes an Verbindlichkeiten um. Der Großteil davon wird erst im späten Jahr vollzogen. Derzeit „haben wir eine Nettotilgung“, sagte Wida. Das Land liegt deutlich unter seinem Verschuldungslimit. Das spart Zinskosten. „Auch wenn die Zinsen gerade niedrig sind, ist das eine Menge Geld“, erklärt der Landeskreditmanager.

Keine Zinsstabilität auf lange Sicht

Aktuell zahlt das Land für neue Kredite 1,8 bis 1,9 Prozent Zinsen. Eine längerfristige Zinsstabilität lässt sich aber nur erreichen, indem man Zinsswaps abschließt. Auch Baden-Württemberg wird keine langfristigen Anleihen zu festem Zins los. Darum behilft es sich, indem es das Risiko von Zinsschwankungen durch ein solches Derivategeschäft absichert.