Das Raubtier von Braunsbedra war vermutlich eine Katze. Davon ist der Profi-Fährtenleser Georg Messerer überzeugt. Er hat bereits die Löwin von Kleinmachnow entzaubert.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Wenn ein mutmaßlich gefährliches Raubtier durchs bundesdeutsche Unterholz schleicht, ist roter Alarm bei den Sicherheitsbehörden im Land angesagt. Wenn schon Deutschlands halbe Jägerschaft auf der Promi-Insel Sylt auf Pirsch geht, um einen einzelnen Goldschakal zu erlegen, wie groß muss der Aufwand erst mal sein, wenn es um eine echte gefährliche Raubkatze geht. Einen Puma!

 

Doch großes Aufatmen in Sachsen-Anhalt: Die Suche nach dem vermeintlichen Puma vom Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt bei Braunsbedra ist offiziell für beendet erklärt worden. Die Bevölkerung kann wieder unbesorgt zur Marina schlendern und die lauen Frühsommernächte genießen, ohne Gefahr zu laufen, vom einem hungrigen Raubtier gefressen zu werden.

Aufatmen in Deutschlands Osten: Die Marina vom Geiseltalsee. Foto: Jan Woitas/dpa

Ortsbürgermeister gibt Entwarnung

Eine Nachstellung des Originalvideos, das am Montag ((16. Juni) eine groß angelegte Suche ausgelöst hatte – unsere Zeitung berichtet ausführlich über den kuriosen Fall – , habe die Größenverhältnisse des Tieres deutlich gemacht, erklärte der Bürgermeister der Stadt Braunsbedra, Steffen Schmitz. Der Aufnahmeort in der Nähe einer Strandbar sei leicht ausfindig zu machen gewesen, so der CDU-Politiker.

Bürgermeister Schmitz (im lindgrünen Sommerhemd) gibt Entwarnung. Foto: Jan Woitas/dpa

Der vermeintliche Puma ist eine Katze

„Wir haben einen Mitarbeiter dahingestellt, um die Größenverhältnisse beurteilen zu können. Dann kam da noch eine Katze vorbei. Das passte ganz gut“, so der Schultes weiter.

Experten der Cybertracker, einem internationalen Netzwerk von Experten für digitales Fährtenlesen, hätten dann eine Bildmontage angefertigt, die in einem Post des Bürgermeisters auf dem Facebook-Account der Stadt zu sehen ist.

Der Puma ist ne Katze! Foto: Imago/Danita Delimont

Darauf zu sehen ist der maßstabgerechte Vergleich des Originalvideos der vermeintlichen Großkatze mit dem Video des Bürgermeisters. „Zusätzlich haben sie Beispielbilder tatsächlicher Pumas darauf gelegt um die Größenverhältnisse klarzumachen“, so Schmitz.

Sollte es weitere Sichtungen geben, werde diesen weiter nachgegangen. Das am Dienstag eingerichtete Lagezentrum wurde aufgelöst.

Unverhältnismäßiger Aufwand?Aber mitnichten! Foto: Jan Woitas/dpa
Einsatz wie im Kriegsgebiet: Mit Drohen geht’s gegen den Feind. Foto: Heiko Rebsch/dpa
Zum Glück sind Profis im Einsatz. Foto: Heiko Rebsch/dpa/Heiko Rebsch
Wo ist das wilde Tier? Foto: Jan Woitas/dpa/Jan Woitas

Keine Beweisgrundlage für Puma

Der professionelle Fährtenleser Georg Messerer, der nach eigenen Angaben hauptberuflich im Naturschutz arbeitet, ist jetzt selbst an dem Ort gewesen, an dem die vermeintliche Großkatze erstmals gesehen wurde. Aus Sicht des Experten habe der Saalekreis zu Recht entschieden, die Suche zu beenden.

Auch wenn alle Katzen nachts schwarz sind, bedeutet dass nicht, dass alle Katzen gleich sind. Foto: Soeren Stache/dpa

„Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Hauskatze ist, ist einfach hoch.“ Für einen Puma bestehe keinerlei Beweisgrundlage. Weil das Video an einem Hang aufgenommen worden ist, sei die Perspektive verzerrt, glaubt der Fährtenleser. Die Katze habe vor den dahinterliegenden Rosenbüschen deutlich größer gewirkt, als sie eigentlich ist.

„Cybertracker“ haben auch Rätsel der Berliner Löwin gelöst

Der 32-Jährige gehört zum globalen Kollektiv der „Cybertracker“. Die Organisation bedient sich moderner Technologien und dem Wissen von Ureinwohnern, um Fährtenleser auszubilden und zu zertifizieren. Die „Cybertracker“ waren bereits vor zwei Jahren mitverantwortlich für die Lösung um das Rätsel der „Löwin von Kleinmachnow“.

In dem Berliner Vorort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier als Wildschwein heraus.

Puma-Spuren wie hier in Argentinien wurden in Braunsbedra nicht gesichtet. Der Grund: Es gab keinen Puma. Foto: IMAGO/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/Christian Peters

Damals fanden sich auch eindeutige Wildschweinspuren. Das sei dieses Mal nicht der Fall gewesen, so Messerer. Da die Sichtung bereits mehrere Tage her war, sei das ohnehin unwahrscheinlich gewesen. „Selbst wenn es ein Puma gewesen wäre, hätten wir dann nur noch mit Glück Spuren finden können.“

Kalbsriss entpuppt sich als „Raben- und Krähenfraß“

Auch der fragliche Riss eines Kalbes in der Nähe des Geiseltalsees habe sich mittlerweile aufgeklärt. Demnach sei das Tier an einer natürlichen Todesursache gestorben. „Danach haben sich Raben und Krähen daran zu schaffen gemacht“, erklärt eine Sprecherin des Saalekreises. Der Tierkadaver sei von einer Amtstierärztin untersucht worden, die den Riss durch ein Raubtier ausgeschlossen hätte.