Rauchverbot in Frankreich Nikotin nein, E-Zigaretten ja: Frankreichs Rauchverbot polarisiert
Wer auf den Bus wartet oder sich auf der Parkbank entspannt, darf in Frankreich nicht mehr rauchen. Die Strafe beträgt 135 Euro.
Wer auf den Bus wartet oder sich auf der Parkbank entspannt, darf in Frankreich nicht mehr rauchen. Die Strafe beträgt 135 Euro.
Was haben Strände und Skipisten, Bushaltestellen und Parks gemeinsam? Catherine Vautrin, einflussreiche Ministerin für Gesundheit, Arbeit und Familien in Frankreich, hat die Antwort: „Wo es Kinder hat, muss das Rauchen aufhören“, sagt die Vertraute von Präsident Emmanuel Macron.
Betroffen sind auch die Trottoirs und Plätze vor Grund- und Mittelschulen. In Bushäuschen und Sportanlagen ist die genaue Verbotszone noch nicht klar definiert. Vautrin sagte dieser Tage in einem Zeitungsinterview : „Die Freiheit zu rauchen hört dort auf, wo die Kinder das Recht haben, frische Luft zu atmen.“
Deshalb soll in Zukunft eine Strafe von 135 Euro zahlen, wer sich an den öffentlichen Orten eine „clope“ (französisch für Kippe) ansteckt. Die für Umstehende weniger störenden E-Zigaretten bleiben von dem Verbot ausgenommen. Vautrin will deren Nikotingehalt aber gesetzlich eindämmen.
Den seit mehreren Jahren geplanten Schritt begründet die Ministerin mit der öffentlichen Sicherheit: 75 000 Menschen sterben in Frankreich jährlich an der Tabaksucht, die Gesundheitskosten belaufen sich auf 156 Milliarden Euro.
In den französischen Medien ärgern sich Raucherinnen und Raucher dagegen über das ihrer Meinung nach „diktatorische“ und vor allem inkonsequente Vorgehen der Regierung. Denn auf Bistro- und Restaurantterrassen – wo man bedeutend enger sitzt als in Parkanlagen oder öffentlichen Gärten – darf weiter geraucht werden. Warum, sagt Vautrin nicht; vermutlich wollte sie sich nicht mit den Wirten anlegen. Die Regierung hatte jüngst schon gegenüber demonstrierenden Landwirten und Taxifahrern nachgeben müssen, und Macron wollte zweifellos vermeiden, auch noch die Wirte gegen sich aufzubringen. Wütend ist die Raucherzunft vor allem in Paris, wo die Behörden im Mai schon Bußen von 135 Euro für das Wegwerfen von Zigarettenkippen eingeführt haben. Verhältnisse wie in Singapur oder Japan seien das, motzen viele Pariserinnen und Pariser, die heute für ein Paket Zigaretten rund zwölf Euro hinblättern.
Wer gar nicht erst raucht, spart diese Kosten freilich ein. Doch das sind nicht die einzigen Vorteile eines persönlichen Rauch-Stopps, wie Ärzte anlässlich des Weltnichtrauchertags an diesem Samstag erklären. Wer die Finger von der Zigarette lässt, verringert demnach generell das Risiko für verschiedenste Erkrankungen. So ist Rauchen für ein Fünftel aller Krebserkrankungen direkt verantwortlich, aber auch Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder chronische Bronchitis lassen sich häufig auf das Rauchen zurückführen. Raucher haben etwa ein um 65 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt als Nichtraucher. Schon drei Tage nach der letzten Zigarette verbessert sich laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum die Funktion der Atemwege. Nach einer Woche sinkt der Blutdruck und damit das Herzinfarktrisiko. Nach einem bis neun Monaten gehen Hustenanfälle, Verstopfungen der Nasennebenhöhlen und Kurzatmigkeit zurück. Die Lunge reinigt sich allmählich, indem Schleim abgebaut wird.
In Paris sammeln die städtischen Reinigungsdienste derweil täglich bis zu fünf Millionen Zigarettenstummel ein. Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt deshalb auch 400 000 Aschenbecher im Taschenformat verteilen. Mit witzig gemeinten Fragen versucht sie den Tabakfreunden das Ausdrücken des Glimmstängels für immer zu erleichtern: „Lieber Star Trek oder Star Wars?“ oder „Eher Fahrrad oder E-Bike?“ steht auf den zwei Öffnungen der neuartigen Deponiersäulen für gebrauchte Kippen. Man könnte auch fragen: Sich lieber totlachen oder totrauchen?