Sie dringen in Regionen vor, die nie zuvor eine Raumsonde erkundet gesehen hat: Nach ihrer Schwester ist nun auch Voyager 2 aus dem Bereich der Magnetfelder um die Sonne geflogen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Washington - Sechs Jahre nach ihrer Zwillingsschwester Voyager 1 hat Voyager 2 als zweite Raumsonde in der Geschichte der Menschheit die Heliosphäre der Sonne verlassen. Datenanalysen hätten ergeben, dass Voyager 2 am 5. November aus dem Bereich der Magnetfelder um die Sonne herausgeflogen sei, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Montag mit. Die Sonde sei nun rund 18 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, könne aber noch mit den Forschern kommunizieren, allerdings dauert jede Übertragung von Information rund 16,5 Stunden.

 

Voyager 1 (auf Deutsch: Reisender) war am 5. September 1977 gestartet, Voyager 2 am 20. August 1977. Die ursprünglich auf nur vier Jahre angelegten Missionen zählen längst zu den erfolgreichsten Nasa-Projekte aller Zeiten. Die beiden je rund eine Tonne schweren Sonden hatten ein Rendezvous mit Jupiter und Saturn, Voyager 2 besuchte dazu Uranus und Neptun – als einzige Sonde, die bei all diesen Planeten vorbeiflog. Auch 48 Monde studierten die Sonden. Betrieben wird das Voyager-Duo mit langlebigen Plutonium-Generatoren.

Ziel der Voyager Interstellar Mission (VIM) ist die Erforschung der Randbereiche des Sonnensystems und des umgebenden interstellaren Raumes. Das Sonnensystem verlassen haben die beiden Sonden noch nicht – und werden das so bald auch nicht.

Die Grenze liege nach derzeitigem Verständnis hinter der sogenannten Oortschen Wolke, einer Ansammlung kleiner Objekte, die trotz der immensen Entfernung noch unter dem Einfluss der Anziehung durch die Sonne stehen, hieß es. „Es wird 300 Jahre dauern, bis Voyager 2 den inneren Rand der Oortschen Wolke erreicht und möglicherweise 30 000 Jahre, bis sie durchflogen ist.“

Voyager hat es als Markenzeichen des technischen Fortschritts sogar in die zeitgenössische Popkultur gebracht. So taucht im ersten „Star Trek“ Spielfilm von 1980 eine – tatsächlich nie gebaute – sechste Voyager-Sonde auf, die nach Kontakt mit extraterrestrischen Leben ein eigenes Bewusstsein entwickelt und auf der Suche nach ihrem Schöpfer ist.