Zwei Männer haben am 14. Dezember 2015 einen Transporter überfallen, der Schmuck und Gold an Bord hatte. Um die Spuren zu verwischen, zündeten sie zwei Autos an. Erwischt hat sie die Polizei trotzdem. Jetzt müssen sie ihre Taten verantworten.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Kirchheim - Der spektakulärste Raubüberfall der vergangen Jahre in der Region Stuttgart wird seit Dienstag vor dem Stuttgarter Landgericht verhandelt. Die beiden mutmaßlichen Täter, Deutsche, die in Kasachstan geboren wurden, sollen am 14. Dezember 2015 in Kirchheim unter Teck (Landkreis Esslingen) Schmuck und Gold im Wert von rund 113 000 Euro erbeutet haben. Ein dritter Täter bleibt noch unbekannt.

 

Der erste Prozesstag war denkbar kurz. Die beiden Angeklagten wurden in den Saal der 19. Strafkammer am Stuttgarter Landgericht geführt, ihre Köpfe verbargen sie hinter Aktenordnern, die sie erst fallen ließen, als der Vorsitzende Richter das Fotografierverbot anordnete. Sie machten weder Angaben zu ihrer Person, noch zur Tat, die ihnen vorgeworfen wird. Das bedeutet, dass es eine langwierige Beweisaufnahme geben wird, die das fünfköpfige Richtergremium voraussichtlich bis Ende August beschäftigen wird.

Die Tat hatte großes Aufsehen erregt

Die Tat, die den 35 und 34 Jahre alten Männern vorgeworfen wird, hatte damals großes Aufsehen erregt. Der damals 78- jährige Fahrer eines weißen Ford Transit war mit Schmuck und Gold aus München gekommen und wollte um 19.30 Uhr ins Kirchheimer Industriegebiet Bohnau zurück zu der Firma, für die er unterwegs war.

Gerade als er in die Heinkelstraße einbog, stellte sich vor ihm plötzlich ein Alfa Romeo quer. Der Fahrer musste abbremsen. Ein maskierter Mann sprang heraus, der vermutlich mit einer schweren Taschenlampe die Seitenscheibe des Transporters einschlug und anschließend mit der Lampe auf den Fahrer einprügelte. Der alte Mann rettete sich über die Beifahrertür aus dem Auto und floh. Er hatte Platzwunden und Risse im Gesicht davongetragen, später musste er im Krankenhaus behandelt werden.

Die beiden mutmaßlichen Täter fuhren den dunklen Alfa Romeo 147 und den Transporter über die Einsteinstraße und die Tannenbergstraße auf einen Feldweg, direkt neben einer Brücke der A  8. Sie parkten die beiden Autos nebeneinander und zündeten sie an. Dann rannten sie mit ihrer Beute weiter zum nahe gelegenen Pendlerparkplatz neben der Autobahnmeisterei. Dort wartete bereits ein Komplize auf sie, mit dem sie flohen.

Die beiten Autos brannten vollständig aus

Die beiden Autos brannten vollständig aus. Das Nummernschild des Alpha Romeo hatten sie zuvor in der Nähe von Sinsheim von einem geparkten Wagen abgeschraubt. Nach den Tätern wurde lange gefahndet, unter anderem auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY. . . ungelöst“. Verhaftet wurden die beiden schließlich am 9. Januar dieses Jahres in ihren Wohnungen in Pforzheim und Rastatt. Die Anklage wiegt schwer: Gemeinschaftlicher schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung, gemeinschaftliche schwere Brandstiftung, das alles lässt ein hohes Strafmaß erwarten.

Viele Fragen sind nach dem ersten Verhandlungstag naturgemäß noch offen. Wo ist die Beute geblieben? Wie sind die Ermittler auf die Spur der beiden Männer gekommen? Wer hat den mutmaßlichen Tätern den Tipp mit dem Schmucktransporter gegeben?

Die beiden Männer haben Pflichtverteidiger beigestellt bekommen und äußern sich weder zur Person, noch zur Sache. „Mein Mandant verteidigt sich durch Schweigen“, sagte ein Anwalt. Ob es die richtige Strategie ist, wird sich in den kommenden zwei Monaten zeigen.