Seit Monaten kursieren Gerüchte durch Social Media – aber auch durch konventionelle Medien: Rauchen soll vor einer Coronainfektion schützen oder den Covid-19 Verlauf mildern. Das Robert-Koch-Institut bezieht zu dieser Frage eindeutig Stellung.
Stuttgart - Rauchen ist gesundheitsschädlich. Diese Botschaft wird breit gestreut durch Warnungen auf Zigarettenpackungen, Broschüren der Krankenkassen und Kampagnen des Gesundheitsministeriums. Der Wahrheitsgehalt der Aussage ist mit einer Vielzahl medizinischer Studien bestätigt. Entsprechend provokant ist die Frage: Schützt Rauchen vor Corona?
Nicht zum ersten Mal wird eine vermeintlich schädliche Verhaltensart zum Heilsbringer erklärt – ähnlich hartnäckig hält sich das Gerücht, eine gewisse Menge Rotwein pro Tag sei gesundheitsfördernd. Dahinter steckt ein einfacher Mechanismus: Kranke und Ältere Menschen meiden gesundheitsschädliche Verhaltensweisen aufgrund ihrer höheren Gefährdung. Daraus folgt: Unter kranken Menschen gibt es einen höheren Anteil Nichtraucher als unter gesunden Menschen. Daraus entsteht der falsche Schluss: Viele Nichtraucher sind krank, also muss rauchen gesund sein.
Robert-Koch-Institut warnt vor gesundheitlichen Folgen
Bei Covid-19 ist der Mechanismus ähnlich, das Robert-Koch-Institut sieht bei über 60-Jährigen eine erhöhte Gefährdung durch Covid-19, in dieser Altersgruppe entstehen die meisten schweren Verläufe. Gleichzeitig ist der Anteil der Raucher in dieser Altersgruppe geringer als bei allen anderen. Daraus folgt ein höherer Anteil schwerer Verläufe bei Nichtrauchern als bei Rauchern, ohne dass Rauchen damit etwas zu tun hätte.
Das Robert-Koch-Institut klärt auf: Die Datenlage ist dünn, verlässlich kann zurzeit keine Aussage darüber getroffen werden, ob sich die Infektionsraten zwischen Rauchern und Nichtrauchern unterscheiden. Die Daten deuten jedoch darauf hin, dass Raucher im Vergleich zu Niemals-Rauchern ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Eine vorläufige Auswertung aus England lässt zudem eine erhöhte Sterberate an Covid-19 für ehemalige Raucher vermuten.