Ein Ludwigsburger hat im November aus einem offenen Auto eine Geldmappe gestohlen. Dabei wurde er vom Fahrer überrascht – aus Panik hat der Dieb eine Pistole gezogen.
Der Mann mit dem weißen Hemd und dem Pferdeschwanz auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts spricht leise und wirkt schüchtern. Doch es gibt offenbar noch eine andere Seite an dem 22 Jahre alten Mann, die ihn nunmehr vor die 18. Große Strafkammer gebracht hat. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Die Tat räumte er über seinen Verteidiger Alexander Freiherr von Malsen-Waldkirch unumwunden ein, er selbst sprach von „einem Fehler“, den er gemacht habe. Er habe im vergangenen Jahr kaum Geld gehabt und sei am Abend des 29. November in der Myliusstraße in Ludwigsburg an einem Auto mit offenem Kofferraum vorbeigekommen. Er habe diesen geschlossen und sei dann weiter in ein nahe gelegenes Casino gegangen. Nachdem er dort Geld verloren hatte, sei er wieder an dem Auto vorbeigegangen und habe auf dem Beifahrersitz eine Geldmappe liegen gesehen.
Aus Panik Schuss abgegeben
Er habe dann die Beifahrertür geöffnet und die Mappe mit 10 650 Euro an sich genommen. „Es war ein spontaner Entschluss, den ich zutiefst bereue“, erklärte der Anwalt für den jungen Ludwigsburger. Auf einmal sei der Autobesitzer aufgetaucht, er sei erschrocken und in Panik geraten. Er habe eine Schreckschusspistole gezogen und einen Schuss abgegeben – laut Anklage auf Höhe des Gesichts seines Gegenübers. Er habe den Mann nicht verletzten wollen. Tatsächlich erlitt der Mann eine Verletzung am Daumen, da er die Hände hochriss, um sein Gesicht zu schützen. Die Staatsanwaltschaft unterstellt ihm jedoch, auch erheblichere Verletzungen in Kauf genommen zu haben.
Täter hat sich bei Opfer entschuldigt
Der 22-Jährige hat die 10 650 Euro mittlerweile ausgegeben. Er habe Schulden bezahlt und Marihuana gekauft. Cannabis rauche er seit seinem 14. Lebensjahr. Auch am Tattag habe er Cannabis konsumiert gehabt. Bei seinem Opfer habe er sich inzwischen entschuldigt und mit diesem einen so genannten Täter-Opfer-Ausgleich arrangiert. Er habe diesem 15 000 Euro bezahlt, für die er einen Kredit aufgenommen habe. Die Entschuldigung habe der Mann angenommen und beteuert, er habe kein persönliches Interesse mehr an einer Bestrafung des 22-Jährigen.
Darüber hinaus berichtete der Ludwigsburger, er habe nach seinem Werkrealschulabschluss im Jahr 2018 auf Minijob-Basis gearbeitet und später eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Wegen eines Handbruchs habe er dort nicht weiterarbeiten können und sei daher zuletzt als Reinigungskraft auf Minijob-Basis tätig gewesen. Seit April sitzt er in Untersuchungshaft. Das Urteil soll am 25. September verkündet werden.