Ein 19-Jähriger gibt zu, mit einem Komplizen und mit Schreckschusswaffen ein Lokal in Plochingen überfallen zu haben. Die beiden maskierten Räuber erbeuteten im vergangenen Dezember dabei rund 700 Euro. Seinen Komplizen verpfeift der Angeklagte jedoch nicht.

Plochingen - Der 19-Jährige sitzt alleine auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts, obwohl unstrittig ist, dass er gemeinsam mit einem Komplizen im vergangenen Dezember in Plochingen eine Gaststätte überfallen hat. Doch wer mit ihm zusammen am 8. Dezember gegen 18.15 Uhr – maskiert und mit zwei Schreckschusspistolen bewaffnet – rund 700 Euro erbeutet hat, gibt er selbst auf mehrmaliges Nachfragen der Vorsitzenden Richterin und eines Schöffen nicht preis. Deshalb muss er sich seit Montag vor der 2. Großen Jugendkammer alleinverantwortlich dem Vorwurf der gemeinschaftlich begangenen schweren räuberischen Erpressung stellen.

 

Zunächst wurde über die Räuber gelacht

Der junge Mann gibt zu, dass er an jenem Freitagabend mit „meinem Mittäter“ die Gaststätte betreten und „Überfall“ sowie „Geld her, schnell, schnell“ gerufen habe. Die Schreckschusspistole habe er dabei kurz auf den Sohn des Gastwirts gerichtet, der hinter der Theke aushalf. Laut Zeugen bedrohte sein Komplize währenddessen einen Gast. Zunächst hätten die rund 20 Restaurantbesucher das als „klein“ beschriebene Räuberduo – der Angeklagte ist nur etwa 1,65 Meter groß und rund 53 Kilogramm schwer – nicht ernst genommen. Es sei sogar über die Vermummten gelacht worden, auch der 38-jährige Gastwirtssohn war eigenen Angaben zufolge zuerst von „Verstehen Sie Spaß?“ ausgegangen. Bis der Angeklagte zweimal in die Luft schoss, danach sei die „Situation angespannt“ gewesen, sagt der 19-Jährige. Das bestätigt der Zeuge, er legte rund 700 Euro auf den Tresen, welche der Angeklagte einsteckte und mit dem ihm bekannten, der Polizei nach wie vor unbekannten Komplizen flüchtete.

Am Tattag habe er schon vormittags mit einem Freund begonnen, mit viel Alkohol dessen Geburtstag zu feiern: „Ich war richtig besoffen.“ Man sei mit Jungs aus seiner damaligen Plochinger Clique noch in einer Bar gewesen. Dann hätten sich die Wege getrennt, und er habe mit seinem Komplizen beschlossen, die Kumpels an deren Treffpunkt zu erschrecken. Sie hätten sich in ihre Wintermützen Sehschlitze geschnitten, und er habe dann die Schreckschusspistole aus einem Gebüsch hinter dem Jugendzentrum geholt. Ein flüchtig Bekannter habe diese dort einst versteckt, erzählt er seine Version, weshalb er plötzlich eine Schreckschusspistole zur Hand hatte. Woher die Waffe seines Mittäters stammte, wisse er nicht. Auf dem Weg zum Treffpunkt seien sie dann – enthemmt vom Alkohol – in die Gaststätte gegangen.

Angeklagter bereut die Tat „zutiefst“

Der 19-Jährige, der unter der Darmerkrankung Morbus Crohn leidet, zog nach der Tat zu einem Onkel in die Nähe von Ulm, um dem von ihm als schädlich empfundenen Umfeld in Plochingen zu entgehen. Doch einige Spuren und Zeugenaussagen deuteten auf ihn als Täter hin, letztlich stellte er sich und sitzt seit Juni in Untersuchungshaft. Die Tat tue ihm „zutiefst leid“.

Der Gastwirt wird ähnlich empfinden, allerdings aus einem anderen Grund. Denn laut seinem Sohn musste er das erst fünf Monate zuvor eröffnete Lokal rund drei Monate nach dem Überfall schließen. Die Gäste seien ausgeblieben, denn die Tat, über die unter anderem in einer großen Boulevardzeitung und in einem regionalen Fernsehsender berichtet worden sei, habe dem Ruf des Restaurants zu sehr geschadet. Der Prozess wird fortgesetzt.