Nach einem Jahr Pause stellt die Stadt Weinstadt wieder ihren Ratstrunk vor. Von einer nackten Frau auf dem Etikett ist der Künstler nach Rücksprache wieder abgekommen.

Weinstadt - Durch ein Spalier der Marktwache geht es in den Innenhof des Beutelsbacher Stiftshofs. Zu entspannten Klängen des Trios Django Mobil genießen die geladenen Gäste ein Glas Riesling- oder Blanc-de-Noir-Sekt aus dem Jahr 2015. Der traditionelle Ratstrunk der Stadt Weinstadt ist in seinem 15. Jahr betont beschwingt präsentiert worden – und „einmal ganz anders als in den vergangenen Jahren“, wie der Oberbürgermeister Michael Scharmann feststellt.

 

Bei der Gestaltung gar nichts gedacht

Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr auch aus Kostengründen ausgefallen war, hat Scharmann in diesem Sommer großen Wert auf eine Fortführung dieser lukullischen Tradition gelegt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung unter dem Titel „Summer & Wine 2017“ stand die Vorstellung des neuen Weinetiketts für den Ratsschenk, den Wein aus städtischem Anbau, welches der Ludwigsburger Künstler Werner Lehmann gestaltet hat.

„Eigentlich habe ich mir bei der Gestaltung gar nichts gedacht“, verriet der Künstler, der viele Jahre Kunsterzieher am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach am Neckar gewesen ist. Als er gebeten worden war, das Etikett zu entwerfen, sei er zunächst nicht sehr interessiert gewesen, gibt er zu. Als er dann aber wahrgenommen habe, welche Künstler schon vor ihm die Label des Weinstädter Ratsschenks kreiert hatten, sei er überwältigt gewesen und habe sofort zugesagt.

In den vergangenen Jahren hatten namhafte Grafiker und Künstler wie Friederike Groß, Fritz Genkinger oder Karl-Ulrich Nuss für das Label des Stadtweins verantwortlich gezeichnet. Er fühle sich geehrt, in einem Atemzug mit diesen Künstlern genannt zu werden, beteuerte Werner Lehmann und freute sich sichtlich, dass er in Naturalien, also in Ratsschenk-Flaschen entlohnt wurde.

Bei der anschließenden Verkostung stellte dann der Stadtwengerter Gerhard Bischoff die einzelnen Weine vor, die 2016 im Weinberg der Kommune gekeltert und von der Remstalkellerei ausgebaut worden sind. So habe etwa der Riesling Kabinett trocken Schnaiter Altenberg einen Oechslegrad von 89 und sei dank guten Wetters ein ganz besonderer Tropfen geworden.

In ersten Entwürfen mit nackter Dame

Selig lächelnd blickte der Weingott Bacchus derweil vom Etikett des Ratstrunks auf die Festgemeinde. Werner Lehmann hat den Gott des Weines mit einem „schwäbischen Wohlstandsbäuchle“ versehen und ihm „instinktiv“, wie er formulierte, eine Hose aus Tigerfell verpasst. Mit ihm im Boot sitzt eine lächelnde Dame, die ein Glas Wein in der Hand hält und ihm zuprostet. In ersten Entwürfen sei die Dame nackt gewesen. Man habe sich dann aber darauf geeinigt, sie doch zu verhüllen, da der Ratsschenk sonst unter Umständen nicht für jedes Ereignis hätte verwendet werden können, erklärte der Künstler mit einem Schmunzeln.

Den Ratsschenk kann man übrigens nicht kaufen. Die Stadt vergibt den edlen Tropfen als Geschenk für Jubilare und als Dankeschön bei städtischen Veranstaltungen. Nach dem neuen Konzept des Ratstrunks, wonach der Veranstaltungsort jedes Jahr wechseln soll, wird die Open-Air-Sommerparty im nächsten Jahr wohl im Stadtteil Großheppach stattfinden.