Russlands Politiker kämpfen mit abschreckenden Bildern und einem totalen Rauchverbot in der Öffentlichkeit gegen den blauen Dunst.

Moskau - Russische Politiker wollen Zigaretten aus der Öffentlichkeit verbannen, die Tabaksteuer erhöhen und Raucher mit Horrorbildern abschrecken. Die Duma hat diesbezüglich schon mehrere Anläufe genommen; bisher knickten die Volksvertreter aber stets vor der Zigarettenlobby ein. Ende Oktober stieg dann Regierungschef Dmitri Medwedew höchstselbst in den Ring und machte sich für ein totales Rauchverbot in der Öffentlichkeit und ein rigoroses Werbeverbot stark.

 

Nun wird das russische Parlament noch dieses Jahr ein entsprechendes Gesetz erlassen, das spätestens zum 1. Januar 2014 gelten soll. Bereits beschlossene Sache sind die abschreckenden Bilder, die von Mai an auf allen in Russland verkauften Zigarettenschachteln prangen: ein schwarzer Raucherfuß, schlechte Haut oder ein nach unten zeigendem Daumen als Symbol für die Impotenz. Internationale Erfahrungen zeigten, dass schockierende Bilder größere Wirkung als mahnende Worte haben, heißt es im Gesundheitsministerium. Sie bewirkten bei Sündern „eine signifikante Änderung der Wahrnehmung des Rauchens“.

Vier von zehn Russen sind Raucher

Es ist höchste Zeit: Laut der Weltgesundheitsorganisation rauchen 39,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das macht im Schnitt 17 Zigaretten pro Tag und Nase; Säuglinge und Greise werden mitgezählt. 600 Milliarden Rubel – das sind rund 15 Milliarden Euro – geben die Russen jährlich für Tabakerzeugnisse aus. Die dem Staat entstehenden Kosten wegen Krankheit seien um ein Vielfaches höher, warnt der Haushaltspolitiker Dmitri Ananjew. Allein durch den tabakbedingten Tod arbeitsfähiger Menschen entstehe dem Staat jedes Jahr ein Schaden von umgerechnet 36,6 Milliarden Euro. Der Senator will die Nation deshalb nicht nur mit schlimmen Bildern und Rauchverboten erziehen, sondern auch über den Geldbeutel. Eine Packung der teuersten Sorte – schlank, extra lang, Mentholgeschmack – kostet knapp 60 Rubel, das sind weniger als 1,50 Euro. Die Tabaksteuer müsse um ein Mehrfaches angehoben werden, fordert Ananjew. Davor schreckt das Parlament bis jetzt jedoch zurück: Raucher sind Wähler, Zigaretten wohlfeil.

Restaurantbesitzer treibt nun die Sorge vor Umsatzeinbrüchen um. Der Dachverband der Tabakindustrie reagiert jedoch gelassen. In Russland gelten schon länger drastische Einschränkungen für Reklame, sagte Verbandschef Wadim Schelnin. Die Russen würden dennoch qualmen.